Der Winter weicht, die Pandemie hoffentlich ebenso. Zeit für ein neues Erwachen – natürlich mit allen Sicherheitsvorkehrungen.
Ein Ortsbericht von Rainer Sigl
Hach, es ist eine Pracht – diese Luft! Diese Sonne! Die blühenden Bäume! Wissen S’, wenn man jetzt, nach Monaten der Dunkelheit und der Entbehrungen, endlich wieder einmal das Erwachen der Natur – was red ich, des ganzen Landes! – feiern darf – das ist was Feines! Endlich wieder Menschen treffen! Endlich wieder Kultur!
Klar gilt es, ein paar Sicherheitsmaßnahmen einzuhalten, das geht am einfachsten mit den drei G. »Getestet, geimpft, genesen«, nicht, so einfach und doch so genial! Hach, was für eine weitere kommunikative Meisterleistung der Regierungs-Krisen-PR – also, ich mein die Krisen-PR der Regierung, nicht die PR der Regierungskrise.
Weil, okay, da ist ja nicht immer alles so ganz glatt gelaufen. Gut, der Baby-Elefant, ja eh, am Anfang war das lustig, man hat es sich ganz gut gemerkt etcetera, aber inzwischen, ich sag S’ Ihnen ehrlich, inzwischen hab ich so eine unbändige Aversion gegen dieses depperte Viech, ehrlich, ich geh extra nach Schönbrunn, wenn’s wieder aufsperren, und spuck dieses grauslig graue gigantische Hurnsviech an im Gehege, dieses elendige – und dann geh ich da nie mehr hin!
Das nächste Projekt startet
Auch ein paar andere PR-Aktionen waren nicht so ganz grundsätzlich gelungen, okay, aber eine Corona-App, eine Corona-Ampel, ein Corona-Massentest mit dem Bundesheer und ein Sputnik-Ankauf sind halt keine Lappalie, da kann schon mal das eine oder andere oder auch alles davon ein bisserl daneben gehen. Aber eh wurscht, weil inzwischen startet ja eh schon das nächste Projekt, und der grüne österreichische Impfpassalleingang wird sicher besonders deshalb ein voller Hit, weil ja insbesondere bei internationalen Reisedokumenten selbstbewusstes nationales Auftrumpfen überall rundum als Ausdruck charmanter Kauzigkeit wohlwollend goutiert wird. Die 3G des sommerlichen Urlaubsantritts quasi: gfoan, gstanden, heim gschickt.
Aber nein, war nur ein Spaß – wird sicher alles genial gut gelingen. Immerhin könnte man ja an den diversen Grenzstationen dann noch aus humanitären Gründen um Einreiseerlaubnis nach Italien, Kroatien oder woandershin betteln, weil, mal unter uns, noch einmal »Urlaub bei Freunden« hier, im Ernst: Der Österreicher genießt gänzlich gramgeplagt längst im ganzen Land quasi dauernd Kärntner Zustände, nur dass das Wetter leider meistens nicht so schön ist. Das ist ja überhaupt das grundlos gehässig Gemeinste daran, dass uns irgendwelche goscherten großkopferten Gscherten im Ausland als »Banananrepublik« geißeln, weil in einer solchen hätte als Trost zumindest das Wetter besser zu sein. Gsudert, graunzt, in die Goschn – bitte, das sind die 3G, mit denen noch jeder g’lernte Österreicher schon aus Prinzip jeder Nestbeschmutzung begegnet ist.
Jetzt jedenfalls: Zeit für ein Aufatmen! Gsungen, gsoffen, gspieben haben wir eh jedes Jahr unter so manch schöner Kastanie, aber heuer mit besonderer Begeisterung. Ich sag’s Ihnen: Das wird sicher ein ganz geiler Grillsommer. Außer es gäbe wieder Neuwahlen im September. Die können mir nämlich ganz gewiss gestohlen bleiben.