Heimo Aichmaier, Geschäftsführer Smart Mobility Power, löst Vorurteile gegenüber E-Fahrzeugen und Elektromobilität auf.
1. »Die CO2-Bilanz von E-Fahrzeugen ist schlecht«: Das Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg hat sich 2019 im Auftrag des Thinktank Agora Verkehrswende umfangreich mit der Klimabilanz von Elektrofahrzeugen auseinandergesetzt. Fazit: Der Klimavorteil des Elektroautos wächst, wenn der Ausbau der Erneuerbaren im Rahmen der Energiewende forciert wird, denn die Antriebsenergie ist die wichtigste Einflussgröße auf die Klimabilanz. Käme nur reiner Solarstrom zur Anwendung, liegt der Vorteil des Elektrofahrzeugs bei etwa 50 % Emissionsverminderung über den gesamten Lebenszyklus, der auch die Produktion beinhaltet.
Nach Untersuchung von 23 »Life Cycle Analyses (LCA)« weltweit sind batterieelektrische Pkw klar im Vorteil. Konkret je nach bilanziellen Anteil an erneuerbaren Energie im nationalen Strommix bedeutet dies CO2-Neutralität gegenüber benzingetriebenen Pkw in Österreich ab 53.000 km und in Deutschland ab 90.000 km sowie gegenüber dieselgetriebenen Pkw ab 67.000 km und in Deutschland ab 130.000 km.
2. »Gesteigerter Strombedarf durch E-Mobilität kann nur mit fossiler Energie oder Atomenergie abgedeckt werden.«: Wenn 100 % aller Pkw auf Österreichs Straßen elektrisch unterwegs wären, beliefe sich der zusätzliche elektrische Energiebedarf auf rund 16 % des aktuellen Stromverbrauchs in Österreich. Gemäß aktuellen Studien verfügt Österreich über genügend Erzeugungspotenzial aus erneuerbaren Energien, um die breite Umstellung auf Elektromobilität umweltfreundlich begleiten zu können.
Würden 10 % aller Pkw in Österreich – rund 500.000 Stück – elektrisch fahren, wäre der jährliche Strombedarf um 1,3 Terawattstunden oder 1,8 % höher. Laut einer Studie der TU Wien liege das Ökostrom-Ausbaupotenzial in Österreich bis 2030 bei 31 TWh.
3. »Eine breite Anwendung von E-Mobilität gefährdet die Sicherheit des Stromnetzes.«: Eine Studie der TU Wien aus dem Jahr 2017 zeigt, dass Stromnetz und Speichermöglichkeiten für das Stromsystem 2030 bereits hervorragend vorbereitet sind. Im Bereich des Erzeugungsmanagements könnten sich in Zukunft sogar Synergien mit dem Laden von Elektroautos ergeben, indem Verteilnetzbetreiber einem Lademanagement-System signalisieren, welche Ladestrategie – zeitlich beliebig auflösbar – am netzdienlichsten wäre. Der Großteil des Ladeverhaltens erfolgt überdies zu 80 % während längerer Stehzeiten am Arbeitsplatz oder zu Hause. Dieses Ladeverhalten – mit wenig Leistung über einen gewissen Zeitraum verteilt –, zusammen mit dezentraler intelligenter E-Ladetechnik, wirkt etwaigen Spitzenlasten zusätzlich entgegen.