Samstag, Februar 22, 2025

Um die ESG-Anforderungen auch in der Immobilienbranche zu erfüllen, sind Gebäudedaten essenziell. Bei Bestandsgebäuden besteht noch Nachholbedarf – die Möglichkeit zur Senkung der Energiekosten weckt aber zunehmend das Interesse der Eigentümer*innen.

Bis 2050 sollen in der EU die Nettoemissionen der Treibhausgase auf Null sinken, so sieht es der European Green Deal vor. Die ESG-Anforderungen sind ein wichtiger Baustein dazu. Für den Immobiliensektor, auf den aktuell rund 40 Prozent des EU-weiten Energieverbrauchs entfallen, bedeutet das akuten Handlungsbedarf. 

Im Bereich Neubauten blickt man in der Branche recht zuversichtlich in die Zukunft, da durch Tools wie BIM (Building Information Modeling) und die Verwendung digitaler Plattformen zur Dokumentation von Gebäudedaten entsprechende Informationen von Beginn an vorliegen. Bei Bestandsgebäuden müssen diese Daten im Nachhinein erhoben werden. Hier liegt ein Schatz an Informationen verborgen, den zu heben es sich lohnt, wie vielen in jüngster Zeit bewusst wurde. »Das gestiegene ökologische Bewusstsein generell sowie die aktuellen Energiepreisentwicklungen tragen dazu bei, dass bei Eigentümer*innen und Nutzer*innen das Interesse an diesen Daten steigt«, stellt Michael Jelencsits, Leitung der Engineering-Beratung bei Drees & Sommer Österreich, fest.

Nachhaltig & rentabel

Um den ökologischen Fußabdruck von Bestandsgebäuden zu reduzieren, werden zunächst mittels Energiemonitoring der Energieverbrauch und die CO2-Emissionen gemessen. Technisch möglich ist das zum Beispiel mit Sensoren und Smart-Building-Komponenten. Die erhobenen Daten sollten dann allen Personen, die an der Umsetzung der ESG-Anforderungen arbeiten, zugänglich sein.

Die ausgewogene Balance zwischen Datenschutz und Datennutzung sowie die Themen Denkmalschutz und Baurecht seien noch Bereiche, die an ESG angepasst werden müssten, meint der Experte. Dennoch würden bereits jetzt die Vorteile klar auf der Hand liegen, so Jelencsits: »Nicht nur sind die ESG-Bestimmungen unumgänglich, Nachhaltigkeit rentiert sich auch finanziell. Die Einsparungskosten etwa im Bereich Energie überschreiten die Sanierungskosten mittelfristig deutlich.« Zudem steige bei Investor*innen die ESG-Sensibilität, auch im Immobilienbereich.

Michael Jelencsits, Drees & Sommer: »Nachhaltigkeit rentiert sich finanziell.« (Bild: Drees & Sommer)

Fehlende Fachkräfte

In der akademischen Ausbildung zieht sich ESG als Querschnittsmaterie durch alle Disziplinen – von technischen Wissenschaften über Wirtschafts- bis zu Rechtswissenschaften. Derzeit verfüge aber noch kaum ein Unternehmen allein über alle notwendigen Kompetenzen, um die Nachhaltigkeitsanforderungen umsetzen zu können, meint Michael Jelencsits: »So groß die Chancen von ESG sind, so groß und umfassend müssen wir dieses Thema angehen. Neben technischen Lösungen brauchen wir auch Ausbildung, Fachkräfte und einen rechtlichen Rahmen, in dem wir alle unsere Möglichkeiten einsetzen können.«


Das Unternehmen

Das europäische Beratungs-, Planungs- und Projektmanagementunternehmen Drees & Sommer begleitet private und öffentliche Bauherren sowie Investor*innen seit über 50 Jahren in allen Fragen rund um Immobilien und Infrastruktur. Unter der Prämisse »the blue way« sollen Ökonomie und Ökologie vereint werden. Dabei unterstützen rund 4.500 Mitarbeiter*innen in interdisziplinären Teams an 51 Standorten weltweit, darunter auch in Wien. 

(Titelbild: iStock)

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