Mittwoch, Juli 17, 2024
Was Beschäftigte wollen
Georg Konjovic, CEO des Jobportals karriere.at

Jobsuchende müssen die richtigen Skills und Talente mitbringen, um eingestellt zu werden. Aber auch Unternehmen haben Erwartungen zu erfüllen. Ein Blick auf den aktuellen Arbeitsmarkt und darauf, was einen attraktiven Arbeitgeber heutzutage ausmacht. Ein Kommentar von Georg Konjovic, karriere.at.


Die Zahl der offenen Stellen liegt seit 2022 auf einem niemals dagewesenen Niveau von rund 200.000. Die geburtenstarke Generation der Babyboomer (Jahrgänge 1955–1969) geht in Pension, die jüngeren Generationen können das nicht aufwiegen. Durch den Arbeits- und Fachkräftemangel hat sich der österreichische Arbeitsmarkt von einem Arbeitgeber- zu einem Arbeitnehmer*innen-Markt gewandelt. Jobsuchende sind zum Teil wählerischer und müssen weniger Kompromisse eingehen. Eine repräsentative Umfrage von Marketagent im Auftrag von karriere.at ergab, dass neben den elf Prozent, die aktiv auf Jobsuche sind, weitere 38 Prozent der Arbeitnehmer*innen zwar nicht aktiv nach etwas Neuem suchen, sich aber regelmäßig über die Situation am Arbeitsmarkt informieren (Arbeitsmarktreport 2024 unter www.karriere.at/hr/tipps). Unternehmen können diese potenziell wechselwilligen Menschen mittels attraktiver Positionierung gezielt ansprechen.

Nachfrage vs. Angebot
Ein höheres Gehalt ist das stärkste Jobwechselmotiv. Daneben spielen auch Prämien eine Rolle, sie sind der beliebteste Benefit unter Arbeitnehmenden. Allerdings finden sich die Prämien aktuell nicht unter den Top Ten der Arbeitgeber. Diese bieten als häufigsten Benefit »Flexible Arbeitszeiten«. Tatsächlich sehen es 78 Prozent der Erwerbsfähigen als Pluspunkt, sich ihre Zeit flexibel einteilen zu können. Der Trend zeigt auch in Richtung Arbeitszeitreduktion.

Obwohl im Jahr 2023 Vollzeitstellen nach wie vor den größten Anteil an Inseraten auf karriere.at (76 %) ausmachten, entfiel ein zunehmend größerer Prozentsatz auf Teilzeitstellen: Er stieg seit 2021 von zehn auf 15 Prozent. Außerdem erhöhte sich der Anteil an Inseraten mit dem Hinweis »Vollzeit oder Teilzeit möglich« auf elf Prozent der auf karriere.at ausgeschriebenen Stellen. Arbeitgeber sind zunehmend gewillt, ihre Stellen flexibel zu denken. Womöglich sticht die Arbeitszeitreduktion den Wunsch nach mehr Gehalt aus: 30 Prozent der Arbeitnehmer*innen – vor allem Jüngere – würden Abstriche beim Gehalt akzeptieren, wenn sie dafür ihre Arbeitszeit verkürzen könnten. Homeoffice ist im Ranking der Arbeitnehmenden übrigens nicht vertreten – für die meisten ist dieses Angebot bereits selbstverständlich.

Der »War for Talents«
Gefragt sind also Jobs mit gutem Gehalt und finanziellen Benefits. Sie sind flexibel, idealerweise nicht Vollzeit und öffentlich gut angebunden. Für manche Arbeitgeber mag das unrealistisch klingen, andere sehen vielleicht keinen Sinn. Doch immer mehr Unternehmen erfüllen diese Erwartungen und positionieren sich damit als attraktivere Arbeitgeber. Sie sind damit einen Schritt voraus und werden den Kampf um die besten Talente gewinnen.

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