Sollte man kennen: Frauen und Männer aus Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur und Sport, die vergangenes Jahr Erfolge feierten - und womöglich auch 2022 wieder von sich hören lassen werden.
Annette Mann
Alexis von Hoensbroech wechselt zu einer nordamerikanischen Fluglinie, das Steuer der AUA übernimmt im März 2022 Annette Mann, derzeit in der Lufthansa-Gruppe für Corporate Responsibility zuständig. Hoensbroechs Vertrag war erst im Vorjahr bis 2026 verlängert worden, aus Wettbewerbsgründen musste er das Unternehmen mit sofortiger Wirkung verlassen. Die 43-jährige Mann durchlief nach ihrem Wirtschaftsstudium das Nachwuchsführungskräfteprogramm der Lufthansa und verantwortete u. a. die Einführung der Premium Economy Class der Lufthansa und das Produktmanagement von Swiss International Airlines.
Alfred Stern
Alfred Stern führt seit letztem Jahr den Energieriesen OMV. (Bild: OMV AG)
Seit 1. September 2021 ist Alfred Stern der Nachfolger von Rainer Seele als CEO der OMV, an der die Republik 31,5 Prozent hält. Der frühere Chef des Tochterunternehmens Borealis treibt die Umstrukturierung in Richtung Chemiekonzern voran. Statt den Fokus auf Öl und Gas zu richten, sollen künftig Kunststoffe veredelt und recycelt werden. Eine Teilung in zwei Unternehmen – »OMV Chemicals« und »New Energy« – wird kolportiert. Aufgrund geänderter Markteinschätzungen nahm die OMV im vierten Quartal 2021 Wertberichtigungen und Abschreibungen in Höhe von 1,7 Milliarden Euro vor.
Anna Kiesenhofer
Ist Spitzensportlerin und Akademikerin: Anna Kiesenhofer.
Ihr Sieg war eine Sensation: Vom Start weg fuhr Anna Kiesenhofer bei den Olympischen Spielen in Tokio das Radrennen ihres Lebens – völlig allein, mit mehr als einer Minute Abstand zu einer der Top-Favoritinnen, die sich als Siegerin wähnte. Davor war die 30-jährige Mathematikerin aus Niederkreuzstetten kaum bekannt. Sie studierte in Wien und Cambridge und forscht an der Hochschule in Lausanne an Differentialgleichungen. Im Sport ist Kiesenhofer ohne Profivertrag und ohne Team unterwegs und wurde wohl deshalb von den Konkurrentinnen unterschätzt. Zur Goldmedaille erhielt sie die Ehrung als Österreichs Sportlerin des Jahres 2021.
Roland Weißmann
Der neue Generaldirektor beim Österreichschen Rundfunk, Roland Weißmann. (Bild: APA/ORF/Ramstorfer)
ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz machte ihn 2016 zum stellvertretenden Finanzdirektor, nun rückte Roland Weißmann selbst auf den obersten Chefsessel. Weißmanns Karriere ist eng mit dem Namen Richard Grasl, der Wrabetz vor fünf Jahren knapp unterlag, verbunden. Er war unter ihm Chefredakteur und sein Büroleiter, fungierte ab 2012 als Chefproducer und verwaltete das 400 Millionen Euro schwere Fernsehbudget. Nach Grasls Abgang war er wichtigster Verbindungsmann des bürgerlichen »Freundeskreises«, der die Mehrheit im ORF-Stiftungsrat besitzt. Eine Schonfrist wird dem 53-Jährigen nicht gegönnt: Nach dem üblichen Personalkarussell steht im Juni die Besiedelung des multimedialen Newsrooms an – mit der organisatorischen Umstrukturierung geht auch ein Kulturwandel einher.
Edith Hlawati
Edith Hlawati setzte sich gegen ihre Mitbewerber um den Vorsitz der ÖBAG durch. (Bild: Georg Wilke)
Die Wirtschaftsanwältin Edith Hlawati wurde nach den pikanten Vorfällen um Vorgänger Thomas Schmid als neue Vorständin der Österreichische Beteiligungs AG berufen. Insgesamt hatten sich 123 Personen beworben, aus denen das Nominierungskomitee - nach Prüfung durch die Personalberatung Egon Zehnder - Hlawati auswählte, die schließlich vom Gesamtaufsichtsrat einstimmig gewählt wurde. Hlawati hat die Staatsholding über 30 Jahre in zahlreichen Transaktionen als Anwältin begleitet. Zudem hat sie als Aufsichtsratsvorsitzende der Post und Telekom Austria (TA) Einblick in die ÖBAG, die neben der TA elf weitere staatliche Beteiligungen verwaltet.
Peter Klimek
Peter Klimek teilt als Corona-Mahner und Kritiker aus, muss in der Öffentlichkeit aber auch viel einstecken. (Bild: feelimage/Matern)
Was ein Komplexitätsforscher macht, wusste vor der Pandemie kaum jemand. Seit zwei Jahren tritt Peter Klimek, Professor an der Medizinischen Universität Wien, als Corona-Erklärer der Nation und unermüdlicher Mahner an die Öffentlichkeit. Er findet in seinen Prognosen stets klare Worte und spart nicht mit Kritik. Kultstatus erlangte seine Aussage: »Anscheinend ist die Strategie, das Virus mit unvorhersehbaren Öffnungsschritten zu verwirren.« Der 39-Jährige stammt aus einer niederösterreichischen Weinbauernfamilie und war der erste in seiner Familie, der die Matura ablegte und studierte. Der Experte für Quantenphysik wurde vom Klub der Bildungs- und Wissenschaftsjournalist*innen zum Wissenschafter des Jahres 2021 gewählt.
