Sonntag, Juni 30, 2024

Eine Milliarde Euro wurde 2022 in heimische Start-ups investiert. 87 Prozent des Risikokapital flossen in Unternehmen ohne Gründerinnen.

Trotz eines Rückgang des Finanzierungsvolumens um 18 Prozent gegenüber 2021 wurde im Vorjahr mit einer Milliarde Euro das zweithöchste Finanzierungsvolumen der Geschichte erzielt. Das in heimische Start-ups investierte Risikokapital kommt aber nach wie vor fast ausschließlich rein männlich zusammengesetzten Gründungsteams zugute: Bei 105 von 130 Finanzierungsrunden bestanden die Gründungsteams nur aus Männern – das entspricht 81 Prozent, wie eine Analyse der Wirtschaftsprüfung EY ergab. Bei 23 Finanzierungsrunden waren die Founding Teams aus männlichen und weiblichen Gründer*innen (18 %). Für rein weiblich besetzte Führungsteams gab es 2022 lediglich zwei Finanzierungsrunden.

Noch größer ist das Ungleichgewicht beim Finanzierungsvolumen: 87 Prozent des investierten Kapitals flossen in Unternehmen ohne Frau im Gründungsteam. Das entspricht auch dem langfristigen Durchschnitt zwischen 2010 und 2021. „Der Venture-Capital-Markt ist nach wie vor überwiegend ein ‚Boys Club‘“, ortet Florian Haas, Head of Startup bei EY Österreich, ein strukturelles Problem. „Der Anteil an Gründerinnen in Österreich liegt bei nicht einmal einem Fünftel, bei Investorinnen sogar noch niedriger. Wie viele Studien zeigen, investieren männliche Investoren vor allem in männliche Gründer.“

Bei dem Venture Capital Fond Fund F. konzentriert man sich bewusst auf Gründer*innen-Teams - mit mindestens einer Frau. Diverse Startups seien im Schnitt nämlich auch deutlich resilienter, erklärt Lisa-Maria Fassl, Managing Partner von Fund F. (Bild: Female Founders)

Österreich hat zwar EU-weit den höchsten Anteil an Start-ups mit mindestens einer Gründerin. Auch hier gilt jedoch nach wie vor, so Haas: „Je höher die Wachstumsphase und je höher das Finanzierungsvolumen, desto geringer wird der Frauenanteil. Die Millionen-Investments gehen fast ausschließlich auf das Konto von rein männlich zusammengesetzten Führungsteams.“

Dabei waren gender-diverse Start-ups weniger stark von der zuletzt sinkenden Investitionsbereitschaft betroffen. „Gemischte Teams zeigen eine deutlich höhere Resilienz, was besonders in unsicheren Zeiten ein Erfolgsfaktor ist“, sagt Lisa-Marie Fassl, Managing Partner von Fund F. Der Venture Capital Fonds fokussiert sich auf Unternehmen in den Bereichen Healthtech, Fintech, Climate Tech und HR Tech „mit mindestens einer Frau im Founding Team“, wie Fassl betont: „Andererseits sprechen wir auch in unserem Fundraising gezielt Frauen an. Mit 36 Prozent weiblichen Investorinnen und Investmentmanagerinnen bei unseren größten institutionellen Kapitalgeber*innen, ist es uns gelungen, Frauen für diese Asset Klasse zu motivieren.“​

(Titelbild: iStock)

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