Pumpen im Fitnessstudio? Noch in den 80er-Jahren galt der Kraftsport als reine Männerdomäne. Das hat sich geändert: Mittlerweile trainieren alle Generationen – bis hin zur 80-Jährigen. Und zwar nicht nur um der Muskeln, sondern vor allem um der Gesundheit willen.
Text: Sarah Bloos
Für mehr Fitness ist es höchste Zeit, wie der kürzlich erschienene »Austrian Health Report 2023« zeigt: Jede*r vierte Befragte fühlt sich generell schlechter als vor der Pandemie. Ein Weg, um die eigene Gesundheit zu verbessern, ist Sport. Und der führt für immer mehr Österreicher*innen ins Fitnessstudio. Längst sind die Zeiten vorbei, in denen nur junge Spitzensportler*innen in den Studios schwitzten. Tatsächlich sind laut einer Deloitte-Studie rund 12,3 Prozent der Bevölkerung immerhin Mitglied in einem Studio, der Altersdurchschnitt verschiebt sich deutlich. Und auch vor Ort bemerkt man einen Bewusstseinswandel, erzählt Sabine Schwarzl. Sie ist Inhaberin des Injoy, einem Fitnessstudio im Osten Wiens: »Wir haben oft Kunden, die sich gerne einfach fitter und wohler fühlen möchten«, so Schwarzl. »Das Bewusstsein verändert sich – auch und vor allem bei älteren Menschen.«
Fitness im Wandel
Diese Trendwende macht sich auch beim Kursangebot bemerkbar: von Yoga und Pilates über Boxen und Spinning bis hin zum High Intensity Training (HIT) richten sich Studios nach verschiedenen Geschmäckern. Der Fitnessmarkt ist – auch durchs Internet – hart umkämpft, weshalb sich viele Anbieter spezialisieren, wie Branchensprecher Gerhard Span analysiert. Im Premium-Segment beispielsweise lege man viel Wert auf Beratungsqualität: »Das All-in-Konzept bietet großflächige Multifunktionsstudios, in denen von Fitnesstraining – egal, ob allein, in der Gruppe oder mit Personal-Trainer – über medizinische und therapeutische Beratung bis hin zu Wellness-Angeboten alles zu finden ist.«
Wie so vieles wird auch das Training immer digitaler – so bieten einige Studios mittlerweile sogenannte EGYM-Geräte an, die sich automatisch an Größe, Kraftlevel und sportliches Ziel anpassen. Zuvor wird in der Regel ein Kraft- und Gesundheitstest gemacht. Je nach Ergebnis erstellen Trainer oder Trainerin gemeinsam mit den Bewegungswilligen einen individuellen Trainingsplan. Danach kann dank smartem Armband in Eigenregie trainiert werden, der Fortschritt wird am Handy dokumentiert.
Und auch der Firmensport ist groß im Kommen: Seit 2017 können Unternehmen Sport- und Gesundheitsprogramme für ihre Mitarbeitenden steuerlich absetzen. Für Manager*innen gibt es in manchen Studios sogar eigene Angebote, wie zum Beispiel Stressboxen. Regelmäßiger Sport verbessert nämlich nachweislich die Hormonregulation und senkt den Cortisolspiegel. Ganz gleich, was man tut – wichtig ist, man bewegt sich. Wer dran bleibt, stärkt neben dem Körper auch die Psyche: Weniger Anspannung und mehr Disziplin – das klingt doch nach einem guten Vorsatz fürs neue Jahr.
Die besten Tipps von den Profis
Worauf sollte man beim Training achten? Drei Studios, drei Meinungen.
Mehr als eine Muckibude
INJOY: »Viele sind überrascht, wenn sie das erste Mal ein Injoy betreten«, lacht Inhaberin Sabine Schwarzl. Obwohl auch hier auf Hochtouren trainiert wird, sind die Studios des Franchise weit entfernt von der klassischen Muskelbude. »Wir wollen mit dem Stereotyp brechen, dass sich Fitness nur um Bodybuilding dreht – es geht vor allem um Gesundheit«, stellt Schwarzl fest. Zu Gesundheit gehören neben Training auch die richtige Ernährung und Entspannung – darum bietet ihr Studio in Wien eine Lounge, ein Bistro, ein Wellnesscenter und Physiotherapie.
