Elon Musk will in dem Tesla-Werk in Grünheide bei Berlin ein Einsteigermodell produzieren. Der kolportierte Preis von 25.000 Euro ist eine Kampfansage an die Konkurrenz.
Text: Angela Heissenberger
Anlässlich seines Deutschland-Besuchs Anfang November ließ Elon Musk die Katze aus dem Sack: Hier in der Gigafactory in Berlin-Brandenburg wolle er das lange angekündigte Elektroauto bauen lassen – als Bekenntnis zum deutschen Standort. Der kolportierte Preis von 25.000 Euro für den Wagen ist gleichzeitig als Kampfansage an die Konkurrenz zu werten, soll doch der Billig-Tesla ab 2027 auf den Straßen rollen, zeitgleich mit dem neuen Volkswagen e-Golf.
Eine offizielle Verlautbarung gibt es dazu, wie meist bei Musk, nicht. Die Nachrichtenagentur Reuters berichtet übereinstimmend mit mehreren Insidern auf X (vormals Twitter) von den Plänen. Ähnliche Ankündigungen hatte der Tesla-Chef in der Vergangenheit bereits mehrmals gemacht – allerdings auf China und Mexiko bezogen, wo das Einsteiger-Elektroauto zum Preis von 25.000 US-Dollar ursprünglich produziert werden sollte. Expert*innen halten es auch für möglich, dass das Fahrzeug an mehreren Standorten für den jeweiligen Heimmarkt hergestellt wird.
Viele Fragen offen
Das Werk in Grünheide wurde erst 2022 eröffnet, rund 11.000 Mitarbeiter*innen sind dort beschäftigt. Das angepeilte Ziel von 500.000 Autos pro Jahr wurde noch nicht erreicht, trotzdem gibt es schon Pläne, die Anlage auf eine Kapazität von einer Million Fahrzeuge zu erweitern. Das Land Brandenburg ist noch mit der Prüfung des Antrags befasst. Schon im Vorfeld der Errichtung gab es erhebliche umweltrechtliche Bedenken, da ein Teil des Areals in einem Wasserschutzgebiet liegt.
Auch was die aggressive Preisansage betrifft, zeigen sich Branchenkenner*innen skeptisch. Erschwingliche Elektroautos in der Kompaktklasse sind bislang noch selten. Dass ausgerechnet in Deutschland dieses Kunststück gelingen soll, erscheint ohne Förderungen fraglich. Derzeit ist kein Tesla-Modell unter 45.600 Euro erhältlich. In den letzten Jahren hat Tesla die Preise zwar stark reduziert – allerdings eher, um die schwächelnde Nachfrage anzukurbeln. Die Grenze von 25.000 US-Dollar konnte der Konzern bisher nicht knacken.
Aus einem Guss
Mit Kleinwagen wie dem Citroën ë-C3, der ab kommendem Jahr ab 23.300 Euro erhältlich sein soll, will sich Tesla dem Vernehmen nach nicht messen. Als sein anvisierter strategischer Gegenspieler wird der Weltmarktführer Toyota gehandelt: Der Crossover-SUV Tesla Model Y könnte den Toyota RAV4 schon heuer als meistverkauftes Auto ablösen. Doch Tesla hat mit dem Model 3 noch ein zweites Ass im Ärmel, das dem japanischen Konzern Marktanteile streitig machen könnte.
Kosten spart Tesla vor allem durch die hochautomatisierte Fertigung, bei der Rahmen und Unterboden nicht aus Einzelteilen geschweißt werden, sondern aus einem einzigen Aluminiumdruckguss stammen. Das erschwert zwar Reparaturen, ist aber günstiger. Auf einem von Tesla veröffentlichtem Teaser-Video zum neuen Einstiegsmodell ist lediglich ein schräges Fließheck erkennbar, das Auto wirkt in seiner kurzen gedrungenen Form wie ein Dreitürer. Zum Einsatz soll erstmals eine neu entwickelte Batterie kommen, die leistungsfähiger, sicherer und billiger ist. Dabei dürfte es sich um Eisen-Phosphat-Akkus (LFP) handeln, die rund 16 Prozent mehr Reichweite pro Kilowattstunde versprechen, aber um 35 Prozent kleiner als herkömmliche Batterien sind.
Der konkrete Verkaufspreis könnte sich letztlich doch noch erhöhen: In der Regel ist in US-Preisen keine Mehrwertsteuer inbegriffen – gut möglich, dass am Ende auch der Billig-Tesla nicht unter 30.000 Euro zu haben ist.