Firmenwagen verlieren an Attraktivität. Mit Carsharing, Auto-abo oder einem flexiblen Mobilitätsbudget gibt es effizientere und zeitgemäßere Lösungen für betriebliche Mobilität.
Text: Angela Heissenberger
Der Dienstwagen als Statussymbol hat ausgedient. Nicht nur die schlechte Umweltbilanz macht das Auto generell, aber auch als Benefit des Arbeitgebers, zusehends unattraktiv. Lange Zeit war das Firmenauto der wichtigste Bestandteil von Vergütungs- und Belohnungssystemen in Unternehmen – ein Sinnbild für Erfolg und Ansehen. Heute stehen andere Werte im Vordergrund: Flexibilität, Effizienz und Nachhaltigkeit.
Insbesondere für die jüngeren Generationen können diese Faktoren schon bei der Wahl des Arbeitgebers entscheidend sein. Gerade in großen Ballungsräumen wie Wien haben viele Arbeitnehmer*innen kein eigenes Auto, einige nicht einmal eine Lenkerberechtigung. War der Führerschein früher zum 18. Geburtstag das am häufigsten angestrebte Ziel, hat dies zuletzt deutlich an Bedeutung verloren. Der Besitz eines Autos gilt nicht mehr unbedingt als erstrebenswert. Hinzu kommt der Trend zu flexiblen Arbeitsmodellen: Mit jedem Homeoffice-Tag wird das Auto unwirtschaftlicher.
Im Durchschnitt wird ein Auto nur etwa eine Stunde pro Tag verwendet, die restlichen 23 Stunden steht es ungenutzt herum. Das hat auch der Autohersteller Audi erkannt. Seit der Pandemie laufen Kundenkontakte vorwiegend digital ab. Außendienstmitarbeiter*innen bekommen deshalb künftig keinen eigenen Dienstwagen, sondern müssen sich aus dem Fahrzeugpool bedienen. Nur auf Managementebene hält sich das Firmenauto mit Privatnutzung als Incentive noch hartnäckig. Laut einer Erhebung der Unternehmensberatung Kienbaum bieten 82 Prozent der Unternehmen ihren Top-Führungskräften diesen Benefit – wenngleich teilweise E-Bikes oder Klimatickets als Bonus winken, wenn auf das Auto samt Parkplatz verzichtet wird.
Nutzen, nicht besitzen
Muss es doch einmal ein Auto sein, ist im urbanen Raum Carsharing eine kostengünstige Lösung. Via App ist rasch ein Fahrzeug gefunden – hingehen, einsteigen, losfahren. Anbieter kümmern sich um Service, Reparaturen, Tanken und Versicherung, meist auch um Parkgebühren und Autobahnvignette. Für Unternehmen gibt es spezielle Angebote, etwa für längere Geschäftsreisen bis zu 30 Tagen oder Buchungen im Voraus. Die Rechnungsstellung erfolgt ebenso flexibel, entweder auf Firmenrechnung oder seitens der Mitarbeitenden.
Beim Auto-Abo wird ein Fahrzeug – ähnlich wie beim Leasing – für einen bestimmten Zeitraum genutzt, ohne es direkt zu erwerben. Der Zeitraum ist jedoch deutlich kürzer und flexibler gestaltbar. Das hat seinen Preis: Autos per Abo sind teurer als geleaste Fahrzeuge. Bis auf Tank- bzw. Stromkosten sind aber alle Kosten, wie z. B. Versicherung und Wartung, inkludiert. Während Leasing-Verträge in der Regel mindestens zwei Jahre laufen, kann ein Auto-Abo bereits ab einer Dauer von drei Monaten abgeschlossen werden. Diese monatlichen All-inclusive-Raten bieten hohe Planungssicherheit sowie Wechselmöglichkeiten. Die Abonnent*innen müssen sich zudem keine Gedanken über den Restwert und Weiterverkauf machen. Auch lange Lieferfristen sind bei einer Langzeitmiete kein Thema.
