Dinge, die mit einer guten Idee und einer Prise IT Wirklichkeit werden: Ein geniales Werkzeug für neue Services, ein Hebel für digitalisierte Pflegeprozesse, eine Körpervermessung mit KI und die plötzlich bequeme Steuerung von Hallenkränen.
Antwort auf den Pflegenotstand
Bild oben: Die Gesundheits- und IT-Expert*innen von HerzensApp bilden Services und Prozesse rund um Pflege in einer App ab.
Das Grazer Unternehmen HerzensApp unterstützt mit seiner gleichnamigen App Familien auf der Suche nach Pfleger*innen und Betreuer*innen. Doch vor allem hilft die Lösung Familienangehörigen, eine orts- und zeitunabhängige Einsicht in die Pflegebetreuung und deren vollständige fachliche Dokumentation zu erhalten. »Oft gibt es Sprachbarrieren zwischen den Betreuer*innen und Familien. Über unsere Software kann auf Deutsch eine Arbeitsanweisung erteilt werden, die automatisch in die Muttersprache der Pflegekraft übersetzt wird und diese kann wiederum in ihrer Sprache antworten. So werden Informationen präziser und vollständiger ausgetauscht und Koordinationsaufgaben schneller erledigt«, erklärt Konstantin Pollanz, CEO von HerzensApp. Mit der App können Familienmitglieder den Gesundheitszustand der pflegebedürftigen Person verfolgen, miteinander chatten und Fotos datenschutzkonform teilen. Auch die Pflegekräfte profitieren. Sie erledigen die gesamte Dokumentation in der App – durch die Speech-to-Text-Funktion viel schneller als über herkömmliche Methoden. Die Pflegekräfte sprechen ein, was sie getan haben, die App verschriftlicht in 16 verschiedenen Sprachen und ist auf medizinische Terminologie trainiert.
Körpervermessung mit KI
Bild: Der richtige Sitz ist bei Arbeits- und Schutzkleidung ein wichtiger Faktor, die dafür notwendige Körpervermessung bald eine Sache von wenigen Sekunden.
Der Textildienstleister Mewa wächst weiter und hat sich die Mehrheitsanteile an dem Start-up Esenca Digital Workwear aus Rumänien gesichert. Das Unternehmen ist auf die Entwicklung von KI-gestützten Scanning-Verfahren zur App-gesteuerten Ermittlung von Bekleidungsgrößen spezialisiert. Diese Technologie ermöglicht es, ein App-gesteuertes Körpermessverfahren für eine optimale Größenempfehlung bei der Auswahl von Arbeits-, Berufs- und Sicherheitskleidung zu nutzen. Manuelle Maßabnahmen vor Ort könnten damit in naher Zukunft flexibler und effizienter gestaltet werden. Das digitale Verfahren kann mit dem Smartphone oder einem Gerät offline durchgeführt werden. Notwendig sind Angaben zu Körpergröße und Geschlecht sowie zwei Ganzkörperaufnahmen per Handykamera – jeweils von vorn und der Seite. Anhand der Bilder werden mit der Unterstützung von künstlicher Intelligenz die präzisen Körpermaße berechnet und in die Größenraster der Mewa-
Kollektionen übertragen. Die standardisierte Vermessung mit mehr als 100 Messpunkten ist auf 0,5 Zentimeter genau. Innerhalb von 30 Sekunden erhalten die User eine für die jeweilige Kollektion passgenaue Größenempfehlung.
Kransteuerung mit Fun-Faktor
Bild: Bei Industrie-Logistik-Linz und dem AIT wird an der Automatisierung der Lagerlogistik gearbeitet – und an ergonomischen Arbeitsplätzen.
Bislang war die Arbeit von Hallenkranfahrer*innen beschwerlich und gesundheitlich bedenklich. Kranfahrer*innen, die in den hochgelegenen, engen Krankabinen sitzen, arbeiten längere Zeit in vorgeneigter Haltung und klagen oft über Kreuzschmerzen. Mit der Arbeit an einer »Remote-Hallenkransteuerung« will Industrie-Logistik-Linz nun ein Beitrag zur Prozessoptimierung bei der Verladung von Stahlbändern auf Zug, LKW und Schiff leisten und eine gesunde Körperhaltung am Arbeitsplatz ermöglichen. Das AIT hat im Projekt »CRANEium« mit der Entwicklung und Evaluierung des ersten funktionalen Prototyps einen großen Schritt in Richtung Remote-Operation von Brückenkränen gemacht. Das entwickelte Interaktionskonzept, das Interface-System und die Konfiguration der Hardware sollen helfen, die Bedienbarkeit zu verbessern, das Risiko von Bedienfehlern zu minimieren und damit die Arbeitssicherheit insgesamt zu erhöhen. Die Bedienung der Hallenkransteuerung erfolgt dabei über einen handelsüblichen Xbox-Controller. Die Nutzer*innen profitieren auch von einer umfassenden Hallenansicht auf einem großen Bildschirm. Zwei kleinere Bildschirme links und rechts zeigen Zusatzinformationen, etwa den schematischen Hallenplan, einen Überblick zum Arbeitsauftrag sowie Kamerasichten der Halle von oben und seitlich.
Ausgezeichnete App, um Apps zu bauen
Bild: Das Team von Kula bietet die einfache Erstellung von Apps etwa für Personaltrainer*innen, Frisör*innen, Bäcker*innen und Hausärzt*innen.
Eine eigene App für die Angebote und Services meines Unternehmens – zu teuer, zu schwierig umzusetzen? Julian Netzer und Philip Niedertscheider ermöglichen mit dem App-Baukasten von Kula die niederschwellige Planung und Erstellung von Apps, ohne dabei eine einzige Codezeile schreiben zu müssen. Unternehmen und Organisationen mit kleinen Budgets soll so ermöglicht werden, mobile Anwendungen zu bauen. »Unsere Vision ist es, nicht zu verändern, wie mobile Apps entwickelt werden, sondern auch von wem«, betont Julian Netzer. So funktioniert es: Der AI-Assistent von Kula wandelt eine kurze Beschreibung der Anforderungen an die App in kürzester Zeit in eine native Umsetzung direkt auf dem Smartphone um. Die Nutzer*innen werden buchstäblich an der Hand genommen und durch die Entwicklungsschritte von der Idee bis zum fertigen Produkt im App Store geführt. Die beiden Vorarlberger studierten an der TU Wien und wurden vom Innovation Incubation Center i²c der Universität unterstützt. Zuletzt wurde das »No Code«-Tool mit dem Publikumspreis und dem Jurypreis am VÖSI Software Day des Verband Österreichische Software Innovationen ausgezeichnet.