Kristina Hammer
Kommt mit internationaler Erfahrung: Kristina Hammer. (Bild: Christina von Prohaska)
Sie wird die Geschicke der Salzburger Festspiele zwangsläufig ganz anders als ihre Vorgängerin lenken. Die Fußstapfen der langjährigen Präsidentin Helga Rabl-Stadler sind riesig und die umtriebige, leidenschaftliche Netzwerkerin ist nur schwer zu ersetzen. Das künstlerische Programm und die Geschäftsführung verantworten zwar andere, doch Rabl-Stadler verstand es, mit ihrer Strahlkraft Sponsor*innen und Künstler*innen bei Laune zu halten. Kristina Hammers Konzept beeindruckte das Gremium aber mit internationaler Expertise, 32 Personen hatten sich beworben.
Erwin van Lambaart
Übernimmt die Spielleitung: Erwin van Lambaart wird dieses Jahr zum neuen Chef der Casinos Austria ernannt. (Bild: CASAG)
Der Niederländer Erwin van Lambaart wird ab 1. April 2022 neuer Chef der Casinos Austria. Beim Glücksspielkonzern bricht eine neue Ära an, nachdem Bettina Glatz-Kremsner nach über 30 Jahren ihren Vertrag nicht mehr verlängerte. Nach dem Desaster um den FPÖ-nahen Manager Peter Sidlo bemühte man sich diesmal bei der Bestellung sichtlich um eine wasserdichte Lösung. Der 58-Jährige war bereits in der Hotellerie, als Musical-Produzent und Eventmanager tätig, bis er 2016 das staatliche Glücksspielunternehmen Holland Casino einer Modernisierungskur unterzog.
Hermann Erlach
Sympathisch: Hermann Erlach bringt frischen Wind ins Headquarter von Microsoft Österreich. (Bild: MIcrosoft Österreich)
Vor sechs Jahren kam Hermann Erlach zu Microsoft und war zuletzt als COO für Digital Transformation und Innovation zuständig. Im Mai 2021 löste er Dorothee Ritz als General Manager für Österreich ab. Der gebürtige Osttiroler bringt fundiertes Managementwissen aus internationalen Unternehmensberatungen wie Capgemini Consulting, Booz & Company und SAP mit. Seinen Job als COO übernimmt Anne Michels, die zuvor für Microsoft in den USA tätig war. Frischer Wind kommt auch durch einen Umbau ins Wiener Headquarter, das lange Zeit Aushängeschild für die neue Welt des Arbeitens war – die Corona-Zeit brachte neue Erkenntnisse und Anforderungen, die in die Neugestaltung einfließen.
Roswitha Stadlober
Roswitha Stadlober bringt Schwung in einen "Männerverein". (Bild: EXPA JFK)
Erstmals in der Geschichte des Österreichischen Skiverbands steht eine Frau an der Spitze. Roswitha Stadlober, die nach dem überraschenden Rücktritt von Karl Schmidhofer das Amt im Oktober 2021 übernahm, will die Strukturreform vorantreiben. Zuvor war es rund um die Nachfolge des langjährigen ÖSV-Präsidenten Peter Schröcksnadel zu unschönen Machtspielen zwischen den Landesverbänden gekommen. Die Salzburgerin, in den 1980er-Jahren unter ihrem Mädchennamen Steiner als Slalomfahrerin erfolgreich, ist seit 2010 Geschäftsführerin von Kada, einer Einrichtung, die Athlet*innen beim Übergang ins Berufsleben unterstützt.
Cord Prinzhorn
Übergangsweise: Cord Prinzhorn springt als CEO bei Lenzing ein. (Bild: Lenzing AG)
Der langjährige Vorstandsvorsitzende Stefan Doboczky sollte den oberösterreichischen Faserhersteller Lenzing eigentlich durch die Klimawende führen. Überschattet von den unsauberen Geschäften des Joint-Ventures Hygiene Austria löste der 54-Jährige seinen Vertrag mit Ende des dritten Quartals 2021 überraschend auf. Ein Nachfolger wird gesucht. Als interimistischer CEO wurde Aufsichtsrat Cord Prinzhorn, Geschäftsführer des Papier- und Verpackungsherstellers Prinzhorn Holding und Sohn des Industriellen Thomas Prinzhorn, bestellt.
Andrea Heumann
Andrea Heumann, neue CEO von Thalia Österreich, will den Buchhandel online und analog voranbringen. (Bild: Thalia Österreich)
Thalia Österreich, Tochterunternehmen der größten Buchhandelsgruppe im deutschsprachigen Raum, steht seit Oktober 2021 unter weiblicher Führung. Die gebürtige Hamburgerin Andrea Heumann, bisher Leiterin des Bereichs e-Commerce, folgt Thomas Zehetner, der das Unternehmen nach 20 Jahren verließ. Sie will das Onlinegeschäft zwar weiter forcieren, aber auch den stationären Handel stärken, etwa durch die App »Scan & Go«, durch die ein Anstellen an der Kassa nicht mehr notwendig ist.