Kategorie: Meinung
Wie baue ich mir ein energiesparendes Haus? Den öffentlichen Stellen in den Bundesländern genügt es, sich dabei nur auf das Thema Heizen zu konzentrieren und Energiekennzahlen als Grundlage für die Vergabe von Fördermitteln heranzuziehen. Wobei jedes Land seinen eigenen Weg geht. Wer in Oberösterreich eine Baubewilligung bekommen will, muss seit 1999 den Energieausweis vorlegen. Andere Bundesländer ziehen diese gesammelte Darstellung energietechnisch relevanter Kennzahlen eines Gebäudes gar nur als Basis für Förderungen heran.
Der Energieausweis ist ein rein technisches Instrument, mit dem lediglich eine Bilanz über den Heizenergieverbrauch des Hauses - Transmissionswärmeverlust, Lüftung und solare Gewinne - erstellt wird. Entwickelt hat ihn das österreichische Institut für Bautechnik (OIB) gemeinsam mit den Landesregierungen. Von einer bundesweiten Vereinheitlichung dieses Tools kann keine Rede sein. "Der Laden steht", konstatiert Clemens Demacsek, zuständiger Referatsleiter im OIB, Frustrationen in den Ländern. Grund für die Zores: Während man einerseits versucht, den Energieausweis zum Standard zu machen, gibt es Bestrebungen, eine neue ö-Norm H 5055 zu installieren, die andere Berechnungsmethoden anwendet. Massgeblich daran beteiligt ist Erich Panzhauser, emeritierter Bauphysik-Professor an der Technischen Universität Wien, einer der Pioniere des energieeffizienten Bauens in österreich. Der von ihm entwickelte, mittlerweile umstrittene LEK-Wert (Lines of European K-Values, ein Kennwert für den Wärmeschutz einer Gebäudehülle unter Bedachtnahme auf die Gebäudegeometrie) berücksichtigt nur die Transmissionswärmeverluste, nicht aber die Wärmeverluste, die durch die Fensterlüftung entstehen.
Der Energieausweis beschreibt also die Bilanz eines Hauses, wie es ist. Es existieren aber noch andere Gebäudebewertungs-Tools, die über die rein technische Berechnung des Wärmebedarfs hinausgehen: beispielweise die ö-Norm B 8110, Teil 4, ebenfalls unter Mithilfe Demacseks und des OIB entstanden, zur betriebswirtschaftlichen Optimierung des Wärmeschutzes eines Gebäudes. Dabei stellt sich heraus, dass die Amortisationsdauer bei einer Dämmstoffdicke bis zu 5 cm rapid von über 16 Jahren auf weniger als 6 sinkt, dann aber wieder leicht ansteigt. Ebenso verhält sich die Kurve des Barwertes - des zusammengefassten heutige Wertes von zukünftig anfallenden Zahlungen - in Relation zur Dämmstoffdicke: Sie ergibt unter Berücksichtigung der Investitions- und Baunutzungskosten eine ideale Dämmstoffdicke von 21,8 cm. Um die Sache noch verwirrender zu machen, gibt es auch die ö-Norm EN 832, die den Heizwärmebedarf bezogen auf die Brutto-Geschoßfläche berechnet, die aber, so Demacsek, kaum Anwendung findet.