Sonntag, Dezember 22, 2024
Werkzeuge mit großem Nutzen
Wenn du etwas so machst, wie du es seit zehn Jahren machst, dann sind die Chancen groß, dass du es falsch machst. (Fotocredit: iStock)

Die aktuell besten Lösungen aus Österreich für Naturschutz, Sicherheit und ­Technik, für ­Menschen am Arbeitsplatz und in der digitalen Gesellschaft.

Text: Martin Szelgrad

Biodiversität in Schilfgebieten

Ein sinkender Wasserspiegel, steigende Wassertemperaturen, regelmäßige Feuer im Schilfgürtel – all das gehört bereits zum Alltag am Neusiedler See. Um den See und das Schilf als Biodiversitäts-Hotspot für Tierarten zu erforschen und zu erhalten, braucht es vereinte Kräfte von Forschung und Technik. Huawei entwickelte gemeinsam mit der amerikanischen NGO Rainforest Connection ein akustisches Monitoring, um die biologische Vielfalt des Schilfgürtels des Neusiedler Sees beobachten, erforschen und in weiterer Folge mit Hilfe von künstlicher Intelligenz analysieren zu können. Für das Projekt wurden mehr als 70 Geräte im Schilfgürtel aufgestellt, um die Geräuschkulisse aufzuzeichnen.

Mit Sensoren und KI werden mögliche ökologische Maßnahmen für den Neusiedler See erforscht. (Foto: Huawei)


Die Forscher*innen wollen wissen, inwieweit Vögel und Amphibien von den durch die Klimakrise verursachten Veränderungen des Lebensraums betroffen sind. »Wir sind ein Hotspot der Artenvielfalt und unsere Biodiversität ist angewiesen auf Hands-on-Mentalität«, freut sich Johannes ­Ehrenfeldner, Direktor des Nationalparks, über die Zusammenarbeit.

Plattform für Bodenschutz

Weniger Bodenverbrauch, Natur- und Artenschutz – dafür setzt sich der Linzer Verein Dencities ein. Im Rahmen eines Förderprogramms der FFG und einer Crowdfunding-Kampagne finanziert der Verein aktuell ein Forschungsprojekt für eine nachhaltige Siedlungsentwicklung in Österreich. Der angehende Architekt Stefan Sterlich hat Dencities im Juli 2023 gegründet. »Trotz zahlreicher Gesetze und Richtlinien droht der Flächenverbrauch die natürlichen Ressourcen des Landes zu zerstören. Wir stehen vor dem Problem, dass die für eine nachhaltige Entwicklung sorgenden Planungsinstrumente die Realität verfehlen.«

Stefan Sterlich, Dencities, beschäftigt sich mit dem Fußabdruck von Siedlungsräumen und forscht an einem Planungswerkzeug für Ressourcenschonung. (Foto: Dencities)


Dabei sei das Potenzial, den CO2- und Ressourcenverbrauch zu senken und klimafreundliches Verhalten zu fördern, in der Raumplanung und Mobilität enorm. »Unser Ziel ist die Entwicklung eines niederschwelligen und praxisorientierten Tools für die partizipative Kommunalplanung, das die nachhaltige Ortsentwicklung beschleunigt«, erklärt Sterlich. Gemeinden können sich nun aktiv am Projekt beteiligen und ihre eigenen Themen einbringen. »Wir wollen möglichst viele Beteiligte einbinden«, ergänzt der Vereinsgründer.

Effizienz für Einsatzkräfte

Der Feuerwehrtechnik-Spezialist Rosenbauer liefert nicht nur Einsatzfahrzeuge und Löschsysteme, sondern auch ausgeklügelte Softwarelösungen. So bietet die App »RDS Connected Command« Blaulichtorganisationen wichtige Informationen und setzt dort an, wo besonders schnelles und effizientes Handeln gefragt ist: bei der Alarmierung, Organisation und Kommunikation in Einsätzen. In einem integrierten Managementsystem werden die Ausbildungen und Fähigkeiten der Einsatzkräfte vor Ort gezeigt, wodurch die Einsatzplanung ungemein beschleunigt wird. Die App wurde speziell für die Anforderungen von freiwilligen Einsatzorganisationen entwickelt, erklärt Lukas Zeller, Business Development Manager Digital Solutions bei Rosenbauer.

