Samstag, Dezember 21, 2024

…oder Frauen in Bau-Holz-Berufen. Ein Kommentar von Albert Scheiblauer, Bundesjugendsekretär der Gewerkschaft Bau-Holz.

"Frauen in Technikberufe!“ – diese Losung ist seit einigen Jahrzehnten eine permanente Forderung der Frauenbewegung in Österreich. Die gängigen Klischees von Friseurin und Maurer sollen durchbrochen werden. Diesen Wunsch teilen alle in der Gewerkschaftsbewegung. Die Umsetzung wiederum stößt allerdings auf scheinbar unüberwindbare Hindernisse.

Die Fakten
Die Gewerkschaft Bau-Holz ist in einem überwiegend männlichen Umfeld tätig. Die Zahlen sprechen eine eindeutige Sprache. Von knapp 6000 Lehrlingen sind gerade einmal 336 weiblich. Vor allem bei den unter 19-Jährigen (4000 männlich, 200 weiblich) ist das Missverhältnis deutlich zu bemerken. Bei den über 19-Jährigen (1654 männlich, 136 weiblich) ist das Bild nicht ganz so düster. Grund dafür ist, dass junge Frauen sich tendenziell später für eine Lehre im Bereich Bau-Holz entscheiden.

Hauptgründe für dieses Verhältnis sind neben den in Teilen immer noch körperlich schwer anstrengenden Tätigkeiten das Fehlen getrennter Räumlichkeiten. Waschräume, Toiletten und Umkleideräume sind »Unisex« und damit praktisch männlich dominiert. Aufgrund des Fehlens von weiblichen Lehrlingen sehen Unternehmen keine Veranlassung räumliche Veränderungen herbeizuführen. Das Anheben der weiblichen Lehrlingszahlen erscheint unter dieser Voraussetzung als Quadratur des Kreises.

Weibliche Nischen
Nichtsdestoweniger haben sich junge Frauen auch in der Bau-Holz-Branche Nischen gesucht und gefunden. Vor allem holzverarbeitende Berufe sind aufgrund einer großen kreativen Komponente für junge Frauen attraktiv. Dies beweisen zahlreiche Auszeichnungen weiblicher Lehrlinge bei Abschlussprüfungen und Wettbewerben. Überdurchschnittlich häufig sind Frauen bei den Besten dabei. Die Zufriedenheit der Arbeitgeber ist hoch. Es mit weiblichen Nachwuchskräften zu riskieren, zahlt sich für die Bau-Holz-Betriebe also wirklich aus.

Was muss getan werden
Die Politik ist gefordert, jene Unternehmen finanziell zu unterstützen, die sich ein Ausbilden weiblicher Lehrlinge vorstellen können. Hier geht es vor allem um finanzielle Zuschüsse bei der Einrichtung von getrennten Räumlichkeiten für Kolleginnen. Zu oft fehlt den Unternehmen nicht der Wille weibliche Lehrlinge einzustellen, sondern schlichtweg einfach das Geld, um die rechtlichen Voraussetzungen erfüllen zu können.
Neben diesen faktischen Voraussetzungen muss aber auch noch im 21. Jahrhundert gegen geschlechterspezifische Rollenklischees vorgegangen werden. Männer sind gute Handwerker, Frauen gute Friseurinnen. Dieses Stereotyp wird immer noch viel zu oft akzeptiert. Hier sollte schon in den Pflichtschuljahren im Unterricht entgegengesteuert werden. Berufsmessen und die Möglichkeit in technischen Betrieben Schnuppertage zu absolvieren haben sich gerade für junge Frauen als motivierende und Angst raubende Maßnahmen bewährt.

Ein Fazit
Der Anstieg weiblicher Lehrlinge in den holzverarbeitenden Berufen wird auch in einer Zeit, in der die Lehrstellen in der Bau-Holz-Branche rückläufig sind, anhalten. In Kombination mit Zusatzausbildungen im kreativen Bereich sind die beruflichen Chancen groß! Im Baubereich ist noch viel zu tun (Stichwort Einrichtung), wobei hier körperliche, geschlechterspezifische Unterschiede weiterhin eine „natürliche“ Barriere bilden werden.

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