Welche Rahmenbedingungen braucht es, um IT als Kern der Wertschöpfung noch besser zu nutzen und den Wirtschaftsstandort zu stärken? Und welchen Beitrag kann die Digitalisierung leisten, um die Nachhaltigkeitsziele zu erreichen? Diese und weitere Fragen wurden beim SAP-Pressegespräch „Digitalisierung als Chance“ mit Vertretern aus Trendforschung, Industrie und Verwaltung diskutiert.
Titelbild (v.l.n.r.): Franz Kühmayer (Zukunftsinsitut Frankfurt), Christina Wilfinger (Geschäftsführerin SAP Österreich), Erich Albrechtowitz (Bundeskanzleramt) und Stefan Grafenhorst (Global Head of Sustainability & Corporate Affairs, Greiner AG). (Credit: SAP/Florian Schulte)
Im aktuellen WIFO-Radar der Wettbewerbsfähigkeit ist Österreich erneut zurückgefallen, auch im Ranking des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) kann der heimische Wirtschaftsstandort kaum noch mit der Weltspitze mithalten. Eine durchaus kritische Entwicklung, wie Franz Kühmayer vom Frankfurter Zukunftsinstitut in seinem Impulsstatement anmerkte: „Die Tech- und Softwarebranche stellt einen wesentlichen Schlüssel zur Prosperität des Wirtschaftsstandortes Österreich dar, sie sichert durch digitale Innovationen unsere künftige Wettbewerbsfähigkeit und stärkt die Resilienz gegenüber Krisen.“
Insbesondere im deutschsprachigen Raum würde mehr über die Gefahren der Digitalisierung gesprochen, weniger über deren Chancen. Der Trendforscher sieht Österreich derzeit auf einem Scheideweg: „Wir könnten Gestalter werden und die Entwicklung vorantreiben.“ Christina Wilfinger, Geschäftsführerin von SAP Österreich, nahm diesbezüglich die Politik in die Pflicht, entsprechende Rahmenbedingungen zu schaffen, um die österreichische Wirtschaft und Verwaltung zu erneuern: „Die Grundidee einer einheitlichen Datenplattform ist notwendiger denn je. Die IT und cloudbasierte Geschäftsprozesse werden zunehmend zur essenziellen Basis der Wertschöpfung und zum Treiber des Wachstums in Österreich wie in Europa.“
Twin Transformation
Der digitale Wandel sei stets im Sinne einer „Twin Transformation“ zu verstehen – das Vorantreiben der Digitalisierung steht dabei im Einklang mit der Schonung von Ressourcen und der Förderung von Nachhaltigkeit. Stefan Grafenhorst, Global Head of Sustainability & Corporate Affairs der Greiner AG, verfolgt diesen Ansatz in allen Unternehmensbereichen, auch im HR-Management: „Ohne umfassende Digitalisierung würden wir als Unternehmen an dem großen Thema ‚Nachhaltigkeit‘, aber auch an unserem Anspruch, ein attraktiver Arbeitgeber zu sein, scheitern.“ Das oberösterreichische Unternehmen ist ein Global Player in der Kunststoff- und Schaumstoffindustrie. In Sachen Digitalisierung geht man „all-in“: „Alle Prozesse, die vorstellbar sind, müssen und werden digitalisiert. Denn erfolgreiches Management braucht Daten und steuert über digitale Prozesse.“
Die Digitalisierung kann einen entscheidenden Beitrag zur Erreichung der Nachhaltigkeits- und Dekarbonisierungsziele der EU leisten, zeigte sich SAP-Chefin Christina Wilfinger überzeugt: „Man kann nur das verbessern, was man messen kann. Digitale Lösungen müssen Unternehmen aller Branchen befähigen, Treibhausgasemissionen entlang unternehmensübergreifender Wertschöpfungsketten transparent zu machen und ihren CO2-Fußabdruck zu optimieren.“ Die digitale Aufbereitung relevanter Daten müsse gefördert werden, um Unternehmen noch besser auf ihre neuen Verpflichtungen in den Bereichen ökologische und soziale Verantwortung vorzubereiten, die in der EU-Nachhaltigkeitsberichterstattung (CSRD) seit 1. Jänner 2023 vorgeschrieben sind.
Digitaler Schub
Was den öffentlichen Sektor betrifft, gebe es ebenfalls noch viel Digitalisierungspotenzial, wie Erich Albrechtowitz, Leitung der Gruppe für IT-Personalmanagement, Infrastruktur, Cyber- und Informationssicherheit im Bundeskanzleramt, bestätigte: „Der Staat selbst schöpft den Wert von Daten in der öffentlichen Verwaltung schon gut, aber noch nicht voll aus.“ Auch SAP Österreich-Geschäftsführerin Wilfinger sieht Big Data-Anwendungen und Technologien wie Künstliche Intelligenz im öffentlichen Sektor und beim Gesetzesgeber noch unzureichend verankert: „Eine transparente Ziel- und Erfolgskontrolle in Echtzeit, wie zum Beispiel von Finanz-, Haushalts- und Nachhaltigkeitszielen, unterstützt evidenzbasierte politische Entscheidungen und beschleunigt die Umsetzung digitaler Verwaltungsdienstleistungen.“