Sonntag, November 24, 2024
Papierverarbeitende Industrie unter Druck
Marko Bill Schuster (stellvertr. Obmann), Fachverbandsobmann Georg Dieter Fischer und Geschäftsführer Martin Widermann (v.li.) präsentierten die Jahresbilanz des Fachverbands der industriellen Hersteller von Papier- und Kartonprodukten (Propak).

Die Papier- und Kartonindustrie verzeichnete im Vorjahr ein historisch schlechtes Ergebnis. Für 2024 zeigt sich der Fachverband Propak „vorsichtig optimistisch“ – durch innovative und nachhaltige Produkte sei man resilient aufgestellt.


2023 war kein gutes Jahr für die meisten der 87 Produktionsbetriebe der papier- und kartonverarbeitenden Industrie. Die abgesetzte Menge fiel um 9,1 Prozent auf 1,1 Millionen Tonnen, die Exporte gingen sogar noch stärker zurück. Die Gründe sind vielfältig: Große Lagerbestände, aber auch hohe Kosten, vor allem bei Personal und Rohstoffen, bremsen die Unternehmen, wie Verbandsobmann Georg Dieter Fischer bei der Bilanzpräsentation betonte: „Die Propak-Industrie hat kein strukturelles Problem. Sie hat ein Problem mit den Märkten und den Rahmenbedingungen.“

Die im europäischen Vergleich hohe Inflation in Österreich habe zu überdurchschnittlich hohen KV-Abschlüssen geführt. In den letzten Jahren seien die Arbeitskosten um 20 Prozent gestiegen, in Deutschland hingegen nur um zwölf Prozent. Rund ein Viertel der Aufwendungen entfallen bereits auf Arbeitskosten, rechnete der stellvertretende Propak-Obmann Marko Bill Schuster vor. Dadurch habe sich Österreichs Wettbewerbsposition verschlechtert.

Neue gesetzliche Regelungen wie das Lieferkettengesetz, oder die geplante Verpackungsverordnung PPWR belasten die Branche zusätzlich. Der derzeit in Begutachtung befindliche Entwurf berücksichtigt durch das gemeinsame Engagement von Propak und den europäischen Verbänden nunmehr die besondere Kreislauffunktion von Papier- und Kartonverpackungen – eine wesentliche Verbesserung gegenüber der ursprünglichen Fassung, wie Propak-Geschäftsführer Martin Widermann erklärt: „Nicht von der Hand zu weisen ist allerdings die Gefahr eines deutlich erhöhten bürokratischen Aufwands. Es bleibt abzuwarten, wie die nationale Umsetzung aussehen wird.“

Grüne DNA
Zwei Drittel der produzierten Mengen gehen in den Export, mehr als die Hälfte davon nach Deutschland. Durch die schwächelnde Konjunktur falle das Nachbarland als „Lokomotive“ zusehends aus, dennoch erwartete Fischer für das laufende Geschäftsjahr bei den Absatzmengen ein kleines Wachstum von ein bis zwei Prozent: „Es ist den Unternehmen gelungen, einigermaßen die Preise zu halten.“ Ein Drittel der Mitgliedsbetriebe überlegt laut einer Umfrage, Teile der Produktion an andere Standorte auszulagern. Im Vorjahr wurden in der Branche zwei Prozent der Arbeitsplätze abgebaut.

Die Abkehr von Kunststoffverpackungen könnte indessen der Branche zugute kommen. In puncto Nachhaltigkeit seien Papier und Karton Vorzeigeprodukte und im Alltag unverzichtbar, so Fischer: „Unsere DNA ist grün.“ Derzeit liegt die Recyclingquote von Altpapier bei durchschnittlich 75 Prozent, in manchen Branchen über 90 Prozent. Papierfasern bleiben mindestens 25mal im Umlauf.

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