Mittwoch, November 20, 2024

Im europäischen Forschungsprojekt „AWARD“ wird erforscht, wie automatisierte Transportfahrzeuge den Gütertransport in Europa nachhaltig verbessern können. Das AIT hat die dafür nötigen Nutzeranforderungen analysiert und einen Prototyp einer TeleOperationStation zur Fernüberwachung entwickelt.

Höhere Auslastung, Effizienzsteigerung, Kostenreduktion der Logistik- und Lieferkette, verbesserte Sicherheit und weniger Unfälle – die Erwartungen an autonom fahrende LKWs und den automatisierten Güterverkehr sind in der Transport- und Logistik-Branche hoch. Ein große Hürde ist dabei allerdings nach wie vor der Faktor Wetter: Die Systeme sind noch nicht in der Lage, bei jeder Wetterlage mit dem erforderlichen Sicherheits- und Funktionsniveau zu arbeiten. Dieser Herausforderung widmet sich das groß angelegte Projekt „All Weather Autonomous Real logistics operations and Demonstrations“ (AWARD), das von der Europäischen Kommission mit fast 20 Millionen Euro gefördert wird.

Autonom unter realen Bedingungen

Das Projekt zielt auf die Entwicklung von sicheren automatisierten Transportsystemen in einer Vielzahl von realen Anwendungsfällen ab. So werden etwa die Verladung und der Transport von Gütern mit einem automatischen Gabelstapler im Linde Werk in Aschaffenburg (Deutschland), der automatisierter Gepäck-Transport am Flughafen in Oslo (Norwegen), der automatisierte Shuttle-Betrieb zwischen einer Produktionsstätte und einem Umschlaglager in Gunskirchen (Österreich) und die automatische Schiffsbeladung im Hafen von Rotterdam (Niederlande) im Projekt erprobt. Dabei sollen auch eventuelle Einschränkungen oder Probleme identifiziert werden - wie die Funktionalität unter widrigen Umwelt- und Wetterbedingungen wie beispielsweise Starkregen und Schneefall. Das AWARD-Projekt soll zum einen die kommerzielle Nutzung der Technologie ermöglichen und zum anderen politische Empfehlungen für Zertifizierungen und Zulassungsprozesse liefern.

AIT: Fokus auf Nutzer*innen

Das AIT ist bei diesem Projekt für die Analyse der User Experience und die Design Konzepte verantwortlich. In Workshops sowie Umfragen werden dafür Anwendungsszenarien und funktionale Anforderungen ermittelt. Gleichzeitig wurde im ersten Projektjahr eine sogenannte „TeleOperationStation“ entwickelt, die heuer in New Orleans (USA) auf der CHI, der größten wissenschaftlichen Konferenz für Human Computer Interaction, präsentiert wurde.

Der Prototyp wurde von Michael Gafert, Alexander Mirnig, Peter Fröhlich und Manfred Tscheligi vom AIT entwickelt. Im Test konnten Proband*innen ein „Extended Reality TeleOperationStation“-Setup ausprobieren. Dabei durften sie via VR-Headset ein kleines Fahrzeug aus der Ego-Perspektive in einer Miniatur-Verkehrsumgebung steuern. Bei den Proband*innen werde damit ein hoher Immersionsgrad, aber auch ein sehr realistisches Navigationsgefühl erreicht: „Um auch die Vorstellkraft zu beflügeln, haben wir dafür eine eigene kleine Stadt aus Papier gebaut und ein kleines, ferngesteuertes und mit Sensoren bestücktes Auto für den Prototyp der TeleOperationStation konstruiert“, erklärt AWARD-Koordinator am AIT, Peter Fröhlich.

In der TeleOperationStation lenken Proband*innen ein Mini-Auto durch eine Papierstadt. 

Tipp: Das possierliche wirkende - aber hochtechnische - Ergebnis + Erklärung kann sich man auf Youtube unter folgendem Link: www.youtube.com ansehen.

Darüber hinaus wird vom AIT (Center for Energy und Center for Technology Experience) ein umfassendes technisches Flottenmanagement-System mit Optimierungsmodellen für den effizienten Einsatz automatisierter Fahrzeuge in Logistikanwendungen entwickelt. Vom Center for Technology Experience wird dazu ein adäquates User Interface erstellt.

AWARD-Projekt: Großes Konsortium mit vielfältigem Know-how

Hersteller von Schwerlastfahrzeugen, Technologieanbieter, Endnutzer*innen und Logistikbetreiber*innen aus Fabriken, Lagern, Häfen und Flughäfen sowie Forschungsinstitutionen, Labore und Regulierungsbehörden aus zwölf europäischen Ländern (Österreich, Norwegen, Frankreich, England, Belgien, Dänemark, Finnland, Deutschland, Niederlande, Spanien, Schweiz und Israel) arbeiten beim Projekt zusammen.

In Österreich sind neben dem AIT Austrian Institute of Technology auch die Testregion DigiTrans, das Automobil-Cluster, die AustriaTech, das Linz Center of Mechatronics, die FH Oberösterreich sowie Kamag Transporttechnik, BRP Rotax, DB Schenker und Business Upper Austria an dem Projekt beteiligt. „AWARD“ läuft seit 1.1.2021 und endet Ende 2023. Koordiniert wird es von dem französischen Unternehmen EasyMile, einem Produzenten von autonomen Fahrzeugen. 

(Bilder: Michael Gafert) 

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