Mittwoch, November 20, 2024

Die Altstoff Recycling Austria AG (ARA) zeigt mit dem Österreichischen Kaffeeverband und führenden Kaffeehersteller*innen wie zirkuläre Wirtschaft funktioniert: Gemeinsam optimieren sie den Stoffkreislauf von Kaffeekapseln, um sie als Sekundärrohstoffe für neue Produkte zu nutzen.

Bereits seit einigen Jahren betreibt die ARA mit Nespresso und Tchibo erfolgreiche Systeme für die Sammlung und das Recycling von Kaffeekapseln. Zur Steigerung der Sammelmenge von Kapseln wurde in der steirischen Marktgemeinde Gnas ein Pilotversuch gestartet. Mit Erfolg – durch Incentivierung, Digitalisierung und mit Hilfe von Sammelsackerln und -tonnen konnte die Sammelmenge von Kaffeekapseln pro Tag auf das 2,5-Fache erhöht werden.

Der Weg der Kapsel endet nicht bei der Sammlung: Die Kapseln aus Aluminium und Kunststoff werden recycelt. Der Kaffesud wird als Biogas und seit kurzem auch als Material in der Möbelproduktion eingesetzt, wie ein aktuelles Forschungsprojekt der ARA mit der Fachhochschule Salzburg im Campus Kuchl zeigt. „Kaffeekapseln aus Aluminium und Kunststoff sind wertvolle Sekundärrohstoffe, die wir durch modernster Recyclingtechnologien im Kreislauf halten und damit einen wertvollen Beitrag zum Klimaschutz leisten können“, erklärt ARA Vorstandssprecher Harald Hauke.

Begleitet wird die Sammelaktion durch ein digitales Incentivesystem: Über die anreizbasierte App Digi-Cycle werden „Coins“ gesammelt, die in attraktive Prämien eintauschbar sind. Darüber hinaus motivierte ein Gemeinschaftsziel die User*innen bei der Sammlung. Werden genügend Kapseln gesammelt, sponsert die ARA der Gnaser Kinderkrippe eine neue Nestschaukel. „Der Pilotversuch bestätigt, dass durch die Erweiterung der getrennten Sammlung, den Ausbau der Sammelinfrastruktur und eine digitale Incentivierung noch mehr Rohstoffe für das Recycling zurückgeholt werden können“, freut sich Hauke über die Zwischenbilanz.

 

Kaffeegenuss mit gutem Gewissen: Gemeinsam mit Kaffeeproduzent*innen arbeitet die ARA daran, die Einmal-Kaffeekapseln einer sinnvollen Zweitverwertung zuzuführen. (Bild: Daniel Willinger)

Wertvolle Ressourcen

Der Weg der Kapsel durch den geschlossenen Stoffkreislauf geht nach der Sammlung der Recycling-Bags weiter zur Sortierung. In den Anlagen werden die Kapseln nach der jeweiligen Materialart Aluminium oder Kunststoff sortiert und der übriggebliebene Kaffeesatz energetisch verarbeitet. Aluminium-Kapseln werden eingeschmolzen und beispielsweise zu Fahrrädern, Getränkedosen oder zu neuen Kapseln verarbeitet. Aus den Kunststoff-Kapseln wird Polypropylen-Granulat gewonnen, das ebenfalls als Rezyklat für neue Produkte wie Gartenmöbel oder Gießkannen genutzt wird.​ Biogene Abfälle gewinnen in der Rohstoff- und Energiewirtschaft immer stärker an Bedeutung.

Neben dem Einsatz als Biogas eignet sich Kaffeesud auch zur Produktion neuer Möbel. Die FH Kuchl forscht im Bereich Holz und biogene Technologien an der Neuentwicklung von Werkstoffen. Dies beinhaltet die Nutzung und Kombination unterschiedlicher Materialien und soll eine zirkuläre Ressourcennutzung fördern. Im Forschungsprojekt mit der ARA diente Kaffeesud als Material für eine Tischplatte. Zwei dieser Tische wurden nun an Nespresso und Tchibo als Dank für die Zusammenarbeit übergeben. „Wir setzen uns gezielt für eine intelligente Ressourcennutzung ein, dazu zählt auch die Entwicklung neuer Wertstoffe aus biogenen Reststoffen. Die Tischplatte aus Kaffeesud ist eine Antwort auf Rohstoffengpässe“, freut sich Alexander Petutschnigg, Departmentleiter Green Engineering and Circular Design, Campus Kuchl, über die Kooperation mit der ARA.​

Auch die Kaffeeproduzent*innen bekennen sich zur Kreislaufwirtschaft. „Nachhaltiger Konsum wird immer wichtiger. Als Kaffeehersteller sind wir uns unserer gesellschaftlichen Verantwortung bewusst“, verweist Alessandro Piccinini, Geschäftsführer von Nespresso Österreich, auf das Sammel- und Verwertungssystem für gebrauchte Kaffeekapseln, das Nespresso bereits seit 2009 mit der ARA betreibt. Auch Tchibo ist seit langem Partner der ARA, betont Erik Hofstädter, Geschäftsführer von Tchibo Österreich: „Seit über 70 Jahren ist Kaffee unser Kerngeschäft und dafür übernehmen wir Verantwortung entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Bei Kaffeekapseln ist das Recycling nach dem Genussmoment essenziell, um die wertvollen Ressourcen – sowohl Kaffeesud als auch Kunststoff – im Kreislauf zu halten.“

(Titelbild: iStock)

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