Sonntag, Dezember 22, 2024

In der Schweiz kann das klassische Fernsehprogramm zeitlich flexibel konsumiert werden. In Österreich fehlt dagegen noch die Rechtssicherheit für Recorder aus dem Rechenzentrum.

Der Service »Replay-TV« bietet die Möglichkeit, sämtliche Programme aller in einer Region angebotener Fernsehsender bis zu sieben Tage rückwirkend anzusehen. Die Aufnahme der Sendungen erfolgt dabei nicht am Festplattenrecorder daheim, sondern am Server des Netzbetreibers – man spricht von Network-Recording. Während der Festplattenrecorder daheim ständig Strom frisst, ist für das netzwerkseitige Recording das Endgerät zuhause nur für die Zeit der Wiedergabe erforderlich und kann ansonsten ausgeschaltet werden.

Bereits ein Drittel der Schweizer Haushalte – mehr als eine Million – verwendet Replay-TV und bezahlt dafür extra. Das ist eine unglaubliche Zahl für eine Anwendung, die erst 2009 auf den Markt gekommen ist. Unser Unternehmen Ocilion stattete etliche Schweizer Netzbetreiber mit dieser Technologie aus. Wir arbeiten mit mittlerweile 40 Mitarbeitern in Ried in Innkreis bereits seit zehn Jahren an den Themen IPTV und zeitversetztes Fernsehen und beliefern Netzbetreiber. Am Schweizer Markt haben wir in den letzten Jahren wichtige Erfahrungen gewonnen und dabei unsere Technologie perfektioniert.

Erfolgreiche Anwendung für Breitband
Voraussetzung für Replay sind ein HDTV-tauglicher Breitbandanschluss und ein TV-Dienst oder Kabelanschluss des Netzbetreibers. Obwohl vor 2009 bereits 85 % der Schweizer über einen Kabelanschluss verfügten, sind seit Verfügbarkeit von Replay mehrere hunderttausend Haushalte von Sat zu Kabel gewechselt – weil Replay-TV über Sat nicht bezogen werden kann. Replay hat sich zu einem Produkt mit gro­ßer Nachfrage entwickelt. Zusätzlich hat es den Breitbandausbau in der Schweiz so richtig in Fahrt gebracht, denn nur mit breitbandigen Anschlüssen kann Replay auch in HD-Qualität geliefert werden. Meiner Meinung nach wäre es als Trägerrakete für die Nutzung von Breitband auch für Österreich geeignet. Noch fehlt allerdings die Rechtssicherheit hierzulande. Es gibt derzeit aber vielversprechende Gespräche mit der Politik, den rechtlichen Entscheidungsträgern, den Verwertungsgesellschaften und den Netzbetreibern.

Trennung zwischen Technik und Anwendung
Rechtlich ist es in der Schweiz – und sicher auch in Österreich – erforderlich, dass jeder Endkunde seine eigene Aufzeichnung programmiert. Er darf auch nur die von ihm selbst aufgezeichneten Sendungen wiedergeben. Die Herausforderung dabei ist, dass viele Endkunden naturgemäß exakt denselben Inhalt aufnehmen. Um dies aus Sicht des Netzbetreibers kommerziell sinnvoll realisieren zu können, kommt die sogenannte Deduplizierung zur Anwendung. Sie trennt strikt zwischen technischer Ebene und Anwendungsebene. Identische Inhalte beziehungsweise Sendungen unterschiedlicher voneinander unabhängiger Anwender werden zur Effizienzsteigerung der Speicherhaltung auf technischer Ebene nur einmal gespeichert. Der Endkunde auf der Anwendungs­ebene merkt davon nichts – jeder Haushalt hat ja nur seine eigenen Aufzeichnungen verfügbar.

Neben der Möglichkeit, über Replay-TV spontan eine Sendung der vergangenen sieben Tage zu sehen, können auch einzelne Sendungen aufgenommen und damit für die spätere Wiedergabe aufgehoben werden. Zeit ist mit Replay-TV nur noch ein relativer Begriff.

Mit der neuen Flexibilität besteht die Möglichkeit, das im deutschsprachigen Raum hochwertige, aber doch zeitstarre Fernsehen im Konkurrenzkampf mit Netflix, Amazon und Co deutlich attraktiver zu machen. Gleichzeitig wird Breitbandanbietern eine wertvolle Anwendung zur Nutzung ihrer Infrastruktur geliefert.

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