Schon jetzt scheint 2024 zum turbulenten Jahr zu werden. Report (+) PLUS hat die wichtigsten Themen identifziert. Hier lohnt es sich, dranzubleiben.
Vorsorge
Trotz multipler Krisen blicken die Österreicher*innen optimistisch in die Zukunft. Nur ihre finanzielle Situation, ihre Gesundheit und die Altersabsicherung würden sie gerne verbessern. Einer Studie von Erste Bank und Wiener Städtische zufolge legen sie dafür im Schnitt 247 Euro im Monat zur Seite. 35 Prozent wissen jedoch gar nicht, ob ihnen am Monatsende Geld zum Sparen übrig bleibt. Bei der Wahl der Geldanlage bleibt man traditionell: Sparbuch, Lebensversicherung, Bausparen.
Lieferketten
Kaum haben sich die Lieferzeiten im internationalen Handel wieder auf Vor-Pandemie-Niveau eingependelt, sorgen die Angriffe der Huthi im Roten Meer für erneute Störungen. Ein Drittel des weltweiten Containerverkehrs und 40 Prozent des Handels zwischen Asien und Europa führen über diese wichtige Strecke. Die großen Reedereien weichen auf die längere und teurere Route um Afrika aus, 65 Prozent der Frachtschiffe und Tanker fahren bereits um das Kap der Guten Hoffnung.
Vermögenssteuer
Bis 1993 gab es in Österreich eine Vermögenssteuer, bis 2007 eine Erbschaftssteuer. Die Vermögenskonzentration in Österreich ist enorm: Die reichsten fünf Prozent der Privathaushalte besitzen laut OeNB 53,5 Prozent des Nettovermögens. Die 32-jährige Millionenerbin Marlene Engelhorn, Nachfahrin des BASF-Gründers Friedrich Engelhorn, setzte nun eine öffentliche Diskussion über eine Besteuerung in Gang. Die Entscheidung, wem 90 Prozent (25 Mio. Euro) ihres persönlichen Vermögens zugutekommen sollen, überlässt sie einem Bürger*innenrat, der Ideen für eine gerechtere Vermögensverteilung erarbeitet.
Teilzeitarbeit
Eine aktuelle EY-Studie zum Thema Beschäftigung bestätigt einen gesellschaftlichen Trend: Als wichtigsten Grund für den Fachkräftemangel in Österreich nennen 58 Prozent der befragten Unternehmen die mangelnde Bereitschaft der Arbeitnehmer*innen, Vollzeit zu arbeiten. Das lässt sich nicht nur auf fehlende Kinderbetreuungseinrichtungen zurückführen, wie EY-Partner Erich Lehner betont: Der Wunsch zur Teilzeitarbeit komme verstärkt auch von jungen Leuten, die keine Betreuungspflichten haben.
US-Dominanz
Der Boom in der Tech-Branche hat dazu geführt, dass sich die führende Stellung der USA an den Weltbörsen weiter verfestigt. Aktuell haben 62 der 100 wertvollsten Unternehmen der Welt ihren Hauptsitz in den USA. Angeführt wird das Ranking wie im Vorjahr von Apple. Unter den Top 100 stammen nur 19 Unternehmen aus Europa und 17 aus Asien. Das wertvollste europäische Unternehmen ist der dänische Pharmakonzern Novo Nordisk (Rang 16), aus Deutschland sind zwei Unternehmen dabei: SAP (61) und Siemens (88).
HR digital
Digitale Personalakten, effizient verwaltet von einer HR-Software, KI-generierte Stellenausschreibungen und ein Chatbot, der das Onboarding übernimmt und geduldig alle Fragen beantwortet – wird die Personalabteilung bald überflüssig? Das Gegenteil sei der Fall, wie eine Studie von PwC und der Universität St. Gallen resümiert: Zwar werden repetitive Tätigkeiten automatisiert, die Zuständigkeit des HR-Managements wird jedoch auf die strategische Organisationsentwicklung mit den Themen IT, Compliance, Recht und Kommunikation ausgeweitet.
