Samstag, Dezember 21, 2024

Die Wien Energie übernimmt das Geschäft der Wärmeerzeugungs- und Energieproduktionsanlagen ihrer Tochter Energiecomfort. Diese konzentriert sich ab sofort ausschließlich auf Facility Management. Mit dem Report sprach Geschäftsführerin Martina Jochmann.

Report: Sie vollziehen einen Paradigmenwechsel in Ihrer Geschäftstätigkeit. Welchen Anteil hatte Facility Management bislang bei Energiecomfort?

Martina Jochmann: Wir haben uns seit Beginn unserer eigenständigen Geschäftstätigkeit nicht nur auf die Energiezentralen in Gebäuden konzentriert, sondern auch um Facility Management gesamtheitlich. Der eigentliche Startschuss für diesen Geschäftszweig erfolgte dann mit dem ersten großen Kunden, der Wiener Städtischen. In den vergangenen Jahren hat Facility Management rund ein Drittel unseres Umsatzes ausgemacht.

Wir sehen die gesamte Branche im Umbruch: Der Facility Manager spielt zunehmend auch eine zentrale Rolle bei Energieeffizienzaufgaben. Er kennt das Gebäude und das Nutzerverhalten, das sich immer wieder ändern kann, am besten. Gerade mit einer effizienten Gebäudenutzung lassen sich meist aus dem Stand heraus, ohne Investitionen, 10 % Kosten einsparen. Mit ein paar Überlegungen mehr lassen sich mitunter auch 20 bis 30 % des Energieverbrauchs reduzieren, ohne dabei Geld in neue Anlagen, Wärmedämmung oder Fenster stecken zu müssen.

Report: Was wird heute von einem Facility Manager gefordert?

Jochmann: Gebäude, die heute gebaut werden, haben einen anderen Anspruch als Objekte vor vielen Jahren. Jeder, der in einem modernen Gebäude mit viel Technik lebt, braucht jemanden Fachkundigen, der diese Technik beherrscht. Beschränkte sich ein solcher Service früher auf vielleicht den Tausch eines Heizkörperventils oder das Nachstellen eines Fensters, ist die Arbeit des modernen Facility Managers eng mit komplexer Gebäude- und Regelungstechnik verbunden. 

Report: Anhand welcher Faktoren können sich Anbieter am FM-Markt differenzieren?

Jochmann: Offen gesagt geht nach wie vor vieles über den Preis. Vertrauen ist ebenfalls wichtig, und es gibt genug Anzeichen, die diesem Umstand auch gerecht werden. Ich nehme das Beispiel unseres Kunden Wiener Städtische her: Die Verträge wurden im Laufe der Jahre angepasst und wir konnten diesen Kunden trotz Neuausschreibungen halten.

Selbst bei Unternehmen, die wir viele Jahre betreuen, ändern sich der Bedarf und das Nutzungsverhalten in Gebäuden. Das gibt uns ständig die Möglichkeit, unsere Services nachzubessern. Letztlich, wie man auch bei dieser Partnerschaft sieht, zählen die Leistung, der Preis und das Vertrauen. Unsere Mitarbeiter betrachten die  betreuten Häuser wie ihre eigenen Häuser – das ist das eigentliche Geheimnis eines guten Facility Managers. 

Auch bei einer fixen, vertraglichen Vereinbarung sollte der Facility Manager immer mit dem Kunden im Dialog stehen, ob denn wirklich alles, was bestellt wurde, tatsächlich benötigt wird. Das kann beispielsweise Wartungsintervalle betreffen oder die Reinigung. In einem Einkaufszentrum wird nicht am Dienstagvormittag, wenn sich dort kaum Menschen aufhalten, alle zwei Stunden der Boden gereinigt werden müssen. An einem Einkaufssamstag ist das ganz anders: Da erwarten die Besucher Sauberkeit trotz der großen Zahl an Menschen im Gebäude.

Report: Welche weiteren Kunden können Sie nennen?

Jochmann: Wir betreuen Objekte der Bank Austria, haben die BAWAG P.S.K als Kundin ebenso wie den Flughafen Wien. Für den Krankenanstaltenverbund kümmern wir uns bei allen sechs neueröffneten Pflegewohnheimen um das technische als auch um das infrastrukturelle Facility Management. Im infrastrukturellen FM servicieren wir viele Hausverwaltungen und auch gemeinnützige Wohnbauträger. Unser Serviceangebot umfasst Gesamtlösungen ebenso wie kleine Servicehäppchen à la carte – etwa zur Spezialreinigung von Parkhäusern, um nur ein Beispiel zu nennen.

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