Der Papierhersteller Sappi investiert konsequent in die Modernisierung der Anlagen, um die ehrgeizigen Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. Für Peter Putz, Geschäftsführer des Werks Gratkorn, ist eine Rückkehr zu Kohle ausgeschlossen.
Wie treiben Sie die Dekarbonisierung im Unternehmen voran?
Peter Putz: Auf unserem Weg zur Dekarbonisierung schreiten wir bei Sappi ehrgeizig voran. Mit unserer Dekarbonisierungs-Roadmap haben wir uns klare Ziele bis 2025 gesetzt, die auf den Zielen für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen (SDGs) basieren. Bis 2025 möchte Sappi Europe seine spezifischen Treibhausgasemissionen (Scope 1 und 2) um 25 Prozent im Vergleich zu 2019 reduzieren. Gleichzeitig möchten wir den Anteil erneuerbarer Energien um elf Prozentpunkte erhöhen und unseren spezifischen Gesamtenergieverbrauch um fünf Prozent senken.
Welche Maßnahmen wurden konkret gesetzt?
Putz: Im Werk Gratkorn ist der Umbau unseres Kraftwerkskessels im vergangenen Jahr der jüngste Beweis für unseren Beitrag zum Klimaschutz: Mit einer Investition von 35 Millionen Euro reduzieren wir durch die Umstellung von Kohle auf Biomasse und Erdgas unseren CO2-Fußabdruck um fast 30 Prozent. Sappi Gratkorn versorgt die umliegenden Gemeinden und die Stadt Graz mit Fernwärme. Anstatt überschüssige Wärme ungenutzt zu lassen, liefern wir diese von unserer Fabrik über neun Kilometer lange unterirdische Leitungen in die Stadt.
Es wurde eine hochmoderne Wärmepumpentechnologie installiert, die die Nutzung von mehr Niedertemperatur-Wärmequellen ermöglicht. Dieses Projekt wurde mit unserem Partner durch eine Investition in Höhe von insgesamt 30 Millionen Euro ermöglicht. Zudem setzen wir immer mehr auf E-Mobilität und haben die entsprechende Ladeinfrastruktur für unseren Fuhrpark und unsere Mitarbeiter*innen und Partnerfirmen geschaffen.
Welche Herausforderungen zeigen sich bei der Umsetzung?
Putz: Der Umbau des Kohlekessels während der Pandemie war eine besondere Herausforderung. Mit bis zu 200 Personen über mehrere Monate auf der Baustelle mussten in dieser Zeit viele Sondermaßnahmen getroffen werden. Die limitierte Verfügbarkeit von Erdgas war nach dem Ausstieg aus der Kohle eine weitere große Herausforderung. Ein Rückbau auf Kohle war sowohl technisch als auch strategisch ausgeschlossen. Dabei geht es hier nicht nur um wirtschaftliche Überlegungen, sondern vor allem auch darum, unsere Nachhaltigkeitsziele zu erreichen.
Haben die hohen Energiepreise Ihre Nachhaltigkeitsstrategie zusätzlich beschleunigt?
Putz: Ja, wir überlegen den weiteren zügigen Ausbau für einen deutlich höheren Anteil an Biobrennstoff. Das mittelfristige Ziel ist der weitgehende Ersatz von Erdgas durch Brennstoffe aus fester Biomasse. Wir verstärken unsere Anstrengungen, um den absoluten und spezifischen Energieverbrauch weiter zu senken. Wir setzen ein kontinuierliches Verbesserungsprogramm unter Einbeziehung der Ideen und Vorschläge aller Mitarbeiter*innen um.
Das Unternehmen
Sappi Europe mit Hauptsitz in Brüssel ist Teil einer global operierenden Gesellschaft südafrikanischen Ursprungs und der führende europäische Hersteller von hochwertigem Grafikpapier sowie Verpackungs- und Spezialpapieren.
Das Werk Gratkorn (vormals Leykam; die Eingliederung in den Konzern erfolgte 1997) erzeugt jährlich 980.000 Tonnen doppelt und dreifach gestrichenes Papier sowie 250.000 Tonnen vollständig chlorfreien, gebleichten (TCF-)Zellstoff. 95 Prozent der Produktion gehen in den Export. Rund 1.240 Mitarbeiter*innen sind hier beschäftigt.
(Titelbild: Sappi Austria)