Dienstag, November 19, 2024
Insolvenzen steigen auf Vor-Pandemie-Niveau 
Gudrun Meierschitz, Vorständin von Acredia, schätzt, dass wohl mehr als 5.000 österreichische Unternehmen dieses Jahr insolvent werden. (Credit: Acredia)

Der Kreditversicherer Acredia rechnet bis Ende 2023 mit einem weltweiten Anstieg der Firmenpleiten um sechs Prozent. Für Österreich wird sogar ein Plus von zehn Prozent erwartet. 

Laut der aktuellen Insolvenzprognose von Acredia in Zusammenarbeit mit Allianz Trade dürften drei von fünf Ländern bis Ende nächsten Jahres wieder das Vor-Pandemie-Niveau erreichen. Österreich wird diese Marke bereits heuer überschreiten. „Für Österreich gehen 
wir derzeit von etwa 5.250 Firmenpleiten bis Ende des Jahres aus“, sagt Gudrun Meierschitz, Vorständin von Acredia, der größten Kreditversicherung in Österreich. „Das ist ein Plus von zehn Prozent gegenüber dem Vorjahr und um fünf Prozent mehr als vor der 
Pandemie im Jahr 2019.“

Zu den gefährdeten Branchen zählen der Einzelhandel, das Baugewerbe und die Gastronomie. Vor allem der Wohnbau stehe auf unsicheren Beinen: Viele Aufträge sind fertiggestellt und die Zahl der Neuvergaben ist stark eingebrochen, da die Nachfrage nach Immobilien angesichts der steigenden Zinsen zurückgegangen ist.

Sinkende Liquiditätsreserven​

Ende 2023 sollte sich die Insolvenzdynamik in den meisten Industrieländern wieder normalisieren. Acredia geht heuer von einem weltweiten Anstieg der Unternehmensinsolvenzen von sechs Prozent aus. Mehr als die Hälfte der Länder wird voraussichtlich große zweistellige Zuwächse verzeichnen. Dazu zählen etwa die USA (+47 %), Frankreich (+36 %), die Niederlande (+59 %), Japan (+35 %) und Südkorea (+41 %). Für 2024 wird ein weiteres Plus von zehn Prozent prognostiziert, auch große Länder wie die USA und Deutschland werden dann voraussichtlich das Vor-Pandemie-Niveau erreichen.

„Um die Insolvenzzahlen zu stabilisieren, müsste sich das weltweite Wirtschaftswachstum verdoppeln“, meint Meierschitz. „Das ist vor 2025 nicht realistisch. Gleichzeitig gehen wir davon aus, dass sich die Zahlungsfristen verlängern, was die Insolvenzdynamik in den kommenden Quartalen zusätzlich anheizt.“ 47 Prozent der Unternehmen weltweit warten derzeit über 60 Tage, bis ihre offenen Forderungen bezahlt werden. Ein zusätzlicher Tag Zahlungsverzug entspricht in der EU einer Finanzierungslücke von beinahe 87 Milliarden Euro.

„Da Bankkredite für KMUs bereits knapper werden, werden sogenannte Lieferantenkredite zunehmend ausgeschöpft. Das Eintreiben offener Forderungen könnte für Unternehmen zu einer erheblichen Herausforderung werden", betont Meierschitz. Hauptgrund für den weltweiten Anstieg der Firmenpleiten sind sinkende Unternehmensgewinne, vor allem bedingt durch einen geringeren Spielraum bei der Preisgestaltung und eine schwächere Nachfrage. So gingen im zweiten Quartal 2023 die Gewinne erstmals seit 2020 in allen Ländern spürbar zurück (minus 1,9 % im Vergleich zum Vorjahr). Die Kombination mit anhaltend hohen Kosten drückt auf die Rentabilität und infolgedessen kann sich die Liquidität der Unternehmen schnell verschlechtern. 
 

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