Der Marktstart der neuen Apple Watch steht bevor. Wie steht es aber bislang mit der prognostizierten Revolution am Handgelenk? Eine persönliche Bilanz zum Nutzen der Apple Watch.
Am 9. September 2014 präsentierte Tim Cook im Flint Center in Cupertino, Kalifornien, die Apple Watch und damit den Einstieg des Konzerns in das Geschäft der »Wearables«. An diesem für die Computergeschichte nicht unbedeutenden Ort hatte Steve Jobs 30 Jahre zuvor den Macintosh vorgestellt. Mit den berühmten Worten seines Vorgängers »One more thing …« kündigte Cook am diesem Tag »das nächste Kapitel in Apples Geschichte« an.
Von dieser Ankündigung bis zu dem Moment, an dem sich die ersten Käufer ihre je nach Modell zwischen 400 und 18.000 Euro teuren Uhren um die Handgelenke schnallen konnten, sollte noch einige Zeit verstreichen. Über ein für Apple neues Vertriebssystem konnte die Watch ab dem 10. April 2015 nur online über die offizielle Apple-Homepage in neun Ländern vorbestellt werden. Österreich gehörte nicht zu den ersten Auserwählten. Hierzulande mussten sich die potenziellen Käufer nochmals weitere fünf Monate in Geduld üben.
Gewöhnungseffekt
Jetzt, wo die Gerüchteküche langsam über ein neues Modell der Apple Watch zu brodeln beginnt, ist es an der Zeit zu fragen, was nun aus der von Tim Cook vorhergesagten Revolution am Handgelenk wurde.
Die Meinungen gehen weit auseinander, aber nach nun fast einem Jahr mit dem modernen Zeitmesser kann ich zumindest meine persönliche Bilanz ziehen. So viel vorweg: Das Design hat mir anfangs schon nicht besonders zugesagt. Inzwischen habe ich mich jedoch daran gewöhnt und kann es als funktional akzeptieren. Ich habe mich auch daran gewöhnt, dass ich meine Uhr jeden Abend aufladen muss.
Die Funktionen, die ich mit Abstand am meisten nutze, sind die einfachen Erinnerungen. Ob es nun eine Erinnerung an das in vier Minuten fertige Ei im Kochtopf ist oder ein geschäftlicher Anruf, den ich am Folgetag unbedingt tätigen muss: Es funktioniert und ist gleichzeitig sehr praktisch! Ich hebe mein Handgelenk und spreche mit Siri. Die Wetter-und Temperaturanzeige auf dem Ziffernblatt gefällt mir und auch die Tatsache, dass man eine beleuchtete Uhr eben im Dunkeln ablesen kann, erscheint zwar auf den ersten Blick trivial, ist jedoch ein Vorteil, der mir beim Tragen einer klassischen Uhr mittlerweile abgeht.
Gefühl, etwas erreicht zu haben
Ich nutze die CNN-, Die Welt-, und die Standard-App und fühle mich nachrichtentechnisch über die Push-Funktionen der Apps bestens informiert. Auch WhatsApp, Facebook und Twitter sind im Social-Media-Bereich sinnvoll. Die Fitnessfunktion habe ich ebenfalls schätzen gelernt. Es hört sich vielleicht naiv an, aber die Belohnung nach einem 30-minütigen Lauf, und sei es nur eine virtuelle Medaille, vermittelt ein kleines Gefühl, etwas erreicht zu haben.
Wenig benutze ich hingegen den Kartendienst. Siri erkennt per Spracheingabe Straßennamen oft nicht richtig und bei der Kartenapp fällt die langsame Bluetooth-Koppelung an das Iphone besonders negativ auf. Auch telefoniere ich selten über die Apple Watch, und das auch nur, wenn mein iPhone mal wieder unauffindbar ist. Erstens sieht diese »Knight-Rider-Pose« ziemlich dämlich aus, weiters ist die Sprachqualität des Lautsprechers einfach unzureichend und allgemein zu leise.
Die Apple-eigene Kalenderfunktion empfinde ich nur für den jeweiligen Tag als brauchbar. Für ein übersichtliches Arbeiten an einem Kalender ist die Uhr meiner Meinung nach nicht geeignet – auch wenn es hier inzwischen alternative Lösungsansätze als App wie zum Beispiel »Fantastical 2« gibt.
Fazit: Eigentlich sind es die simplen Dinge, die die Apple Watch für mich zu einem doch durchaus nützlichen Wegbegleiter machen. Apple-Geräte der ersten Generation sind allgemein bekannt für technische Schönheitsfehler. Das Nichtvorhandensein eines GPS-Chips, die notwendige Koppelung mit einem Iphone und die generelle Langsamkeit der Bedienung sind sicherlich grobe Schönheitsfehler, die hoffentlich in einer nächsten Generation des Geräts behoben werden.