Die Arbeitszufriedenheit befindet sich auf dem tiefsten Stand seit 25 Jahren. Besonders auffällig: Immer mehr Menschen wollen ihre Arbeitszeit reduzieren.
Die Arbeitswelt ist im vergangenen Vierteljahrhundert digitaler, flexibler und diverser geworden. Die Modernisierung bringt eine zunehmende Spaltung mit sich. Während gut ausgebildete Berufsgruppen von den Flexibilisierungen profitieren und beruflich aufsteigen können, werden andere abgehängt. Der Arbeitsklima-Index der AK Oberösterreich – erhoben von den Instituten IFES und SORA – spiegelt seit 25 Jahren diese Entwicklungen.
1998 startete der Index mit 100 Punkten und erreichte in den Jahren der Hochkonjunktur 2007 und 2008 ihren Höhepunkt (112 Punkte). Seit dem Beginn der Corona-Pandemie befindet sich der Index im Sinkflug und liegt mit 103 Punkten fast wieder beim Ausgangswert. Die Sorge um den Arbeitsplatz und die wirtschaftliche Zukunft des Landes schlägt sich auf die Arbeitszufriedenheit nieder.
Bedingt durch die zunehmende Modernisierung zeigt sich jedoch eine Spaltung am Arbeitsmarkt. Während gut ausgebildete Berufsgruppen von den Flexibilisierungen profitieren und beruflich aufsteigen können, werden andere abgehängt. Vor allem Arbeiter*innen in technischen Berufen sowie Beschäftigte in Produktion, Transport und Dienstleistungsberufen erleben berufliche Abstiege. Arbeiteten Ende der 1990er Jahre 85 Prozent der Beschäftigten in Vollzeit, sind es heute nur noch 70 Prozent. Mehr als 80 Prozent davon sind Frauen.
(Grafik: AK/Arbeitsklima-Index)
Trotz der gedämpften Stimmung am Arbeitsmarkt ist der Wunsch nach kürzeren Arbeitszeiten in den letzten beiden Jahren stark gestiegen. Mehr als die Hälfte der Vollzeitarbeitskräfte würde lieber weniger als die derzeit vertraglich vereinbarten Arbeitsstunden leisten würden. Im Durchschnitt möchten die Beschäftigten in Österreich ihre wöchentliche Arbeitszeit quer durch alle Branchen und Berufe um 2,6 Stunden reduzieren. Die durchschnittliche Wunscharbeitszeit der Männer beträgt 37,2 Stunden, jene der Frauen 32,2 Stunden. Als Gründe werden psychischer Stress, Überstunden sowie mangelnde Unterstützung durch die Führungskräfte genannt.
„Wenn Unternehmer klagen, dass sie keine geeigneten Fachkräfte finden, sollten sie sich die Ergebnisse des Arbeitsklima-Index zu Herzen nehmen. Denn wenn sie flexibel genug sind, die Erwartungen der Beschäftigten an einen guten Arbeitgeber zu erfüllen, dann werden sie ihre Beschäftigten halten und bei der Personalsuche erfolgreich sein können“, sagt AK-Präsident Andreas Stangl. Als Rahmenbedingungen ihrer Arbeit würden sich viele nämlich heute etwas anderes als vor 25 Jahren erwarten: flexible Arbeitszeiten, mobiles, ortsunabhängiges Arbeiten, wenn möglich ein bis zwei Tage Home-Office, eine Vier-Tage-Woche und faire Bezahlung.