Nur weil man paranoid ist, heißt das noch lange nicht, dass keiner hinter einem her ist. Denn die Anzeichen sprechen eindeutig dafür: Die Welt steht nimmer lang. Eine düstere Prophezeiung von Rainer Sigl.
Ich sag’s Ihnen, es sind die letzten Tage der Menschheit! Da kann der Frühling noch so charmant mit Sonnenschein lächeln, unsere Tage sind gezählt. Wie bitte? Sowas wollen Sie nicht hören? Sie haben sowieso einen zu hohen Blutdruck? Na dann setzen Sie sich mal lieber hin und atmen Sie tief durch, ich habe eine gute Nachricht für Sie: Das ist jetzt auch schon wurscht.
Die Beweise sind klar ersichtlich, wenn man nur die Augen aufmacht, mein Lieber! Seit Jahrtausenden warnen uns Propheten und Seher, und wir sitzen wie die Schafe mitten drin im Armageddon und trinken unseren Radler im Gastgarten! Aber nicht mit mir, ich hab mir im Fahrradkeller einen Bunker gebaut und sobald es ernst wird, werden ich, die Irmi und der Hund … Was grinsen S’ so blöd? Sie glauben mir das nicht? Alles halb so wild? Jaja, grinsen S’ nur, Sie Vollpfosten, aber da schauen S’, da wird Ihnen das Lachen vergehen, hier, bitte, der Beweis: »Und die Wucherer und Geldverleiher werden Asche auf ihre Häupter streuen, und es wird sein ein großes Wehklagen und Zähneknirschen, und sie werden zu den Königen laufen und weinen: Ihr Herren, gebt uns Gold, auf dass wir nicht unseren Lebensunterhalt verlieren …« Nostradamus! Nostradamus hat’s gewusst! Finanzkrise, mein Lieber, die letzten Tage! Und es kommt noch besser! Bitte, hier: »Und die, die bauten die Wagen, werden mit leeren Händen dastehen und die Arbeit niederlegen, und die Lehrmeister werden die Kinder von sich wegschicken und sagen, gehet auf die Straßen, ihr Kinder, ihr kümmert uns nicht …«
Von wegen Humbug, Sie Kleingläubiger! Wenn’s nur der Nostradamus wäre, gut, dann säh ich’s ja ein, geschenkt, zugegeben, ich wäre plemplem, nicht ganz dicht, hätt nicht alle Zwetschken beisammen, aber das ist erst der Anfang! Bitte, wenn S’ mir nicht glauben, Moment, hier: »Und eyne Pestilenzia wird die Welt befallen, von unreinen Thieren, dass alles rotzet und fieberet und wehklaget und sein Schnitzel verfluchet …« Wie bitte? Ja, zugegeben, das ist eher weniger bekannt, nicht wahr, das ist eine Prophezeiung der mittelalterlichen Nonne Agnes Blannbekin, aber wiederum alles klar: die Schweinegrippe! Pandemie! Das wollen Sie selber lesen? Bitteschön hier … Ja gut, zugegeben, da geht’s nicht so sehr um den Weltuntergang, weil später schreibt sie: » … und die Ängstlichen der Weltt forchten sich sehr und ruoffen Oh weh, so gebtt uns Arzneyen! und werden geben ihr halbes Gut den Quacksalbern, und diese lachen und scherzen ob der Leichtgläubigkeitt des Volkes«, aber seien wir uns ehrlich, man muss ja nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen, diese Nonnen im Mittelalter, ich mein, die hatten ja nun wirklich keine Ahnung, wie komplex unsere globalisierte Welt im 21. Jahrhundert sein würde, nicht wahr.
Oder hier! Bitteschön, wenn das keine düstere Prophezeiung ist: »Und es werden kommen die unreinen Horden aus dem Osten und die Völker Europas überrennen und Halbmonde errichten auf den höchsten Gipfeln der Berge und die blonden Jungfrauen schänden und zwangsverschleiern und es wird sein ein großes Wehklagen und Heulen und …« Nein, Moment, da stimmt was nicht … ach herrje, jetzt ist mir leider ein Wahlprospekt dazwischen gerutscht, na, kann ja mal passieren, haha, ich sag Ihnen, Leute gibt’s, die glauben ja wirklich die abstrusesten Sachen. Jedenfalls bestätigt es auch die Bibel, die Reiter der Apokalypse klopfen an, und zwar genau jetzt! Kriege – haben wir. Hungersnot – haben Sie schon mal »Germany’s Next Top Model« gesehen? Na bitte! Pestilenz – na? Na? Da fehlt dann nur mehr eine lange Dürre. Und die, da bin ich mir ganz sicher, ist gestern im Billa hinter mir an der Kassa gestanden! Was zu beweisen war! Wie bitte? Was bin ich? Also – eine Unverschämtheit! Da kommt man und will aufrütteln, bevor’s zu spät ist … Aha? Sie mich auch! Da steh ich drüber!! Also, ich jedenfalls geh jetzt in meinen Bunker! No Future – ab genau ... jetzt!