Josef Unger, Geschäftsführer Unger Stahlbau, im Interview.
Report: Wie wird sich der Stahlbau 2009 entwickeln?
Josef Unger: Generell steht es um unsere Auslastung für das erste Halbjahr 2009 dank einiger Großprojekte sehr gut. Wir erkennen dahingehend einen Trend, dass sich die Auftraggeber ihre Lieferanten gezielter aussuchen und bei der Auswahl die Seriosität sowie die Bonität der Unternehmen ein wichtiges Entscheidungskriterium darstellt.
So konnten wir erst vor wenigen Wochen einen Mega-Auftrag in Deutschland zur Errichtung einer Fertigungshalle mit 68.000 Quadratmetern gewinnen. Sofern die von öffentlicher Seite vergebenen Bankenhilfspakete zu greifen beginnen und wieder liquide Mittel in den Markt gelangen, rechnen wir im Allgemeinen mit einem Nachfrageanstieg.
Report: Welche Maßnahmen stehen 2009 an?
Unger: Jede Krise birgt schließlich auch eine gewisse Chance, nämlich die Rückbesinnung auf die eigenen Stärken. Unternehmen mit Substanz werden auch gestärkt aus dieser Krise hervorgehen. Wir haben bereits sehr früh begonnen, das Unternehmen auf breitere Beine zu stellen. So bieten wir neben dem reinen Stahlbau und der schlüsselfertigen Errichtung ganzer Bauvorhaben auch sämtliche Belange der Projektentwicklung in allen unseren Märkten in West-, Mittel- und Osteuropa sowie dem Mittleren Osten an. Ausgehend von unserer Firmenzentrale in Österreich bieten wir diese Leistungen jetzt auch in den Ländern Zentralasiens, wie Kasachstan und Turkmenistan, an.
Mit unserem neuen Produktionsstandort in Sharjah in den Vereinigten Arabischen Emiraten beliefern wir zudem laufend neue Märkte wie beispielsweise den Iran sowie Nord- und Ostafrika.
Report: Wie gut ist Unger aufgestellt?
Unger: Die Unger Steel Group ist eine Erfolgsgeschichte, die 1952 im Burgenland begann und heute internationale Dimensionen erreicht hat. Heute werdenbereits 80 Prozent der Umsätze außerhalb Österreichs erwirtschaftet. Der Konzern beschäftigt derzeit weltweit 1.200 Mitarbeiter, davon 350 in der Konzernzentrale Oberwart, und erwirtschaftete 2008 einen Umsatz von 250 Millionen Euro.
Report: Wie wirkt sich der Stahlpreis auf das Geschäft aus?
Unger: Obwohl wir auch mit anderen Baustoffen arbeiten, ist die Stahlpreisentwicklung auf den internationalen Märkten für unser Stammgeschäft, den konstruktiven Stahlbau, naturgemäß von großer Bedeutung. Mit einer Produktionsmenge von mehr als 80.000 Tonnen an konstruktivem Stahlbau in unseren Fertigungswerken in Europa und Asien gehören wir zu den weltweit größten Abnehmern von gewalzten Profilen. Durch diese immense Abnahmemenge sowie unser stets partnerschaftliches Verhältnis zu den führenden internationalen Stahlherstellern sind wir sowohl in der Hochpreisphase als auch in diesen krisenhaften Zeiten in der Lage, beste Konditionen und Liefersicherheit zu erzielen.
Report: Welche neuen Entwicklungen gibt es?
Unger: Forschung und Entwicklung wird innerhalb unserer Gruppe in vielen Bereichen vorangetrieben. So entwickeln und verbessern unsere Techniker beispielsweise kontinuierlich unsere 3D-Planungssoftware, mit welcher alle unsere Fertigungsmaschinen direkt angesteuert werden. Auch das Qualitäts- und Sicherheitsmanagement wird unter tatkräftiger Beteiligung unserer Mitarbeiter in sämtlichen Abteilungen von der Planung über die Fertigung bis zur Montage stetig verbessert. So ist beispielsweise die Rückverfolgung sämtlicher produzierter Teile bis zum einzelnen Walzwerk möglich.
Aber auch im Produktbereich bieten wir ständig innovative Lösungen an. Wir konnten uns zum Beispiel durch richtungweisende Referenzprojekte in Rumänien als führendes europäisches Unternehmen für die Errichtung von erdbebensicheren Hochhäusern positionieren. Mit dem hauseigenen Businesshotel-Konzept COM.INN setzen wir Maßstäbe in der zeitsparenden Umsetzung von schlüsselfertigen Hotelprojekten in Modulbauweise. Und nicht zuletzt sind wir natürlich weiterhin sehr stark im Bereich der Erzeugung von erneuerbarer Energie tätig, wo wir ja schon seit einigen Jahren mit einer Vielzahl an Referenzprojekten aufzeigen konnten.