Ein Pilotprojekt zur Viertagewoche in Großbritannien zieht eine positive Bilanz: deutlich weniger Stress und weniger Burn-out-Fälle bei den Mitarbeiter*innen, gleiche oder höhere Umsätze in den Unternehmen.
Mehr als 60 Unternehmen, darunter Finanzdienstleister, IT-Unternehmen, Gesundheitseinrichtungen und ein Imbiss-Betrieb, nahmen an dem Projekt teil. Die Zahl der Beschäftigten variierte zwischen weniger als 25 und bis zu 2.000 Personen. Die wissenschaftliche Begleitung übernahm ein Team der Universität Cambridge. Die Unternehmen reduzierten für ein halbes Jahr die wöchentliche Arbeitszeit ihrer Mitarbeiter*innen von 40 auf 32 Stunden – bei gleichbleibendem Gehalt.
38 Prozent der Teilnehmer*innen gab an, dass ihr Stresslevel deutlich sank. Sie konnten besser schlafen, hatten seltener Angstzustände und bemerkten eine Verbesserung ihrer Work-Life-Balance. Die Wahrscheinlichkeit eines Burn-out reduzierte sich um 70 Prozent. Mehr als die Hälfte konnte die Arbeit besser mit familiären und sozialen Verpflichtungen vereinbaren. Besonders positiv wurde der zusätzliche freie Tag eines dreitägigen Wochenendes aufgenommen.
Geringere Fluktuation
„Vor dem Versuch bezweifelten viele, dass die Produktivitätssteigerung die Arbeitszeitverkürzung ausgleichen würde – aber genau das haben wir herausgefunden“, resümierte Studienleiter Brendan Burchell, Soziologe an der Universität Cambrige. Die Umsätze der Unternehmen blieben großteils gleich, es gab sogar eine durchschnittliche Steigerung von 1,4 Prozent während des Versuchszeitraums. Die Zahl der Kündigungen sank im Untersuchungszeitraum um mehr als die Hälfte. Die Mitarbeiter*innen meldeten zwei Drittel weniger Krankheitstage.
Über die Aufteilung der 32 Arbeitsstunden konnten die Unternehmen selbst entscheiden. Viele Firmen entschlossen sich, einen Tag für alle frei zu geben. Andere Betriebe teilten ihre Angestellten in zwei Gruppen und gaben im Wechsel jeweils montags bzw. freitags frei. Nicht für alle Teilnehmer*innen, vor allem in kreativen Berufen, verlief das Konzept nach Wunsch: 15 Prozent gaben an, sogar mehr gearbeitet zu haben – also auch am vermeintlich neuen freien Tag. Einige Betriebe gewährten nur eine bedingte Reduzierung der Arbeitsstunden, abhängig von der Erreichung der Leistungsziele.
International wird das Konzept der Viertagewoche weiterentwickelt. Pilotprojekte in Irland und den USA kamen zu ähnlichen Ergebnissen. Über 90 Prozent der teilnehmenden Unternehmen wollen die neue Arbeitszeitregelung auch nach Studienende fortführen, 18 Betriebe haben sie bereits etabliert.
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