Mittwoch, November 20, 2024
Neue Ära des Kunststoffrecyclings 
V.l.n.r.: Martin Prieler (ARA Vorstand), Erich Frommwald (CEO Kirchdorfer Gruppe), Jürgen Secklehner (Geschäftsführer ARAplus), Reinhard Kerschner (Geschäftsführer TOP Umweltservice GmbH und Geschäftsführer Kerschner Umweltservice und Logistik GmbH), Richard Walter (Geschäftsführer SRP Sekundär Rohstoff Produktion GmbH). (Fotocredit: Daniel Willinger/ARA)

In Pöchlarn geht im Sommer 2024 die erste Polyolefin-Aufbereitung Österreichs in Betrieb. Durch ein innovatives Verfahren können pro Jahr zusätzlich 30.000 Tonnen Recyclingmaterial gewonnen werden.

Nicht jede Kunststoffverpackung ist recyclingfähig – sind sie zu stark verschmutzt, zu klein oder bestehen aus unterschiedlich chemischen Stoffen, werden Verpackungen aussortiert und anschließend thermisch verwertet. Die Altstoff Recycling Austria AG (ARA) hat nun ein Verfahren entwickelt, um diese Sortierreste ebenfalls im Kreislauf zu führen. Die österreichweit erste Anlage für Polyolefin-Aufbereitung startet im Sommer 2024 im niederösterreichischen Pöchlarn. Mit UPCYCLE, das die ARA gemeinsam mit dem Anlagenbetreiber SRP Sekundär Rohstoff Produktion GmbH realisiert, werden jährlich 
zusätzlich rund 30.000 Tonnen Rezyclat gewonnen. Für das innovative Verfahren besteht seitens ARA bereits eine EU-Patentanmeldung.

Mehr Ertrag aus dem Gelben Sack

Ebenfalls noch heuer geht in Oberösterreich die hochmoderne Kunststoffsortieranlage der ARA und ihrer Partner Bernegger und Der Grüne Punkt in Betrieb. Durch Hightech-Prozesse wird eine in Österreich einzigartige Sortiertiefe von 80 Prozent erreicht. Die verbleibenden 20 Prozent bestehen zum Großteil aus sogenannten Mischkunststofffraktionen, die bisher nicht mehr wirtschaftlich sinnvoll weiter sortiert werden können. Diese Reste bestehen aus verschiedenen Arten von Kunststoffen und unterscheiden sich in ihren chemischen und physikalischen Eigenschaften. Damit gehen wertvolle Sekundärrohstoffe verloren.

Mit der neuen Polyolefin-Aufbereitungsanlage in Pöchlarn werden aus diesen Sortierresten noch einmal bis zu 50 Prozent der Wertstoffe zurückgewonnen, die bisher thermisch verwertet wurden. »Es ist von zentraler Bedeutung Rohstoffe so lange wie möglich im Kreislauf zu halten und damit gleichzeitig die ambitionierten EU-Ziele bei Kunststoffverpackungen zu erreichen. Unser neues Verfahren ist ein wichtiger Fortschritt zur Erreichung beider Ziele«, erklärt ARA Vorstand Martin Prieler.​

Sowohl Mischkunststofffraktionen aus dem Gelben Sack als auch Fraktionen aus der Gewerbesammlung werden dabei veredelt. »Das Ergebnis des Aufbereitungsprozesses sind hochwertige Polyolefin-Rezyklate in einer Reinheit von zumindest 90 Prozent, die im Anschluss von der Industrie als Sekundärrohstoff mechanisch oder chemisch recycelt werden«, so Prieler. Während beim mechanischen Recycling die Abfälle zerkleinert, 
geschmolzen oder umgeformt werden, wandelt das chemische Recycling Kunststoffe auf molekularer Ebene in seine Grundbestandteile zurück.

Zementindustrie als Partner

Der Standort der UPCYCLE-Anlage im niederösterreichischen Pöchlarn wurde im Sinne einer 360-Grad-Kreislaufwirtschaft strategisch gewählt. »Es ist uns damit gelungen eine einzigartige Kooperation von Kommune, Entsorgern und Zementindustrie sowie weiteren Partnern zu schaffen«, sagt Prieler. Die neue Aufbereitungsanlage wird von SRP Sekundär Rohstoff Produktion GmbH betrieben, Kirchdorfer Zement – Spezialist für Bindemittel und umweltschonenden Zement – übernimmt die CO2-optimierte thermische Verwertung der nicht weiter rezyklierbaren Restfraktion.

»Mit einer Verarbeitungsgeschwindigkeit von fünf Tonnen pro Stunde liegt die Kapazität der Polyolefin-Aufbereitungsanlage bei bis zu 30.000 Tonnen pro Jahr«, erläutert SRP-Geschäftsführer Richard Walter. »Damit können wir einen erheblichen Anteil des Jahresaufkommens von anfallenden Mischkunststoffen bewältigen.« Die europäische Petrochemie hat das Endmaterial bereits getestet und positiv für den Einsatz im chemischen Recycling beurteilt. Die hohe Nachfrage bestätigt die Qualität des Produkts.

Meistgelesene BLOGS

Mario Buchinger
07. August 2024
Der Ruf nach Resilienz in den Lieferketten wird lauter. Nach den Erfahrungen einer weltweiten Pandemie und den immer deutlicheren Auswirkungen der Klimakrise scheint das sinnvoll. Doch was macht eine ...
Nicole Mayer
19. August 2024
Am qualityaustria Excellence Day im Juni wurde nicht nur das AMS Kärnten mit dem Staatspreis Unternehmensqualität 2024 ausgezeichnet, sondern auch drei weitere exzellente Unternehmen zum Staatspreis n...
Marlene Buchinger
09. August 2024
CSRD, ESRS, CBAM – Nachhaltigkeitsbegriffe schnell erklärt. Nachhaltigkeit wird immer mehr Teil der Führungsarbeit. Daher lohnt ein Blick auf die wichtigsten Begriffe. Wie in jeder Fachdisziplin gibt ...
Firmen | News
24. September 2024
Konkrete Lösungen und relevante Technologien für eine klimaneutrale Industrie stehen im Mittelpunkt der dritten internationalen Konferenz am 24./25. Oktober in Wien Am 24. und 25. Oktober 2024 veranst...
Firmen | News
20. September 2024
Gemeinsam die Welle der Vorschriften meistern: Navigieren im Cybersecurity-Meer Donnerstag, 10. Oktober 2024, 09:00 Uhr bis 17:15 Uhr Austria Trend Hotel Savoyen WienRennweg 16, 1030 Wien Neue Regulie...
Marlene Buchinger
07. August 2024
Schulungsangebote und ESG-Tools schießen wie Pilze aus dem Boden. Doch anstelle das Rad neu zu erfinden, sollten bestehende Strukturen neu gedacht werden. Die Anforderungen an Unternehmen punkto Verbe...
Marlene Buchinger
07. August 2024
Was bedeutet Nachhaltigkeit und warum ist das Thema so wichtig? Der Begriff Nachhaltigkeit und die damit verbundenen Veränderungen werfen bei vielen Führungskräften noch Fragen auf. Aus diesem Grund e...
Marlene Buchinger
11. September 2024
Prozessverständnis und Bestandsaufnahme der Nachhaltigkeit Nachhaltigkeit ist wie das Thema Qualität – jede*r trägt dazu bei und die Betrachtung endet nicht am Werkstor oder der Bürotür. Daher sind Pr...

Log in or Sign up