COP 28
Die Weltklimakonferenz in Dubai zelebrierte Greenwashing par excellence. Schon der Umstand, dass die COP 28 vom Chef eines Ölkonzerns geleitet wurde, war an Zynismus kaum zu überbieten. Auch der Beschluss von 22 Regierungen, die weltweite Kapazität von Atomenergie bis 2050 zu verdreifachen, um den Verbrauch fossiler Brennstoffe rascher zu reduzieren, stößt vielen Aktivist*innen sauer auf. Neben den Wortklaubereien um »phase out« und »phase down« ging eine richtungsweisende Einigung fast unter: 50 der weltweit größten Öl- und Gasunternehmen verpflichteten sich, ihre eigenen Methan-Emissionen nahezu vollständig zu eliminieren. Das betrifft auch das routinemäßige Abfackeln von Methan, das als wesentlich klimaschädlicher als CO2 gilt.
Active Sourcing
Die Stellenanzeige ist der klassische Weg, um neue Talente zu gewinnen. Viele Unternehmen gehen aber bereits in die Offensive, indem sie vielversprechende Arbeitnehmer*innen identifizieren und kontaktieren. Sie warten nicht darauf, dass geeignete Personen sich selbst bewerben, sondern sprechen sie aktiv an – auf Events, in Netzwerken sowie über Bewerberdatenbanken, Career Bots und automatisierte Empfehlungssysteme.
Zinssenkung
Mit vier Zinserhöhungen 2022 und sechs im Jahr 2023 legte die Europäische Zentralbank (EZB) eine beispiellose Serie hin, die Kreditnehmer*innen einige Sorgenfalten bereitete. Auch wenn vielfach für Mitte 2024 eine Senkung des Leitzinssatzes in Aussicht gestellt wird, gibt es dafür keine Garantie. Robert Holzmann, Gouverneur der Oesterreichischen Nationalbank, hält es für »verfrüht, bereits jetzt an Zinssenkungen zu denken«: »Die geldpolitische Normalisierung zeigt bereits ihre Wirkung im Rückgang der Inflation.«
Energiewende
Am 12. Jänner 2024 ging der Entwurf für eine Reform des Elektrizitätswirtschaftsgesetzes, kurz EIWG, in Begutachtung. Dieses soll die Grundlage für einen bedarfsgerechten Ausbau der Netze und transparente Nutzungsbedingungen für die unterschiedlichen Akteure am Strommarkt schaffen – vom Haushalt, der überschüssigen Strom aus der eigenen PV-Anlage ins Netz einspeisen möchte, über Unternehmen, die aus dem Kleinwasserkraftwerk nebenan Strom beziehen will, bis zu Windkraftbetreibern, die neue Anlagen ans Netz bringen.
Immobilienbremse
Die strengeren Kreditbedingungen haben zu einem deutlichen Rückgang der Nachfrage bei Eigentum geführt. Während immer weniger neu gebaut wird,
gewinnt das Thema Nachhaltigkeit an Bedeutung. In puncto Wärmedämmung, Heizungstausch und erneuerbare Energiesysteme wird stark nachgerüstet. Auf dem Immobilienmarkt sind sanierte Häuser mit guter Infrastruktur gefragt. Fachleute rechnen in Wien ab 2025 mit Wohnungsknappheit.
Rohstoffknappheit
Die begrenzte Verfügbarkeit von wichtigen Materialien, vor allem Holz und Metall, ist eine direkte Folge der starken Nachfrage aus Ländern wie China und den USA. Steigende Rohstoffpreise treiben die Produktionskosten in die Höhe. Zusätzlich verstärkt wird die Problematik durch die Marktvolatilität. Schwankungen in Nachfrage und Preisgestaltung erschweren die Planung für Unternehmen.