Abgesehen von den persönlichen Trainingszielen ist es wichtig, dass »der Körper als Ganzes betrachtet und trainiert wird«, erklärt sie. »Dazu gehören neben Kraft auch Stabilität, Flexibilität und Mobilität.« Darum werden im Injoy neben dem Maschinentraining auch andere Trainingseinheiten empfohlen – wie Yin Yoga oder Faszientraining. Wichtig ist Schwarzl, auf Kund*innen herzlich und ehrlich zuzugehen. »Wer zu uns kommt, wird als Mensch und mit seinen Trainingszielen ernst genommen.« Dazu gehört aber auch, über Fitnessmythen aufzuklären: »Erfolg passiert leider nicht in der Komfortzone.«
Exklusiv und familiär
Penthouse Sports: Wer Privatsphäre schätzt, ist bei Penthouse Sports an der richtigen Adresse. Ursprünglich als Teil eines Immobilienprojekts entstanden, ist das Studio im ersten Wiener Gemeindebezirk zu einem exklusiven Sport- und Lifestylestudio für Familien und Geschäftsleute avanciert – mit Extrempilates, Kryosauna, Hydromassage und vergoldeten Hanteln. »Einer unserer USPs«, schmunzelt Geschäftsführer Herbert Fuhrafellner. Es gehe darum, eine besondere und zugleich familiäre Atmosphäre zu schaffen.
So kennt Personal-Trainer Nabijullah Ander, auch Najeeb gennant, all seine Kund*innen persönlich: Er weiß, wann sie gerne trainieren, wo sie arbeiten, kennt ihr Stresslevel und ihre Kondition – danach richtet er jede seiner Stunden individuell aus. »Was einen erfolgreichen Sportler ausmacht, ist Disziplin. Motivation kommt und geht«, meint Najeeb: »Jeden Tag sollte man sich mindestens eine halbe Stunde Zeit für körperliche Aktivität nehmen – und danach für gutes Essen und Regeneration!« Außerdem wichtig: »Muskelmasse aufbauen – allein das wirkt sich auf Energie, Stoffwechsel, Immunsystem und nicht zuletzt auch auf die Lebensdauer aus.«
Für einen starken Rücken
Kieser Training: Die Studiokette hat sich auf gesundheitsorientiertes Krafttraining und insbesondere auf Rückentraining spezialisiert. Trainiert wird bei Kieser kurz – zweimal 30 Minuten pro Woche –, dafür aber mit maximaler Intensität. Das ist wichtig für den Muskelaufbau, erklärt Trainerin Katharina Kühberger: »Wenig Wiederholungen, dafür viel Gewicht – möglichst ohne Schwung oder Reißen.« Kühberger begleitet Kund*innen im Kieser Studio in Salzburg: »Ich achte auf gute Ausführung, die richtige Trainingsintensität und natürlich darauf, dass die Motivation hoch bleibt.« Das ist nicht immer einfach: »Oft ist die Hemmschwelle besonders nach Verletzungen hoch. Da ist es wichtig, im ständigen Austausch zu bleiben und vorsichtig zu sein, wie schnell man das Gewicht erhöht«, meint Kühberger.
Außerdem essentiell sind Durchhaltevermögen und Regenerationszeit. Wie schnell sich Ergebnisse zeigen, ist unterschiedlich: Mal schon nach zwei bis drei Monaten, nach Verletzungen kann es aber auch bis zu zwei Jahre dauern. Die Freude über den Erfolg ist dann umso größer: »Jemandem dabei helfen zu können, endlich wieder schmerzfrei zu sein, ist einfach ein schönes Gefühl.«
Buchtipp:
Fitness als Erfolgsfaktor – wie körperliche Bewegung auch beruflich hilft.
Yvonne Wagner u. Michael Schlumberger: Fitness Guide für Manager.
Frankfurter Allgemeine Buch
ISBN: 978-3-96251-019-0