Dienstag, November 19, 2024

Eines der Megaprojekte der Stadt Wien: In der Seestadt Aspern entstehen 8.500 Wohneinheiten für 20.000 Bewohner. Lebensqualität und Wohnbaupolitik sind eng miteinander verbunden. Die Stadt Wien investiert viel Geld in den Neubau und die Sanierung von Wohnungen und sorgt mit innovativen Wohnprojekten europaweit für Aufsehen.

Wien hat es wieder geschafft. Zum zweiten Mal in Folge sichert sich die Bundeshauptstadt in der internationalen Mercer-Studie den ersten Platz als lebenswerteste Stadt der Welt. Auf den Plätzen folgen die Schweizer Städte Zürich und Genf. Auch am Ende des 221 Städte umfassenden Rankings gibt es keine Überraschungen, Schlusslicht ist wie im Vorjahr Bagdad. Verantwortlich für das gute Abschneiden ist laut Josef Papousek, Geschäftsführer von Mercer Austria, das »hohe Maß an Sicherheit, die politische Stabilität und die funktionierende Infrastruktur«.

Einen nicht unwesentlichen Teil hat die Wiener Wohnbaupolitik zum guten Abschneiden beigetragen. »In allen wohnrelevanten Kategorien hat Wien Bestnoten erzielt«, freut sich Wohnbaustadtrat und Vizebürgermeister Michael Ludwig.

Die Fundamente dieser Politik gehen zurück bis an den Beginn des vorigen Jahrhunderts. Aufgrund des sprunghaften Anstieges der Bevölkerungszahlen vor 1918 und der schlechten Wohnsituation in der Stadt konzentrierten die Stadtväter alle Bemühungen auf die Schaffung und Umsetzung einer kommunalen Wohnpolitik. 1919 wurde mit dem Metzleinthalerhof am Margaretengürtel der erste Gemeindebau Wiens gebaut. Bereits 15 Jahre später hatte die Stadt Wien fast 65.000 Wohnungen in insgesamt 380 Wohnhausanlagen errichtet. Heute verfügt die Stadt über 2.000 Wohnhausanlagen. Mit rund 220.000 Wohnungen und knapp 500.000 Bewohnerinnen und Bewohnern ist die Stadt Wien die größte Hauseigentümerin der Welt. Mehr als 600 Millionen Euro investiert die Stadt über das Instrument der Wiener Wohnbauförderung jedes Jahr in  Neubau, Sanierung und Subjektförderung. Das sind fast 150 Millionen Euro mehr, als der Bund im Rahmen der früher bereitgestellten Wohnbauförderungsmittel im Rahmen des Finanzausgleiches zur Verfügung stellte. Während 2009 in einigen Bundesländern die Bautätigkeit drastisch zurückging, konnte Wien mit einem Plus von 8,7 Prozent die höchste Steigerung im Bundesgebiet verzeichnen. 2010 werden wieder 283 Millionen in den Neubau von 7.000 geförderten Wohnungen investieren. Auch in der Sanierung tut sich einiges. Seit 2008 wurde das Sanierungsvolumen in den Gemeindebauten fast verdoppelt. »2008 investierte die Stadt Wien rund 132 Millionen Euro in die Sanierung von Gemeindebauten mit rund 6.200 Wohnungen. Rund 184 Mio. Euro wurden 2009 für die Sanierung von Wohnhausanlagen mit insgesamt 8.500 Wohnungen aufgewendet und 2010 wird die Gesamtsanierungsleistung auf rund 10.000 Wohnungen und 251 Millionen Euro steigen«, erklärt Ludwig. Außerdem wird bereits intensiv an den Vorhaben für 2011 und 2012 gearbeitet. 157 Gemeindebauten mit rund 16.800 Wohnungen sind bereits fix in Planung, heißt es im Rathaus. Dafür soll die Investitionssumme von rund 404 Millionen Euro bereitgestellt werden.

''Solange ich Wiener Wohnbaustadtrat bin, kommt eine Privatisierung der Gemeindebauten nicht in Frage'', sagt Michael Ludwig.Qualitätssicherung über Wettbewerb

Um die Qualität im Neubau zu sichern, setzt die Stadt Wien auf Bauträgerwettbewerbe, die vom wohnfonds_wien ausgelobt werden. »Sie stellen das hohe Niveau in ökologischer, ökonomischer und architektonischer Hinsicht sicher«, sagt Ludwig, auf dessen Beitreiben hin 2009 ein weiteres Kriterium eingeführt wurde: die »soziale Nachhaltigkeit«. Damit soll der Innovation und der sozialen Verantwortung ein größerer Stellenwert eingeräumt werden. Erstmals zum Einsatz kam diese vierte Säule der Bauträgerwettbewerbe beim Projekt Sonnwendviertel in der Nähe des neuen Hauptbahnhofes. Das Ergebnis sind verschiedene Wohnungstypen mit flexibel adaptierbaren Wohnungsgrundrissen, Wohnungen für Menschen mit besonderen Bedürfnissen, betreutes Wohnen, Wohnen-für-Generationen-Wohnungen sowie Home-Offices und ein breit gefächerter Mix an Kommunikationsflächen und Gemeinschaftsräumen für alle Generationen.

