Der Kampf gegen die Klimakatastrophe setzt sich eher schleppend in Gang. Inzwischen denkt die Wissenschaft längst auch an gigantische Schutzprojekte und riskante Ansätze im Geoengineering.
In Europa ein Winter ohne Kälte, in Australien Waldbrände wie nie zuvor, Rekordtemperaturen in der Antarktis: Die Realität des Klimawandels lässt sich nur mehr von den ignorantesten Zeitgenossen ausblenden. Wovor Forscher und Umweltaktivisten jahrzehntelang gewarnt haben, tritt ein: Die Begrenzung der katastrophalen Folgen eines sich rasant erwärmenden Planeten wird sich kaum mehr mit ein bisschen CO2-Reduktion und halbherzigen gesetzlichen Vorgaben erreichen lassen.
Kein Wunder, dass zeitgleich zu politischen Weichenstellungen schon an anderen Lösungen gearbeitet wird. Zwei Wissenschaftler aus den Niederlanden und vom GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel haben nun eine Machbarkeitsstudie vorgelegt, in der ein Projekt zur Sicherung nordeuropäischer Staaten vor sprunghaft steigendem Meeresspiegel angedacht wird: Eine gewaltige Staudammkonstruktion soll Nord- und Ostsee vom Atlantik abtrennen und so die Küsten der Anrainerstaaten schützen. Bestehen soll das gigantische Projekt aus einem 161 km langen Damm, der den Ärmelkanal im westlichen Bereich zwischen Bretagne und Cornwall verbindet, und einem zweiten, fast 500 km langen Damm in der nördlichen Nordsee zwischen Schottland und Norwegen. Die Kosten: bis 550 Milliarden Euro. Das ist viel, aber immer noch wesentlich billiger als wenn die einzelnen Staaten ihre Küsten selbst gegen den Anstieg schützen müssten.
Hack the planet?
Gegen dieses Mammutprojekt, das allein 51 Milliarden Tonnen Sand als Rohstoff benötigen würde, sehen die neuen Ideen in Sachen Geoengineering beinahe minimalinvasiv aus. Neben altbekannten Vorschlägen –- Düngung der Ozeane mit Eisenspänen, Ausbringung reflektierender Partikel in der Stratosphäre –gibt es auch neue, mehr oder weniger aufwendige Visionen, wie CO2 abzubauen bzw. die Erderwärmung direkt zu bekämpfen wäre. Die Kultivierung riesiger Seetang-Farmen darf zu den konservativeren gezählt werden und will analog zu Wiederaufforstungsprojekten auf dem Land die CO2-Absorption durch Pflanzen nutzen.
Größeres Science-Fiction-Flair hat da schon die Idee, zwischen Sonne und Erde einen »Sonnenschirm« zu platzieren, etwa in Form einer Armada reflektierender Satelliten oder aber eines riesigen Spiegelschirms. Der Vorteil einer solchen Lösung wäre, dass dafür nicht mit weiteren Chemikalien ins heikle Ökosystem Erde eingegriffen werden müsste. Der Nachteil liegt auf der Hand: Um etwa ein Prozent des Sonnenlichts auf diese Weise zu reduzieren, braucht es eine Schirmgröße von 500.000 Quadratkilometern.
Von noch wahnwitzigeren Vorschlägen, etwa jenem, durch Verschiebung der Erdachse (!) um einige wenige Grad für Abkühlung zu sorgen, muss gar nicht geredet werden, um klarzumachen, dass technische Lösungen für dieses Problem nicht nur absurd aufwendig, sondern auch potenziell gefährlich sein könnten.
Es nützt nichts: Am Umbau des Energiesystems und dem Ende der CO2-Produktion führt kein Weg vorbei. Teuer wird es auf alle Fälle. Die Frage ist, ob das Geld für die Verhinderung der Katastrophe ausgegeben wird – oder für die Reparatur ihrer schlimmsten Folgen.