Sonntag, Dezember 22, 2024

Digitale Lösungen beschleunigen Prozesse, schaffen Transparenz und erhöhen die Servicequalität, wie diese IT-Projekte aus Österreich zeigen. Eine Serie der Plattform »eAward«.

Titelbild: Die Dolphin-Geschäftsführer Andreas Kößl und Harald Trautsch warnen User*innen per App. (Credit: Dolphin Technologies)

Punktgenaue Warnungen

Warum passieren Verkehrsunfälle? Mit dieser Frage beschäftigt sich das Wiener Unternehmen Dolphin Technologies seit vielen Jahren und kommt zu der Hypothese, dass selbstverschuldete Unfälle meist das Resultat falscher Entscheidungen bzw. mangelnder Information sind. Aktuelles Beispiel ist die steigende Gefahr von Wildunfällen. Bei Zusammenstößen mit Wildtieren kann es zu einem enormen Aufprallgewicht kommen, weshalb dabei auch immer wieder Menschen verletzt werden. Insgesamt kam es 2020/2021 in Österreich zu über 70.000 Wildunfällen.

Um Autofahrer effizient zu warnen, nutzt man bei Dolphin die Erkenntnisse von Andreas Hofmann von der Hochschule Harz, der Einflussfaktoren wie Tages- bzw. Jahreszeit, Topologie, Bevölkerungsdichte und Wetter sowie die vorhandene Infrastruktur wie etwa Fahrspuren, Zäune, Brücken oder Tempolimits einbezieht. Zusätzlich tauscht sich Dolphin mit Forschungseinrichtungen aus, greift auf öffentliche Datenbanken zu und kooperiert mit zahlreichen Partnern. »Um Unfälle zu vermeiden, kommunizieren wir potenzielle Risiken zum richtigen Zeitpunkt an die richtigen Personen«, sagt Harald Trautsch, Geschäftsführer von Dolphin. Die Wirksamkeit liege vor allem darin, nicht nach dem Gießkannenprinzip zu warnen, sondern User*innen gezielt und punktuell anzusprechen.

(Bild: iStock)

Dolphin versendet jährlich knapp eine Million Warnungen und Empfehlungen pro Jahr direkt in die Kunden-Apps von Versicherern und Mobilitätsdienstleistern. Der größte Teil sind Hinweise zur Ablenkung durch Handynutzung, Geschwindigkeit und Eco-Driving, aber auch zu Gefahrenstellen oder erhöhter Gefahr. »In den vergangenen Jahren konnten wir zur Zeitumstellung im Herbst eine Häufung von Wildunfällen beobachten und vermuten, dass diese plötzliche Verschiebung um eine Stunde für die Tiere besonders verwirrend ist«, erklärt Hofmann. So erhalten zum Beispiel User*innen der Generali-Mobility-App an dem betreffenden Wochenende eine Warnung, in den kommenden Tagen besonders vorsichtig zu sein. Dabei werden speziell jene Autofahrer*innen kontaktiert, die zu risikoreichen Zeiten an Stellen vorbeifahren, an denen Wildtiere unterwegs sind.

Kundenfragen – rasch beantwortet

Kundenanliegen schnell und gezielt zu bearbeiten, ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor für Kundenzufriedenheit und Kundenbindung. Wenn dies dann auch noch automatisiert durch ein intelligentes selbstlernendes System erfolgt, ist das zusätzlich ein großes Kosteneinsparungspotenzial. Raiffeisen Analytik entwickelte eine KI-basierte Lösung, die als Ticket-Tool in allen 20 Bezirksbanken der »Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien« im Geschäftskundenbereich und im Premium Banking eingesetzt wird.

