Im Interview mit Report (+) erklärt Martin Sperl, General Manager Flemings Hotel Wien-Stadthalle, wie sich die Fülle an neuen Luxushotels auf den Wiener Markt auswirkt, wie man sich vom starken Mitbewerb abheben kann und warum Sterne oft nur eine Momentaufnahme sind.
Text: Bernd Affenzeller
Aus vielen Bereichen und Regionen ist zu hören, dass das Nächtigungsniveau wieder Vor-Corona-Niveau erreicht oder sogar übertroffen hat. Gilt das auch für den Städtetourismus in Wien?
Martin Sperl: Auch der Städtetourismus erholt sich langsam, aber stetig. Das Niveau vor Corona ist zwar noch nicht erreicht, aber wir sind auf einem guten Kurs. So konnte Wien von Jänner bis November ein Drittel mehr an Nächtigungen verbuchen als im Jahr 2022. Vor allem aber konnte die Zimmerdurchschnittsrate gegenüber der Corona-Jahre stark erhöht werden.
Hohe Inflation, Energiepreise und Lohnabschlüsse setzen auch der Hotellerie zu. Wie wirken sich diese Rahmenbedingungen auf die Preisgestaltung und die Ergebnissituation aus?
Sperl: Trotz steigender Kosten haben wir viele Preisanhebungen nicht durchgeführt, da wir in Wien starke Marktteilnehmer haben und dies eine hohe Preissensibilität fordert. Wir haben sogar weiterhin wichtige Investitionen vorgenommen und in unser Produkt investiert, sei es mit neuen Teppichböden, Schlafsofas für unsere Familienzimmer oder in die anhaltend hohe Qualität der verwendeten Lebensmittel. Beim Frühstück beispielsweise setzen wir auf Bio-Eier, Brot vom Bäcker um die Ecke und regionale und saisonale Produkte. Selbstverständlich haben die hohe Inflation und die Teuerungswelle dennoch spürbare Auswirkungen auf die Ergebnisse. Einen gewissen Teil der Teuerungen müssen wir an die Endkunden weitergeben.
Wie haben die Rahmenbedingungen der letzten Jahre den Städtetourismus in Wien verändert, etwa hinsichtlich Gästestruktur, Hygiene- und Platzansprüchen?
Sperl: Die angesprochenen Änderungen während der Corona-Jahre waren tatsächlich eine enorme Herausforderung. Ich denke, die Beherbergungsbetriebe haben alles unternommen, um die neuen Vorschriften nach bestem Wissen und Gewissen zu erfüllen. Zur Zeit der Pandemie hat sich die Gästestruktur hauptsächlich auf Dienstreisende der DACH-Region beschränkt. Konferenzen wurden online abgehalten. Heute ist das Conference-Business so stark wie in den Jahren vor Corona. Allerdings sind die Nächtigungen von Firmenkunden rückläufig. Vermutlich mitunter deshalb, weil viele Firmenchefs das Einsparungspotenzial bei Reisekosten, aber auch beim Faktor Zeit erkannt haben. Dafür hat das Individualgeschäft nochmal angezogen. City-Trips nach Wien sind nach wie vor gefragt und Wien ist nicht umsonst eine der lebenswertesten Städte der Welt, die auch eine beliebte Zieldestination darstellt.
Viele Jahre waren Luxushotels in Wien dünn gesät, heute öffnen laufend neue Häuser der Spitzenklasse. Ist der Sättigungsgrad erreicht oder gibt es noch Kapazitäten?
Sperl: Eine berechtigte Frage, die viele in unserer Branche beschäftigt. Die neuen Luxushotels in Wien werden meist von internationalen Brands betrieben, die wiederum neues Business in die Metropole bringen – das ist begrüßenswert. Andererseits hört man auch, dass viele dieser Luxushotels oft weit unter deren Erwartungen performen.
Wie kann man sich in diesem heiß umkämpften Markt behaupten? Worauf setzt Flemings Hotels?
Sperl: Wir verstehen uns als »Boutique at heart«-Hotels. Natürlich sind wir allein aufgrund unserer Zimmer- und Tagungskapazität kein Boutique-Hotel. Uns verbindet allerdings der Anspruch an höchste Qualität und individuellen Service. Unsere Häuser sind lebhafte, inspirierende Orte, Spiegel der jeweiligen Stadt und vor allem Locations mit Charakter. Stichwort Charakter – da kommen wir zu unserem nächsten Credo: People make places. Es sind die Personen und Persönlichkeiten, die den Unterschied machen. Wir verstehen uns als Moment Maker. Die Teams der Flemings Hotels bereiten unseren Gästen individuelle und unvergessliche Aufenthalte.
Lange Zeit waren Sterne die wichtigste Währung für Hotels. Heute verzichten immer mehr Hotels auf diese Kategorisierung, darunter das Flemings Selection Wien-City, das sich aber als Hotel der Luxuskategorie versteht. Warum der Verzicht?
Sperl: Grundsätzlich ist die Kategorisierung nach wie vor ein wichtiges Vermarktungstool und für den internationalen Gast zweifellos eine entscheidende Information bzw. ein Leitfaden. Die Kategorisierungsrichtlinien wurden in der Vergangenheit auch angepasst, weil diese überholt und nicht mehr zeitgemäß waren. Dennoch sind sie oftmals eine Momentaufnahme. Viele neu errichtete Häuser im Low-Budget-Segment sind oftmals besser ausgestattet als ein Vier- oder Fünfsternehotel, das schon in die Jahre gekommen ist. Insofern macht es durchaus Sinn, sich weniger über die Sterne als vielmehr über Rezensionen zufriedener Gäste und beispielsweise Nachhaltigkeit und Regionalität zu positionieren.
Über das Flemings Hotel Wien-Stadthalle
Das Flemings Hotel Wien-Stadthalle befindet sich in zentraler Lage gegenüber dem Wiener Westbahnhof in der Nähe der Mariahilfer Straße. Das Seminarhotel verfügt über 168 Zimmer und fünf Suiten, einen Wellnessbereich und elf Tagungsräume unterschiedlicher Größe. Der Veranstaltungsbereich mit insgesamt 883 m² bietet kostenfreien Internetzugang, eine zentral gesteuerte Medientechnik für verschiedene vorprogrammierte technische Szenarien und einem CAT-7-Netzwerkzugang. Alle Konferenzbereiche des Hotels sind barrierefrei zugänglich.
Ein besonderes Highlight des Hotels ist das Event-Dinner Seven Paintings. Bei dieser Mischung aus Kunst, Kultur und Kulinarik wird bei jedem Gang ein Gemälde eines weltberühmten Künstlers vorgestellt, eine einzigartige Geschichte erzählt und durch beeindruckende Darstellungen sowie eine meisterhafte Küche zum Leben erweckt. Seit Oktober 2023 trägt das Flemings Hotel Wien-Stadthalle das Österreichische Umweltzeichen für Tourismus.
Info: www.flemings-hotels.com/hotel-wien-stadthalle