Sonntag, Juni 30, 2024
»Meet Me in the Metaverse«

In den kommenden Jahren wird unsere Realität mehr und mehr durch neuartige, virtuelle Räume ergänzt. Was jetzt noch fremd klingt, ist aber nur die natürliche Evolution des Internets.

Seit seiner Erfindung entwickelt sich das Internet ständig weiter: In den 90er Jahren als reines Informationsnetzwerk gedacht, bildeten sich dort soziale Communities, auf Plattformen wie Facebook oder Instagram. Nach Mensch und Kommunikation wurden dann reale Gegenstände in diese digitale Infrastruktur eingebunden: Das Internet of Things (IoT) war geboren. So scheint es fast logisch, dass nun auch Orte, Räume - die Welt selbst - ihre digitalen Zwillinge erhalten sollen.

Christian Winkelhofer, Managing Director bei Accenture, beschäftigt sich seit 20 Jahren mit diesen Trends. Er hält die Entwicklung zum Metaverse für einen logischen Schritt: »Wir kommunizieren bereits übers Internet - warum soll ich mich nicht auch dort bewegen können, dort Gegenstände besitzen oder benutzen können?« In der neuen Studie "Technology Vision 2022: Meet Me in the Metaverse" beschreibt Accenture dessen weitreichendes Spektrum: von der Produktion zur Dienstleistung bis hin zum virtuellen Treffpunkt, nahtlose Übergänge zwischen virtueller und physischer Welt  - das Metaverse soll zu einer 'zweiten Realität' werden.

Michael Zettel, Country Managing Director bei Accenture (re.) und Christian Winkelhofer bei der Vorstellung der Technology Vision 2022. (Bild: Accenture)

»Wir kennen die Technologien, die bestimmend sein werden. So können wir die Trends, die in den nächsten Jahren dominierend sein werden, aus den Zukunftstechnologien ableiten«, so Michael Zettel. 

Für Unternehmer*innen birgt das große Chancen. Doch wie bereitet man sich auf eine Welt vor, von der man noch nicht genau weiß, wie sie sich entwickelt? Winkelhofer empfiehlt, bescheiden anzufangen: »Man muss zuerst einmal den großen Trend verstehen, erst dann kann man anfangen, kleine Projekte umzusetzen, und so kann man erfolgreich werden. Es handelt sich hier um ein extrem dynamisches Umfeld, das sich gerade erst entwickelt - in den nächsten 10 bis 20 Jahren.«

Tatsächlich gibt es aber bereits Firmen, die erste Ansätze des Metaverse umgesetzt haben. Zum Beispiel die österreichische Firma Miba (Miba: MAKERspace), ein Entwickler für die Fahrzeugindustrie. Für seine Produkte hat das Unternehmen digitale Zwillinge erstellt - und diese in eine eigene, virtuelle Welt gesetzt: So können die Entwickler beispielsweise den Verschleiß simulieren, der über mehrere Jahre hinweg auftreten würde - im Metaverse ein einfacher Mausklick. Das ist nicht nur effizienter, sondern spart auch Zeit und ermöglicht qualitativ hochwertige Produkte. 

Programmierbare Welt

Im Idealfall sollen reale und virtuelle Welt aber nicht parallel existieren, sondern miteinander verschmelzen. Das birgt allerdings auch Gefahren: Ist die Realität vollkommen virtuell durchsetzt, wird sie zwar beeinflussbarer - aber auch angreifbarer. Cyberrisiken müssen daher neu bedacht und vorbereitet werden.

Unwirkliche Wirklichkeit

Unternehmen sind in den Mittelpunkt einer Welt gerückt, in der es um die Frage geht, was real ist und was nicht. Und: inwiefern die Grenze zwischen diesen beiden überhaupt noch relevant ist. Ein Beispiel: Gustav Klimts berühmtestes Gemälde, 'The Kiss' wurde vom Belvedere als NFT releast: Wer sich das kauft, besitzt ein Abbild des realen Gemäldes - diese Kopie existiert aber nur digital, lässt sich nicht anfassen und nur am Bildschirm bewundern. Es handelt sich um virtuellen Besitz – und die Grenzen verschwimmen.

Berechnung des Unberechenbaren

Bereits jetzt generieren wir täglich eine unglaubliche Menge an Daten: 60 Zettabyte (Quelle: Accenture) – das sind umgerechnet 60 Billionen Gigabyte. Nur 8% davon werden aber tatsächlich verarbeitet - noch: Zwar steigt die Datenmenge weiterhin kontinuierlich an, laut Accenture soll die Nutzung dieser Unmenge an roher Information in Zukunft auf 40 % steigen: durch Quantencomputing, neuronale Netze und dergleichen.

Damit werden Langzeitprognosen möglich, wie sie die Stadt Wien beispielsweise bereits anstellt: mithilfe eines digitalen Zwillings der Stadt wird berechnet, wo in Zukunft Heizungs- und Energiebedarf besteht oder wo potenziell Photovoltaikanlagen gebaut werden können. Auch für die Routen - und Verkehrsoptimierung können solche Daten genutzt werden. (Mehr Infos unter: Smart City Wien)

Das „virtuelle Ich“

Digitale Identität wird wichtiger denn je. Unternehmen müssen ihre Online-Präsenz radikal verändern und sich auf neue Art und Weise mit Kunden, Partnern und einer zunehmend digitalen Belegschaft verbinden – zum Beispiel über virtuelle Firmenräume, Meets & Greets, oder Führungen.

Überzeugte Nutzer

Im Rahmen der Studie befragte Accenture Führungskräfte und Endkonsumenten aus 34 Ländern, u.a. auch aus Österreich, wie sie die künftigen Entwicklungen beurteilen. Dabei wurde offensichtlich, dass technologische Innovation- und die Fähigkeit, sich daran anzupassen - heutzutage einen enormen Wert haben:  99% der befragten österreichischen Führungskräfte (98% global) schätzen technologische Entwicklungen als wichtigsten Faktor für ihre Strategie ein - noch vor ökonomischen, sozialen oder politischen Faktoren. Und genau das erwarten 57 % der österreichischen Konsumenten (67 % global) auch von der Wirtschaft.

Was Details und Begrifflichkeiten angeht, zeigen sich die Teilnehmer*innen aber noch deutlich zurückhaltender: so wissen beispielsweise nur 27 % der Österreicher*innen, was das Metaverse überhaupt sein soll - und dass künstliche Intelligenz zu ihrem Vorteil genutzt wird, halten nur 22% für möglich, und nur 18% Prozent trauen das Organisationen oder Unternehmen zu.

Das Misstrauen gegenüber der neuen Technik ist scheinbar noch hoch, und umso wichtiger wird es hier werden, aufzuklären und Vertrauen zu schaffen. Dazu Winkelhofer: »Wie lange hat es gedauert, bis wir uns ans Smartphone gewöhnt haben? Wer hätte das vor ein paar Jahren noch für möglich gehalten - und jetzt haben wir es immer mit dabei? Das ist ein schleichender Prozess, aber der Mensch wird sich daran anpassen.«

Weitere Informationen zur diesjährigen Accenture - Studie finden Sie unter: www.accenture.com

 

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