Wie Österreichs Unternehmen energieautark werden können. Von Gerhard Marterbauer, Partner und Leader Energy & Ressources Deloitte Österreich.
Unternehmen in Österreich genießen im Energiebereich eine hohe Versorgungssicherheit. Aber trotz der wertvollen Ressource Wasserkraft und der zunehmenden Bedeutung von Wind- und Solarenergie ist Österreich Energie-Importland. Österreich ist zwar mit einer hohen Versorgungssicherheit gesegnet, diese ist aber nicht mit Energieunabhängigkeit zu verwechseln. Dabei befinden wir uns im EU-Vergleich in guter Gesellschaft: Zirka 80 % der Mitgliedstaaten sind Energie-Importländer. Die einzelnen Länder sehen sich aber – trotz dieser Gemeinsamkeit – mit sehr unterschiedlichen Herausforderungen im Energiebereich konfrontiert.
In Österreich gibt es eine klare Tendenz: In Bezug auf den Anteil an erneuerbarer Energie haben wir dank Wasserkraft und Pumpspeichern 50 bis 60 Jahre Vorsprung vor Deutschland. Deshalb sollte der Fokus in Österreich nicht nur auf einer Energiewende im Stromsektor liegen, sondern der Wärme- und Mobilitätssektor sollten als Infrastrukturpotenzial mitgedacht werden.
Worum geht es bei der Energiewende?
Es sind Themen wie Brennstoffe vermeiden, Stromleitungen bauen, Kraftwerke schließen und dezentrale Hubs integrieren. Die Transformation der Strom-, Wärme- und Mobilitätssektoren ist mit gewaltigen Impulsen für die Wirtschaft verbunden. Saubere, grüne Energie ist – dank der mittlerweile ausgereiften Technik – wirtschaftlich bezahlbar geworden.
Das Großprojekt des Energieumbaus könnte insbesondere für Österreich ein wertvoller Konjunkturmotor sein, der gerade deshalb so rund läuft, weil unsere Industrie hervorragend aufgestellt ist. Wir könnten unsere Anlagen selbst bauen, deshalb würden wir mit nahezu jeder Investition in neue Technologien die eigene Wirtschaft fördern. Der Bau von Wind- und Solaranlagen, von neuen dezentralen Energie-Hubs, der Ausbau der Netze, aber auch die Gebäudesanierung und die Elektromobilität stellen riesige neue Märkte dar. Während jeder Euro, den wir für Öl oder Gas ausgeben, in den Kassen ausländischer Konzerne landet, kommen die Gelder der Energiewende zu einem großen Teil der österreichischen – und hier vor allem der mittelständischen und regionalen – Wirtschaft zugute und schaffen auf diese Weise neue Arbeitsplätze.
Export von Technik
Je mehr Länder sich dem österreichischen Modell der Energiewende anschließen, desto größer werden die Möglichkeiten, die hierfür entwickelte Technik zu exportieren. Der Energiemarkt befindet sich somit in einem Lösungswettbewerb zwischen traditionellen Versorgungsunternehmen und neuen Energieplayern. Dabei geht es um viel mehr als um die Versorgungssicherheit: Es geht um neue Konzepte und Ideen, die uns unabhängiger machen können. Was es aus unserer Sicht braucht: serviceorientierte Organisationen, interkommunale Zusammenarbeit sowie die besten Talente. Und eine neue Kultur, die auch Fehler zulässt und das Austesten von Versuchsballons fördert.
Langfristige Reduktion
Nur die Kombination aus Innovation, Forschung und Arbeit kann die Abhängigkeit Österreichs von fossilen Energieträgern langfristig reduzieren und den Wirtschaftsstandort Österreich sichern.
Als smarter Impulsgeber für den Wirtschaftsstandort Österreich hat Deloitte mit den Initiatoren der Energy Talks 2013 das Ossiacher Talente Forum ins Leben gerufen. Dort verfolgen innovative Energieköpfe und Unternehmer aus Energie, Telekommunikation- und Infrastrukturunternehmen sowie aus dem öffentlichen Sektor das Ziel, die Energieabhängigkeit Österreichs zu reduzieren. Die Ergebnisse werden am 4. Juni in Villach präsentiert. Schon jetzt zeichnet sich ein spannender Wettbewerb der besten Projektideen ab, die von A wie »Alternative Energiekonzepte und Finanzierung durch Mitarbeiterbeteiligungen« bis Z wie »Zellen als Energie- und Flexibilitätsquellen« reichen.
Link zu den Energy Talks 2014 in Kärnten: www.energytalks.com