Eine besondere Herausforderung war die Integration von Bankfachwissen. (Bild: Raiffeisen NÖ-Wien) 

Der Schlüssel ist ein komplexer Deep-Learning-Ansatz, um Sprache zu verstehen. Dieser Ansatz umfasst Methoden wie Topic Modelling, Sentence Embeddings und Syntax Trees – und hat alle Voraussetzungen der FFG für eine Forschungsförderungsprämie erfüllt. Dabei ist die KI-Lösung dem Prototypen-Status längst entwachsen und in Produktion: Rai-KI übernimmt Kundenanfragen in Form von Texten, bearbeitet diese oder weist sie ohne manuellen Aufwand an die richtige Beraterin oder den richtigen Berater zu. Mittels Smart Reply erstellt die KI eine intelligente Antwort, die sich am Inhalt der Anfrage orientiert. Durch diesen automatisierten Prozess können Kundenanliegen noch schneller und effizienter erledigt werden.

Digitale Pflegedokumentation

»ebody« heißt die Software von Humanomed IT Solutions, die erfolgreich in der Wiener Privatklinik eingeführt wurde. Die Software bildet die gesamte medizinische und pflegerische Tätigkeit ab und übernimmt darüber hinaus Daten aus dem hauseigenen Verwaltungssystem. Somit werden die Bereiche Medizin, Pflege und Verwaltung digital miteinander vernetzt und ein Informationsaustausch auf einen Klick möglich.

Der Zugriff ist über Standgeräte, Laptops am Pflegewagen oder auf Tablets in der gesamten Klinik jederzeit möglich. Auf diese Weise erhalten alle berechtigten Mitarbeiter*innen immer die gleichen und stets aktuellen Patienteninformationen und -werte. Das verhindert eine doppelte Dokumentation ebenso wie Informationsverlust und sorgt für eine enorme Zeitersparnis im Behandlungsprozess, was wiederum den Patient*innen zugute kommt. In der Pflege ersetzt das Programm die bisherige Fieberkurve in Papierform und digitalisiert den gesamten Pflegeprozess von der Anamnese, über die Planung bis hin zum Durchführungsnachweis durch die einzelnen Berufsgruppen.

Das Projekt wurde von den Teams in Rekordzeit umgesetzt. (Bild: Humanomed) 

Auch das nach EN ISO 13485:2016 als Medizinprodukt zertifizierte Medikations-Tool von ebody kommt hier zum Einsatz. Dieses Modul unterstützt das medizinische Personal darin, bereits erhaltene Medikamente der Patient*innen zu erfassen und laufende Änderungen – auch während der Behandlung – durchzuführen. Bei der Entlassung von Patient*innen dient das Tool zur Erfassung von Rezepten und als Übertrag der empfohlenen Medikamente in den Arztbrief. Zusätzlich wird die Ausgabe der Medikamente durch das Pflegepersonal unterstützt. Die Projektumsetzung erfolgte Jänner 2021 bis Juli 2022 und wurde somit trotz pandemiebedingter Herausforderungen in nur eineinhalb Jahren umgesetzt.

Belohnung für richtiges Sammeln

RecycleMich ist die erste Recycling-App Österreichs, mit der man in ganz Österreich für richtiges Sammeln und Recycling von PET-Flaschen, Aludosen und anderen Kunststoffverpackungen belohnt wird. Je mehr mit der App gesammelt wird, desto höher sind die Gewinnchancen. Jede Woche verlost RecycleMich wertvolle Preise unter allen Mitspieler*innen. Die Initiative verfolgt das Ziel, auf spielerische Art das Bewusstsein für richtige Mülltrennung in der Bevölkerung zu erhöhen. In Österreich landen jährlich rund 150.000 Verpackungen im Restmüll oder gar in der Natur. Die Nutzer*innen der App tragen dazu bei, dass möglichst viele dieser wertvollen Rohstoffe einem hochwertigen Recycling zugeführt und natürliche Ressourcen geschont werden.

Für jede gesammelte Verpackung gibt es Bonuspunkte. (Bild: Martin Steige) 

RecycleMich ist eine gemeinsame Initiative von RecycleMe und führenden österreichischen Getränkeherstellern und Non-Food-Unternehmen. In eineinhalb Jahren Testbetrieb in der Pilotregion Wien wurden rund eine halbe Million Verpackungen von Getränken, Wasch- und Reinigungsmitteln, Kosmetikprodukten und Nahrungsmitteln in der App erfasst. Seit Juli 2022 ist RecycleMich in ganz Österreich verfügbar.

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