Mittwoch, November 20, 2024
Überschätzung der digitalen Kompetenz in Österreich
Foto: iStock

Wie schneiden Mitarbeitende unterschiedlicher Generationen und Bildungsgrade in der Selbsteinschätzung ihrer digitalen Skills, bei Hintergrundwissen dazu und in der praktischen Umsetzung ab? Die Initiative fit4internet (f4i) hat eine Standortbestimmung über das digitale Wissen der Österreicher*innen vorgenommen, die gemeinsam mit Accenture, Eviden, AMS und Arbeiterkammer vorgestellt wurde.

Der aktuelle „Digital Skills Barometer“ zeigt die Lücken auf, die es für Arbeitnehmer*innen ebenso wie für die Unternehmen zu schließen gilt, um wettbewerbsfähig zu bleiben (hier geht es zu den Ergebnissen). Es ist die bislang größte Umfrage in diesem Bereich – mit gesamt mehr als 3.600 Teilnehmer*innen quer durch Branchen, Altersschichten und Erwerbssituationen –, betont f4i-Präsident und Eviden-Geschäftsführer Markus Schaffhauser. Die Erhebung gehe insbesondere auf das digitale Grundlagenwissen in Gegenüberstellung der Selbsteinschätzung ein und bezieht auch die Technologieaffinität mit ein. „Die digitale Transformation kann für uns alle nur gelingen, wenn wir den Einsatz und die Wirkung von neuen Technologien im privaten, aber auch im Berufsleben gut einschätzen können und im besten Falle auch gestalten können“, führt Schaffhauser aus.

Laut den Ergebnissen der Studie erreichen Österreichs Arbeitnehmer*innen durchschnittlich 51 von insgesamt 100 Punkten bei ihrem digitalen Grundlagenwissen. Doch sie überschätzen sich dabei – mit Antworten zur Selbsteinschätzung, die eine Kompetenz von 79 Punkten vermuten würden. (Hintergrund: Der Digital Skills Barometer ist eine Ergänzung zum Digital Skills Indikator sowie zum Digitalisierungs-Index DESI der EU-Kommission. Für einen sicheren, kompetenten Umgang in der digitalen Welt werden im Europavergleich zwischen 60 und 80 Punkte für eine „digitale Ausdauer“ empfohlen.)

In der Befragung treten auch offensichtliche Unterschiede bei der Korrelation von Wissen, Interesse und Arbeitsverhältnissen hervor. Vollzeit-Arbeitnehmer*innen stehen dem Einfluss der Digitalisierung überwiegend neutral bis positiv gegenüber. Teilzeit-Arbeitnehmer*innen sind hier skeptischer und bewerten den Einfluss der Digitalisierung auf die eigene berufliche Entwicklung größtenteils neutral. Für Michael Zettel, Managing Director Accenture, sollte es eigentlich umgekehrt sein. „Digitale Technologien schaffen besonders viele Möglichkeiten und bieten Chancen für Teilzeit-Beschäftigte“, betont Zettel.

Parallel dazu besteht ein hohes technisches Interesse: Die Hälfte der österreichischen Arbeitnehmer*innen möchte spezifische digitale Angebote noch besser beherrschen und mehr über digitale Technologien erfahren. Dies deckt sich auch mit den herausgearbeiteten Personas: Die "digitalen Vorreiter*innen" sind zu 75 % erwerbstätig. Bei den "digitalen Nachzügler*innen" sind es im Gegensatz dazu nur 55 %, die sich in einem aufrechten Beschäftigungsverhältnis befinden.

„Essentiell ist für uns, zu erkennen, welche Skills in den unterschiedlichen Jobprofilen und Unternehmensbereichen benötigt und entwickelt werden müssen. Die Einordnung der österreichischen Job-Profile in die benötigten digitalen Kompetenzen nach DigComp AT unterstützt hier sowohl Arbeitgeber*innen als auch unsere Mitarbeiter*innen im Beratungsprozess. Als Entscheidungsträger*innen sind wir jedenfalls auf regelmäßige Standortbestimmungen angewiesen“, zeigt sich Johannes Kopf, Vorstandsvorsitzender des Arbeitsmarkservice Österreich überzeugt. (Anm. Mehr zum Thema "Digitales Kompetenzmodell" unter diesem Link)

„Heute ist nahezu jede Branche und jedes Unternehmen digital“, unterstreicht Michael Zettel, Country Managing Director Accenture Österreich, und ergänzt: Es besteht großer Handlungsbedarf in der Ausbildung. Lediglich 28 % der Befragten stimmen zu, dass sie in ihrer bisherigen formalen Ausbildung ausreichend auf die Herausforderungen einer digitalisierten Berufswelt vorbereitet wurden. Gleichzeitig investieren Unternehmen zu wenig in die Weiterbildung ihrer Mitarbeitenden.

Bild: Diskutierten die digitale Fitness der österreichischen Arbeitnehmer*innen: Michael Zettel (Country Managing Director Accenture Österreich), Johannes Kopf (Vorstandsvorsitzender Arbeitsmarkservice Österreich), Ilkim Erdost (Bereichsleiterin Bildung Arbeiterkammer Wien) und Markus Schaffhauser (f4i-Präsident und Geschäftsführer von Eviden Austria.

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