Am 9. Dezember ist der Welt-Anti-Korruptions-Tag der UN. Seit 2003 schafft er Bewusstsein für die Bekämpfung von Korruption. Quality Austria nimmt den Welttag zum Anlass, um heimische Unternehmen auf sinnvolle und wesentliche Anti-Korruptions-Maßnahmen hinzuweisen.
In der modernen Geschäftswelt ist Korruption allgegenwärtig. Während die Regelungen für Amtsträger klar definiert sind, ist es für Wirtschaftstreibende in der Privatwirtschaft oft herausfordernd, eine klare Grenze zwischen Zuwendung und Korruption zu ziehen. Unternehmen, die auf Compliance- und Anti-Korruptions-Managementsysteme setzen, haben ein Instrument, das Sicherheit bietet und Orientierung schafft. Der heimische Zertifizierungsdienstleister Quality Austria Certification zertifiziert Systeme nach ISO 37001 und ISO 37301.
Bild: Claudia Kerpe, Produktmanagement Compliance und Korruptionsbekämpfung bei Quality Austria: „Eine Zertifizierung, die Überprüfungen durch Audits einschließt, ist der sicherste Weg, um gesetzliche und ethische Vorgaben einzuhalten und für künftige Regelungen gewappnet zu sein. Wir beobachten, dass immer mehr Berufsverbände und Vereinigungen ihren Mitgliedern raten, zertifizierte Unternehmen zu beauftragen.“
Bild: Ein Unternehmen, das sich von Quality Austria zertifizieren hat lassen, ist Primetals Technologies. „Für uns ist die Zertifizierung ein Qualitätsbeweis nach außen und gibt gleichzeitig Orientierung nach innen. Durch die regelmäßigen Audits können wir unsere internen Prozesse stetig verbessern“, sagt Regina Hörmanseder, Global Compliance Officer und Head of Compliance bei Primetals Technologies.
Worauf Unternehmen achten und welche Maßnahmen und Schritte sie jedenfalls setzen sollten, um Korruption vorzubeugen, erläutert Claudia Kerpe mit fünf konkreten Tipps:
1. Interne Richtlinien und Grenzen
Oft beginnt es mit vermeintlich harmlosen Gefälligkeiten wie einem kleinen Geschenk oder einer Einladung zum Essen. Per se spricht nichts gegen Einladungen oder Zuwendungen im Rahmen einer geschäftlichen Beziehung oder zu besonderen Anlässen. Geschenke, die in Verbindung mit bestimmten Entscheidungen oder Aufträgen stehen, sind allerdings kritisch zu betrachten. Die Expertin empfiehlt, interne Richtlinien zu definieren, an die sich alle Mitarbeitenden halten müssen. Ein Beispiel dafür ist, Weihnachtsgeschenke an Mitarbeitende zentral zu sammeln und in einer Tombola nach dem Zufallsprinzip an alle Mitarbeitenden auszuspielen.
2. Präventive Maßnahmen zur Korruptionsbekämpfung
Präventive Maßnahmen sind entscheidend, um Korruption in Unternehmen vorzubeugen. Eine gezielte Prüfung der Compliance-Kenntnisse von neuen Führungskräften in Verbindung mit einer Due-Diligence ist ein erster Schritt. Eine weisungsfreie Antikorruptionsstelle, die unabhängig agiert und direkt an das oberste Management berichtet, kann als Frühwarnsystem dienen. „Für viele Unternehmen wird die Umsetzung der EU-Whistleblower-Richtlinie zu einem neuen Pflichtprogramm. Interne Meldewege sind nicht nur für Mitarbeitende, sondern auch für externe Personen wichtig, um Hinweise auf potenzielles Fehlverhalten zu geben“, so Kerpe. Ein sicheres und anonymes Meldesystem für Mitarbeitende zur Meldung verdächtiger Aktivitäten kann helfen, Korruption frühzeitig zu erkennen.
3. Aufgabentrennung und Vieraugenprinzip
Die Aufgabentrennung und das Vieraugenprinzip sind grundlegende Maßnahmen zur Korruptionsprävention in Unternehmen. Eine klare Zuordnung der Verantwortlichkeiten sorgt dafür, dass eine Person nicht allein für mehrere kritische Prozesse zuständig ist, wie z. B. im Einkauf und in der Rechnungsprüfung. „Das Vieraugenprinzip erhöht die Kontrollmöglichkeiten und reduziert das Risiko von Missbrauch. Eine Zertifizierung nach ISO 37001 hilft dabei, Korruptionsrisiken systematisch zu identifizieren und zu bekämpfen, indem entsprechende Maßnahmen in die Unternehmensstrukturen integriert werden“, sagt Kerpe. Die Implementierung transparenter Entscheidungsprozesse, die klare Definition von Verantwortlichkeiten und vor allem die lückenlose Dokumentation von Geschäftstransaktionen tragen maßgeblich dazu bei, Korruption zu verhindern.
4. Risikomanagement bei internationalen Geschäften
Unternehmen, die nur wenige, aber große Aufträge bearbeiten, sollten besonders vorsichtig bei der Auswahl ihrer Geschäftspartner sein. Eine gründliche Due-Diligence-Prüfung bei Beratern, Lieferanten oder Partnerfirmen hilft, Risiken zu minimieren.
Auch Länderrisiken spielen eine Rolle. „Der Korruptionswahrnehmungsindex (CPI) gibt einen Überblick über die Korruptionsanfälligkeit verschiedener Länder und hilft Unternehmen, ihre Maßnahmen entsprechend anzupassen“, so Kerpe. Eine Strategie zur Reduzierung der Risiken ist die Vermeidung von Bargeldtransaktionen, um Geldflüsse nachvollziehbarer zu gestalten.
5. Regelmäßige Schulungen und Audits
Maßnahmen zu etablieren ist gut, aber es ist essenziell, dass alle Akteure Bescheid wissen und sich an die Regeln halten. Regelmäßige Schulungen für Mitarbeitende über die Risiken von Korruption und die Bedeutung ethischen Verhaltens sind entscheidend. Das hilft dabei, ein Bewusstsein für die Problematik zu schaffen. Führungskräfte sollten als Vorbilder agieren und ethisches Verhalten vorleben, um eine Kultur der Integrität zu fördern. Die Durchführung von internen und externen Audits stellt sicher, dass alle finanziellen Transaktionen und Geschäftsprozesse den jeweiligen Richtlinien entsprechen. Prinzipiell sollten Unternehmen eine Null-Toleranz-Politik verfolgen und Korruption auch im kleinsten Ausmaß verhindern.