Der Entwickler Lukas Zeller plant die Anbindung von Leitstellen in der App für Einsatzorganisationen. (Foto: Rosenbauer)


Auch Datenschutz spielt eine Rolle, denn mitunter würden Organisationen immer noch herkömmliche Messenger-Dienste nutzen. Bei der Connected Command App werden rechtlich und technisch sicher zu jedem Event und zu jedem Einsatz automatisch Chatgruppen erstellt. »Dadurch ist die Kommunikation stets einer Situation zugeordnet«, so Zeller. Die Lösung wurde im Vorjahr mit dem Wirtschaftspreis eAward als eines der aktuell besten IT-Projekte im deutschsprachigen Raum ausgezeichnet.

Digitale Fitness leicht gemacht

Die Digitale Fitness von Mitarbeitenden stellt die Basis für eine erfolgreiche Transformation in Unternehmen dar. Sie beginnt mit dem digitalen Allgemeinwissen, das neben Lesen, Schreiben, Rechnen heute zu den wesentlichen Grundkompetenzen zählt. Der Verein fit4internet bietet mit einer Portallösung namens »f4i DigComp« eine treffsichere Evaluierung dieser Kompetenzen und in weiterer Folge den Aufbau eines digitalen Know- hows in Unternehmen. Denn digital kompetente Mitarbeiter*innen sind in allen Wertschöpfungsbereichen die Erfolgsgaranten für zukunftsfähige Produkte und Services, kosteneffiziente Prozesse, neue Ideen und Geschäftsmodelle.

Bringen Digitalisierungsskills in die Breite: Valerie Michaelis und Ulrike Domany-Funtan (vorne), Nadja Stipsits, Susanne Traunfellner, Emilia Schützenhofer, Katharina Domnanovits und Philipp Jauernik. (Foto: fit4internet)


Auf Basis der langjährigen Forschungs- und Entwicklungsarbeit von fit4internet gemeinsam mit wissenschaftlichen Institutionen, Expert*innen und Praktiker*innen aus Unternehmen wird über Selbsteinschätzungs- und Wissensfragen eine Standortbestimmung für Personen und kumuliert für Organisationseinheiten oder ganze Organisationen zu verschiedenen Themenbereichen der Digitalisierung und Technologien vorgenommen.

Übersicht in der Fachliteratur

Helfen bei der Suche nach Fachwissen: Veronika Haberler und Peter Melicharek von LeReTo, Daniela Neundlinger-Schalleschak und Sandra Illibauer-Aichinger von facultas. (Foto: Bookscreener)


Die Suche und Recherche von Fachwissen ist oft frustrierend: intransparente und überlange Ergebnislisten, unseriöse Quellen oder gar keine Treffer. Der facultas Verlag und der Serviceprovider LeReTo haben sich das Ziel gesetzt, Suchen und Finden von Fachwissen »zum Erlebnis« zu machen. Mit dem interaktiven, multidisziplinären Recherchetool »Bookscreener« können per digitaler Volltextsuche in Windeseile alle gedruckten und elektronisch verfügbaren Bücher des Verlags durchsucht werden – kostenfrei und ohne Registrierung. Zu den Highlights zählen die intelligente Sucheingabe mit Feedback bereits während des Tippens, eine interaktive Grafik zum Navigieren durch die Treffer und das Echtzeit-Seiten-Rendering mit dynamischer Markierung der Fundstellen. Bookscreener sorgt für kurze, effiziente und transparente Recherchewege und macht wissenschaftlich belegte Fachinhalte intuitiv und spielerisch zugänglich.

Außen Holz, innen Technik

Für Shopbetreiber*innen werden Bewertungen im Internet immer wichtiger, denn die potenzielle Kundschaft orientiert sich häufig an den Kommentaren und Urteilen im Netz. Doch wie lassen sich Menschen im Geschäftslokal zu einer Bewertung online bewegen? Diesen Trick schafft ein Tool aus Holz. Es ermöglicht in Verbindung mit einem Smartphone dank der NFC-Technik direkt am »Point of Sale« eine Bewertung zum Unternehmen, eines Geschäfts oder einer Filiale. Bewertungen sind auch über den aufgelaserten QR-Code möglich. Der »shoptimizer« aus Salzburg wird direkt am Schalter, an der Kasse oder der Rezeption platziert. Bei Beratungsgesprächen kann der shoptimizer auch direkt in die Hand gegeben werden.

