Wer weiß schon, ob die auf einer bestimmten Webseite veröffentlichten Nachrichten der Wahrheit entsprechen? Wer kann einschätzen, ob die im Ranking besonders gut bewertete Kaffeemaschine auch wirklich die beste Leistung unter allen analysierten Produkten bringt? Phil Poosch weiß, dass immer mehr Unternehmen versuchen, mit ihren Webseiten möglichst weit oben bei den Suchanfragen aufgeführt zu werden. Welchen Aufwand die Konzerne betreiben, um ihr Ziel zu erreichen, verrät der SEO-Experte (Bild oben) in diesem Beitrag.
Einst ist Google als Suchmaschine gestartet. Die Aufgabe der Plattform lag darin, den Anwender zu für ihn relevanten Informationen zu führen. Ein erfolgreiches Geschäftsmodell: Heute gehört Google weltweit zu den Giganten des Internets. In weiten Teilen Europas sowie in den USA wird der Großteil aller Suchanfragen über Google vorgenommen. Die Zahl der regelmäßigen Nutzer steigt weiterhin an. Das Vertrauen in die Plattform ist heute so stark ausgeprägt wie nie zuvor.
Doch Google selbst hat sich in den letzten Jahren gewandelt. Von der bekanntesten Suchmaschine wagt man heute die Entwicklung hin zur ersten Informationswebseite, die von den Verbrauchern im Internet angesteuert wird. Entsprechend groß ist die Macht von Google, wenn es dem User bestimmte Inhalte anzeigt – ihm andere aber vorenthält. Zumal auf diese Weise der Manipulation Tür und Tor geöffnet sein dürfte. Eine Erkenntnis, die von vielen Unternehmen ausgenutzt wird.
Die Sichtbarkeit der User ist eingeschränkt
Wer heute im Internet eine Suchanfrage stellt, kann sich je nach Thema gerne einmal auf hunderttausende Ergebnisse freuen. Im Regelfall ist das natürlich zu viel, um alle aufgeführten Links tatsächlich zu lesen. Viele Anwender vertrauen daher weitgehend unkritisch den ersten drei angezeigten Resultaten. Ebenso besteht Einigkeit darin, offensichtlichen Werbeanzeigen keine Aufmerksamkeit zu schenken: Nur etwa jeder 20. Verbraucher öffnet die damit verlinkten Webseiten.
Dieses Vorgehen mag an sich nachvollziehbar sein. Es wirft aber auch Fragen auf: Wonach entscheidet Google eigentlich, wie es die zur Verfügung gestellten Inhalte sortiert und letztlich dem Anwender anzeigt? Geht es dabei wirklich um die Richtigkeit der Informationen? Erhält der User immer die besten Ergebnisse, wenn er einen der ersten drei Links anklickt – und sind die weiter hinten aufgeführten Resultate automatisch schlecht? Fragen, die sich heute eigentlich kaum noch jemand stellt – und die aufzeigen, wie leicht die Manipulation im Internet gelingen kann.
Der Algorithmus als Geschäftsgeheimnis
Dass eine Unterscheidung der Inhalte vorgenommen werden kann, ist einem im Hintergrund der Suchmaschinen agierenden Algorithmus zu verdanken. Wird eine Suchanfrage gestellt, kann diese in Sekundenbruchteilen viele eintausend Webseiten durchsuchen und die dort enthaltenen Informationen zu einem Ranking zusammenfassen. Natürlich liest der Algorithmus die Inhalte nicht. Er lässt sich vielmehr durch die Verwendung von Bildern und Videos, von bestimmten Schlagwörtern und Hashtags, ebenso aber von der Länge einzelner Absätze sowie der Aufführung von Listen und Stichworten beeinflussen.
Wie genau sich das Suchergebnis letztlich zusammensetzt, ist für die Anwender jedoch nicht einsehbar – daraus macht Google weiterhin ein Geheimnis. Dennoch ist darüber mittlerweile so viel bekannt, dass es vielen Unternehmen gelingt, den Algorithmus – und damit auch die Reihenfolge der Suchresultate – zu manipulieren. Ein Vorgehen, das für manche Firma sinnvoll sein mag, um Waren und Leistungen anzubieten. Doch auch eine erhebliche Gefahr für den Verbraucher, dessen Vertrauen missbraucht wird.
Die eigene Sichtbarkeit wird erhöht
Für kleine Betriebe ebenso wie für weltweit agierende Konzerne sind Google und andere Suchmaschinen heute zu einem wichtigen Werkzeug gereift: Je weiter oben sie im Ranking der Suchanfragen aufgeführt werden, desto sichtbarer sind sie für Kunden und Klienten. Wer hohe Verkaufs- und Auftragszahlen erreichen möchte, muss im Internet also leicht durch die Verbraucher zu finden sein. Entsprechend groß sind die Bemühungen vieler Unternehmen, dieses Ziel zu erreichen. Längst handelt es sich dabei um einen milliardenschweren Markt, in dem es einzig darum geht, das eigene Angebot so zu gestalten, dass es vom Algorithmus der Suchmaschinen als möglichst wichtig erkannt und somit weit oben in den Resultaten angezeigt wird. Egal, ob es sich dabei um den Verkäufer von Kaffeemaschinen handelt, der seine Produkte anpreisen möchte. Oder um eine Nachrichtenwebseite, die falsche Information streuen will. Für den Nutzer ist diese Form der Manipulation kaum noch zu erkennen – und genau darin liegt ihre Gefahr.
Es fehlt an Möglichkeiten der Kontrolle
Heute ist es nicht mehr möglich, eine Unterscheidung der Ergebnisse einer Suchanfrage vorzunehmen. Entsprechende Programme gibt es gegenwärtig nicht. Doch wären sie überhaupt zulässig? Letztlich würden auch sie dazu führen, dass Google dem User bestimmte Inhalte anzeigt, ihm andere aber vorenthält. Wäre folglich nicht auch von einer Manipulation auszugehen? Zumal sich damit durchaus der rechtliche wie moralische Aspekt der Zensur ergeben würde. Google und andere Suchmaschinen bleiben ihrem Algorithmus daher treu. Die Aufgabe, lautere von unlauteren Informationen zu filtern, geht auf den Verbraucher über. Er muss für sich selbst entscheiden, welche Links attraktiv genug wirken, um sie anzuklicken. Er sollte aber auch sein eigenes Vorgehen hinterfragen: Befinden sich die wertvollen Inhalte wirklich immer ganz weit oben in der Auflistung – und sind die hinten platzierten Resultate automatisch schlecht? Eine Frage, die übrigens auch die Suchmaschinen unterschiedlich beantworten. Das Finden der Wahrheit wird damit natürlich nicht eben leichter.
Über den Autor
Phil Poosch berät und begleitet B2B-Unternehmen auf dem Weg zum digitalen Erfolg. Dabei hat er sich auf die Online-Positionierung und Neukundengewinnung spezialisiert. Er unterstützt Unternehmer und Unternehmen dabei, Wettbewerbsfähigkeit zu sichern und Wachstumspotenziale über das Internet zu nutzen. Mehr Informationen unter philpoosch.de
Bild: Poosch Consulting GmbH