Freitag, November 22, 2024
„Es wird gehandelt, aber zu wenig“ 
Ritchie Thomson ist Senior Responsible Investment Associate bei Aegon Asset Management. (Fotocredit: Aegon)

Verringerung, Anpassung, Klimafinanzierung sind die Schlüsselthemen der UN-Klimakonferenz COP28 in Dubai. Welche Fragen dort unbedingt geklärt werden müssen, erläutert Ritchie Thomson, Senior Responsible Investment Associate bei Aegon Asset Management, in einem Gastkommentar. 

Text: Ritchie Thomson

In dem kürzlich veröffentlichten Bericht des UN-Umweltprogramms über die Emissionslücke (mit dem treffenden Untertitel „Broken Record“) wird aufgezeigt, dass die weltweiten Treibhausgasemissionen im Jahr 2022 einen neuen Höchststand erreicht haben. Hinzu kommt, dass 2023 mit ziemlicher Sicherheit das wärmste Jahr aller Zeiten werden wird. Vor diesem Hintergrund glauben viele Expert*innen, dass die diesjährige COP die letzte Chance sein könnte, das 1,5°C-Ziel des Pariser Abkommens einzuhalten. Diese Annahme ist nicht unberechtigt.

Sowohl der diesjährige Tagungsort (in einem der größten erdölproduzierenden Länder der Welt) als auch der Tagungspräsident (Sultan Al Jaber, Chef der staatlichen Erdölgesellschaft) sind umstritten. Das Gastgeberland führt nicht nur formell den Vorsitz bei den UNFCCC-Verhandlungen, sondern hat auch die Möglichkeit, die internationale Debatte über den Klimawandel zu beeinflussen. Drei Themen der diesjährigen Konferenz sind für die Ziele des Pariser Abkommens von zentraler Bedeutung: Verringerung, Anpassung und Klimafinanzierung.

Emissionsminderung

Der wichtigste Diskussionspunkt der diesjährigen COP28 werden die Ergebnisse der ersten globalen Bestandsaufnahme (GST) sein und was diese für die Stärkung der Klimaschutzmaßnahmen bedeuten. Die GST wurde im Rahmen des Pariser Abkommens eingeführt und soll bewerten, wie gut wir auf globaler Ebene bei der Erreichung der gesetzten Ziele vorankommen. Im September veröffentlichte das UNFCCC seinen GST-Synthesebericht, in dem die bisherigen Fortschritte und die Bereiche für künftige Entwicklungen dargelegt wurden.

Die Ergebnisse waren nicht gerade ermutigend und die wichtigste Schlussfolgerung lautete: „Es wird zwar gehandelt, aber an allen Fronten ist noch viel mehr nötig.“ Der Bericht unterstreicht die Notwendigkeit, dass die Länder sowohl ihre Zielvorgaben im Rahmen ihrer national festgelegten Beiträge (NDC) als auch ihre Umsetzungspläne zur Erreichung dieser Ziele verstärken. In Bezug auf die Umsetzungsmaßnahmen wurde die Bedeutung der Systemtransformation in allen Sektoren hervorgehoben, einschließlich des Ausbaus der erneuerbaren Energien und des Ausstiegs aus allen fossilen Brennstoffen ohne Abstriche.

In seinem Schreiben an die Vertragsparteien nannte Al Jaber die Verdreifachung der Kapazität an erneuerbaren Energien und die Verdopplung der Steigerungsrate der Energieeffizienz bis zum Jahr 2030 als erforderliche Maßnahmen zur Eindämmung des 
Klimawandels sowie den beschleunigten schrittweisen Abbau statt des Ausstiegs aus der Nutzung fossiler Brennstoffe. Der letzte Punkt, der Ausstieg aus der Nutzung fossiler Brennstoffe bzw. der vollständige Ausstieg aus der Nutzung fossiler Brennstoffe, wird bei den Verhandlungen für viel Diskussionsstoff sorgen.

Anpassung

Ein wichtiges Ergebnis der letztjährigen COP in Ägypten war der Loss-and-Damage-Fonds, der die Anpassung an die Auswirkungen des Klimawandels und die Widerstandsfähigkeit gegenüber diesen Auswirkungen unterstützen soll. Es fehlten jedoch Einzelheiten zu seiner praktischen Umsetzung (z.B. sein Anwendungsbereich, welche Länder abgedeckt werden und woher die Mittel kommen). Über diese Punkte müssen sich die Regierungen nun auf der COP28 einigen.

Darüber hinaus besteht ein Hauptziel des Pariser Abkommens im Hinblick auf die Anpassung in der Stärkung der Widerstandsfähigkeit und der Verringerung der Anfälligkeit gegenüber dem künftigen Klimawandel. Die Regierungen sollen einen Rahmen zur Erreichung dieses Ziels verabschieden, um mehr Klarheit darüber zu schaffen, was dies in der Praxis bedeutet und wie Fortschritte gemessen werden können.

Klimafinanzierung

Was die Klimafinanzierung im Allgemeinen betrifft, so ist es für die Entwicklungsländer eine ständige Quelle der Frustration, dass die Industrieländer das 2009 vereinbarte jährliche Finanzierungsziel von 100 Milliarden US-Dollar nicht erreichen. Die Frist für eine 
Einigung auf ein neues Ziel läuft zwar erst auf der COP im nächsten Jahr ab, doch werden in Dubai deutliche Fortschritte bei diesem Ziel erwartet.

Klimakonferenzen werden oft mit einem gewissen Zynismus betrachtet, vor allem wegen des vermeintlichen Mangels an Fortschritten bei einigen früheren Konferenzen, aber die internationale Zusammenarbeit ist entscheidend, wenn wir die Ziele des Pariser Abkommens erreichen wollen. Das Tempo des Übergangs kann durch eine stärkere internationale Zusammenarbeit wesentlich erhöht werden, was zu einer schnelleren Innovation, zur Erzielung größerer Skalenerträge und zur Angleichung der Wettbewerbsbedingungen für Klimalösungen auf wettbewerbsfähigen internationalen Märkten führen kann. Diese Faktoren wiederum unterstützen langfristige Unternehmensinvestitionen. 

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