Auch am Nordbahnhof zeigt sich die Innovationskraft des Wiener Wohnbaus. Ein erstes Bauträgerverfahren stand unter dem Motto »Junges und kostengünstiges Wohnen«, der eben zu Ende gegangene zweite Wettbewerb widmete sich dem »Interkulturellen Wohnen« (siehe Exkurs).

Mit Projekten wie diesen gelingt es der Stadt Wien, soziale Brennpunkte wie in anderen Metropolen erst gar nicht entstehen zu lassen. »In Wien haben alle Bevölkerungsgruppen Zugang zu qualitätsvollen und erschwinglichen Wohnungen. Damit trägt der geförderte Wiener Wohnbau nicht nur maßgeblich zur ausgezeichneten Lebensqualität, sondern auch zum friedlichen Zusammenleben in unserer Stadt bei«, ist Ludwig überzeugt.

 

Exkurs:

Innovativer Wohnbau

Am Bauplatz 12 errichtet die Bank Austria Real Invest 97 geförderte Wohnungen mit Schwerpunkt auf multifunktionellen Räumen für Ateliers oder kleine Offices.>> Interkulturelles Wohnen: Der Nordbahnhof zählt zu den bedeutendsten innerstädtischen Entwicklungszonen Wiens. Bis 2025 soll hier ein völlig neuer Stadtteil mit 10.000 Wohnungen und ebenso vielen neuen Arbeitsplätzen entstehen. Ende Mai wurde der zweite Bauträgerwettbewerb unter dem Motto »Interkulturelles Wohnen« abgeschlossen. Im Mittelpunkt dabei standen innovative Ideen im Bereich des Wohnens, die eine gute Nachbarschaft und ein lebendiges Miteinander von einheimischen und »neuen« Wienerinnen und Wienern fördern. Besonderes Augenmerk wurde dabei auf den Zusammenhang zwischen baulichen und sozialorganisatorischen Konzepten gelegt, von der Planungskonzeption bis zur Betreuung der Wohnanlage. Die Siegerprojekte für die sechs Bauplätze rund um den Rudolf Bednar Park zeichnen sich laut Jury nicht nur durch eine »durchdachte Konzeption der Gemeinschafts- und Freiräume, sondern auch durch umfassende Maßnahmen zur Betreuung und Stärkung der jungen Hausgemeinschaften aus«. Dazu zählen Mieterservice-Teams – da­runter VertreterInnen des Österreichischen Integrationsfonds und des Vereins »Miteinand« – interkulturelle HausbetreuerInnen, kulturelle Veranstaltungen, ein Weltcafé in Kooperation mit der ARGE Weltladen, ein interkultureller Garten sowie multifunktionelle Räume für Ateliers oder kleine Offices, die Dienstleistungs­angebote und ein buntes Lokalkolorit schaffen sollen. Dazu kommen eine Beratungsstelle des Integrationshauses, eine vom Integrationshaus betreute Wohngemeinschaft für acht Jugendliche mit Migrationshintergrund und eine Familienberatungsstelle.

Die Gesamtbaukosten der neuen Wohnbauten rund um den Rudolf-Bednar-Park werden rund 87,3 Mio. Euro betragen, rund 32,7 Mio. Euro schießt die Stadt Wien in Form von Wohnbauförderungsmitteln zu. Insgesamt werden 264 Wohnungen errichtet.

Bauplatz 1 von Eurogate: Drei Bauteile mit 71 geförderten Mietwohnungen.>> Europas größte Passivhaussiedlung: Mit zwölf fertiggestellten Projekten im Passivhausstandard und rund 1.150 Wohneinheiten war Wien schon bisher führend – nun setzt die Stadt einen weiteren Meilenstein. Auf den ehemaligen Aspanggründen im dritten Wiener Gemeindebezirk entsteht die größte Passivhaussiedlung Europas. Dort werden von fünf verschiedenen Bauträgern rund 700 geförderte Wohnungen errichtet.

Neben der ökologischen Vorreiterrolle ist Eurogate für Wohnbaustadtrat Michael Ludwig auch »ein Paradebeispiel für den Einsatz der Wiener Wohnbauförderung zur Schaffung neuer, moderner Stadtteile und innovativer, leistbarer Wohnungen«.
Die Gesamtbaukosten der Bauprojekte betragen rund 103 Millionen Euro, die Stadt Wien unterstützt die Errichtung aus den Mitteln der Wohnbauförderung mit rund 36 Millionen Euro und schießt weitere 3,8 Millionen Euro an Passivhausförderung zu. Ab Herbst 2011 werden 824 Wohnungen, davon 704 geförderte, ihren Bewohnern übergeben. In der zweiten Bauphase werden rund 1.000 Wohnungen errichtet.
 

 

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