Im Rahmen des Mobilitätskonzepts sharetoo bündelt die Porsche Bank in Wien bereits beide Lösungen unter einem Dach. »Wir haben bereits viele B2B-Kund*innen, die mit uns die Mobilität effizienter und nachhaltiger gestalten – sei es im Sharing oder Abo«, bestätigt Hannes Maurer, CEO der Porsche Bank AG. »Die Vorteile sind klar: eine optimale Auslastung des Fuhrparks bei oftmals erheblicher Reduzierung der Kosten und der CO2-Last.«
Selbst wählen
Unternehmen, die Benefits gewähren möchten, aber Mitarbeiter*innen, die mit dem Fahrrad oder öffentlichen Verkehrsmitteln in die Firma pendeln, nicht benachteiligen wollen, müssen umdenken. Eine gerechte Alternative zum Dienstwagen wäre das Mobilitätsbudget. Dabei wird vom Arbeitgeber ein vereinbarter Betrag – monetär, als CO2- oder Kilometerbudget – zur Verfügung gestellt, den Mitarbeitende frei für die Gestaltung ihres Arbeitsweges verwenden können.
Innerhalb eines festgelegten Angebots wählen die Mitarbeiter*innen jenes Verkehrsmittel aus, das zu ihren aktuellen Bedürfnissen und persönlichen Präferenzen passt. Je nach lokalen Voraussetzungen können etwa Sharing-Angebote oder der Anteil an einer Bahncard inkludiert sein. Mitarbeitenden bleibt die Möglichkeit, verschiedene Verkehrsangebote, z. B. auch Taxis oder Leihroller, flexibel zu kombinieren.
Als eines der ersten deutschen Unternehmen führte der Softwarekonzern SAP im April 2023 ein Mobilitätsbudget als Ersatz zum Firmenauto ein, mit dem nicht nur das Zugticket oder der Mietwagen bezahlt werden können, sondern auch eine Fahrradreparatur. »Das Interesse ist riesig«, berichtet Flottenchef Stefan Krautwasser. »Die Idee kommt auch bei jungen Talenten und Bewerber*innen gut an, allein das dürfte mögliche Mehrkosten rechtfertigen.« Die Deutsche Telekom stellt ihren Mitarbeiter*innen verschiedene Benefits zur Wahl: Sie können einen E-Firmenwagen nutzen, eine Bahncard anfordern oder das Geld in ihr Arbeitszeitkonto einzahlen, um ein Sabattical zu nehmen. Eine eigene Mobility-as-a-Service-Plattform erleichtert durch die Bündelung unterschiedlicher Verkehrsmittel den Umstieg auf nachhaltige Alternativen.
Ab 2024 sind Unternehmen mit mehr als 250 Mitarbeiter*innen aufgrund der EU-Nachhaltigkeitsrichtlinie CSRD verpflichtet, alle Emissionen auszuweisen, die durch ihre betriebliche Mobilität verursacht wurden. Konkret sind davon die Pendlermobilität, Geschäftsreisen sowie der Fuhrpark betroffen. »Insbesondere bei der Pendlermobilität fehlt es allerdings vielen Unternehmen noch an geeigneten Daten, um die Qualitätsstandards der CSRD zu erfüllen«, meint Stefan Carsten, Mobilitätsexperte des Zukunftsinstituts:
»Wenn das Unternehmen keine eigene Datengrundlage hat, werden statistische Durchschnittswerte angenommen, die wiederum von einem hohen Anteil an kraftstoffbetriebenen Einzelfahrzeugen ausgehen. Die daraus entstehenden Kennzahlen äußern sich in einem hohen CO2-Abgabepreis – das lohnt sich nicht nur aus finanzieller Sicht wenig, sondern macht das Unternehmen auch in einem umkämpften Markt für Fachkräfte unattraktiver.«