(Foto: Shoptimizer)


Das Holz für das kleine Werkzeug stammt aus Österreich und wird regional von einem Tischler verarbeitet. Soziale Werkstätten wie etwa die Lebenshilfe veredeln es mit dem Logo. Der shoptimizer ist zu 98 Prozent natürlich abbaubar. »Durch die konkreten Auswertungen haben Unternehmer auf einen Blick die Zufriedenheit ihrer Kunden je Standort im Blick. Sie können sich laufend für ihre Kunden verbessern«, verraten die beiden Gründer Elias Danninger und Daniel Sigl. Bereits mehr als 500 Unternehmen nutzen das Bewertungstool, um Vertrauen bei Neukunden aufzubauen.

Coaching mit VR

»Sie wollen mir doch nur etwas verkaufen«, »das muss ich mir noch überlegen« – um Einwänden in Kundengesprächen optimal entgegnen zu können, trainiert die Volksbank ihre Berater*innen mit Hilfe von Virtual Reality. Die Bildungseinrichtung Volksbank Akademie schult jährlich mehr als 3.000 Mitarbeiter*innen – seit 2022 auch mit interaktiven Lerninhalten und VR-Brillen. In realitätsnahen Beratungssituationen können die Nutzer*innen Gespräche durchspielen und ihre »Softskills« in der Kundenkommunikation stärken. Im Gegensatz zum eindimensionalen Lernen aus Büchern oder webbasierten Lernstrecken kann theoretisches Wissen mithilfe der VR-Brille besonders lebensnah angewendet werden.

(Foto: Volksbank Akademie)


Das VR-Coaching vereint Theorie und Praxis und lässt im Anschluss an Lerneinheiten das Kundengespräch gemeinsam mit einem Coach detailliert reflektieren. Das Team der Volksbank Akademie fährt große Erfolge mit den visualisierten Lernsituationen ein, das praxisreale Lernen wird begeistert angenommen.

Drohneneinsätze

Thomas Neubauer und Martin Resel wollen neue IoT-Services im Luftraum ermöglichen. (Foto: APA/Schedl)


Das Softwareunternehmen Dimetor Österreichs setzt gemeinsam mit A1 ein Projekt zur Verknüpfung von 5G- und 4G-Infrastruktur für mehr Sicherheit in der Luftfahrt um. Ziel ist die österreichweite Bereitstellung von Konnektivität und Daten im Luftraum, die für den automatisierten Betrieb von kommerziellen Drohnen notwendig sind. »Die Drohnentechnologie wird in den nächsten Jahren weiter stark an Bedeutung für Unternehmen und Gesellschaft gewinnen. Viele Chancen liegen in automatisierten Anwendungsfällen ›beyond the line of sight‹, die eine zuverlässige 5G-Konnektivität und eine umfassende Risikobewertung der Flüge erfordern«, erwarten Martin Resel, Leiter des Geschäftskundenbereichs A1, und Thomas Neubauer, CEO und Mitbegründer von Dimetor. In der AirborneRF-Technologie werden Luftraumvermessungsanalysen, 4D-Konnektivitätsdaten, Flugwegdaten und Bodenrisikodaten verknüpft, um beispielsweise sichere Korridore für Drohnenflüge zu errechnen.

Barrierefrei

(Foto: Pocket House)

Das PropTech-Unternehmen Pocket House wurde 2018 von Simone Rongitsch, Gernot Zechmeister und Christoph Kast gegründet und setzt erfolgreich auf ein digitales Baukastensystem für Immobilien. »Wir bieten eine einzigartige Softwarepalette, die den digitalen Betrieb von Gebäuden aller Art – von Wohngebäuden und Büros bis hin zu kommunalen Einrichtungen und ganzen Stadtvierteln – unterstützt und optimiert«, so Geschäftsleiterin Simone Rongitsch. Das Unternehmen setzt bei seinem Werkzeug für Beratung, Planung und Community-Management auf Partnerschaften und technische Schnittstellen zu Anbietern von Paketboxen, digitalen Zugangssystemen oder Car-Sharing-Diensten. In einem Joint Venture mit der Bundesimmobiliengesellschaft wurde nun die Lösung für die Verwaltung des Parlamentsgebäudes barrierefrei angepasst und gestaltet. Die Gebäudemanagement-App ist die erste WACA-zertifizierte App (»Web Accessibility Certificate«) überhaupt, ausgestellt von TÜV Austria.

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