Für ihre Forschungen auf dem Gebiet der Oberflächenphysik erhielt Ulrike Diebold den Wittgenstein-Preis, den höchstdotierten österreichischen Wissenschaftspreis.
Wenn es um Metalloxide geht, gerät Ulrike Diebold leicht ins Schwärmen: »Sie sind äußerst vielseitig und zeigen eine breite Palette an faszinierenden Phänomenen.« Im Elfenbeinturm sieht sich die Forscherin nicht: »Wir machen anwendungsnahe Grundlagenforschung.« Ob bei rostigen Nägeln, in Batterien, Hightechkatalysatoren oder als Isolierschutz – das Oxidieren von Metallen ist ein alltäglicher Vorgang, der auch industriell genützt wird. Besonderes Faible hegt Diebold für Titan, sie gilt weltweit als führende Expertin. Wegen seiner strahlend weißen Farbe wird Titanoxid gerne als Pigment, etwa in Zahnpasta, eingesetzt, findet aber auch bei der Beschichtung von Fasern und Implantaten, z.B. Hüftgelenken, Anwendung.
Die Basis für ihre Erfolge legte sie in Übersee. 1961 in Kapfenberg geboren, zog es Diebold nach dem Studium an der TU Wien in die USA, wo man ihr an den Universitäten in New Jersey und New Orleans die Chance gab, die molekularen Prozesse auf Metalloxid-Oberflächen nachzuweisen. 2010 kehrte sie an die TU zurück und übernahm die Professur am Institut für Angewandte Physik. Bereits 2012 wurde Diebold mit dem »Advanced Grant« des Europäischen Forschungsrats (ERC) ausgezeichnet. Die 1,5 Mio. Euro Preisgeld aus dem Wissenschaftsfonds will die zweifache Mutter in eine neue Analysemethode investieren: Statt wie bisher bloß im Vakuum, sollen Oberflächen auch in Flüssigkeiten untersucht werden, um neue Erkenntnisse über Wechselwirkungen zu gewinnen.