Mittwoch, November 20, 2024
Nachhaltig leben
Gebrüder Weiss ist auch in Kroatien umweltfreundlich unterwegs. (Credit: Gebrüder Weiss)

CO2-sparend wohnen und mobil sein bedeutet nicht, dass man zuhause frieren muss oder in der U-Bahn schwitzt. Coole Lösungen wie Lieferdienste auf Elektrodreirädern, umweltoptimierte Wohnungen wie beim »KleeLiving«, oder Seilbahnen in der Stadt sorgen dafür, dass nachhaltig leben nicht langweilig wird - sondern sogar an Qualität gewinnt.

Lieferung per Dreirad

Mit seinen kleinen Ortschaften und engen Gassen ist die Warenzustellung auf den kroatischen Inseln kein leichtes Unterfangen. Deshalb bietet Gebrüder Weiss den Kund*innen seit diesem Sommer eine besonders umweltfreundliche Transportlösung: Privathaushalte und Firmen werden auf den Inseln Rab und Lošinj mit Elektro-Dreirädern beliefert. Die wendigen Fahrzeuge können Sendungen mit einem Gesamtgewicht von bis zu 500 Kilogramm transportieren und mit einer Batterieladung 50 Kilometer pro Tag zurücklegen.

»Mit der Zustellung durch unsere E-Dreiräder tragen wir dazu bei, dass die Inseloasen ihren ursprünglichen Charme behalten. Und unsere Kund*innen erhalten ihre online bestellten Waren auf umweltfreundlichem Wege«, sagt Barbara Bujačić, Landesleiterin Kroatien bei Gebrüder Weiss. Neben E-Dreirädern setzt Gebrüder Weiss in Kroatien seit kurzem auch Elektro-Transporter für die Belieferung von Endkund*innen in Zagreb ein. Ob Möbel, Waschmaschinen oder Kühl- und Fitnessgeräte – die E-Vans eignen sich optimal für den Transport im Stadtverkehr und reduzieren dank ihres leisen Elektromotors den Verkehrslärm.

Geladen werden die Batterien der Fahrzeuge über eine hauseigene Photovoltaikanlage. Das Unternehmen folgt damit einer ambitionierten Strategie zur Klimaneutralität. Auch im Großraum Wien wird ein Elektro-Lkw für den Nahverkehr eingesetzt und Endkund*innen in Österreich und Ungarn mit Elektrofahrzeugen beliefert. Zudem ist seit 2021 einer der weltweit ersten Wasserstoff-Lkw in der Schweiz regelmäßig im Einsatz. Die Anschaffung weiterer Wasserstoff- und Elektro-Lkw ist 2024 in Deutschland geplant.

Innerstädtische Nachverdichtung

Die Tivoligasse im zwölften Wiener Gemeindebezirk ist vielleicht nicht die schönste Gegend Wiens, aber eine der interessantesten. Das neue Wohnprojekt Woody-M passt gut in dieses aufstrebende Stadtquartier: Wo früher mehr als 40 Autos vor einem Supermarkt parkten, erheben sich heute über einem begrünten Sockelgeschoß vier Holzhäuser mit Wohnraum für mehr als 250 Menschen. Aus der einst geschlossen versiegelten Asphaltdecke ragen nun an vielen Stellen Grünflächen, durch die Umnutzung entstanden verbindende Fuß- und Radwege.

Wo früher Autos parkten, erhebt sich nun das Wohnquartier Woody-M mit vier Holzhäusern. (Foto: Freimüller-Söllinger Architektur)

»Insgesamt wurden 2.300 Kubikmeter Holz aus heimischen Wäldern verbaut – eine Menge, die in Österreich in 40 Minuten nachwächst«, heißt es seitens des Architektenteams Freimüller-Söllinger. In der Holzkonstruktion der Anlage sind rund 2.300 Tonnen CO2 langfristig gebunden. Am Ende seines Lebenszyklus kann das Gebäude durch die modulare Bauweise wieder in seine Einzelteile zerlegt werden: zirkuläres Bauen, das alle Ressourcen im Kreislauf hält. 

Seilbahn urban und alpin

Über Nachhaltigkeit im alpinen Raum, vor allem bei der Schaffung von neuer Infrastruktur, tauschten sich Expert*innen unterschiedlicher Bereiche auf Einladung von TÜV SÜD Österreich aus. Großevents wie die Ski-WM 2025 erfordern innovative Lösungen, die auch nach der Weltmeisterschaft von Nutzen sind, wie etwa Heinz Fuchs, Geschäftsführer der Saalbach 2025 Projekt- und Infrastruktur GmbH, aufzeigte: »Beispielsweise wird der für das Event errichtete Notweg nach der Ski-WM zu einem Rad- und Wanderweg für Gäste und die Bevölkerung. Auch der Bahnhof Maishofen-Saalbach wird zeitgerecht und barrierefrei renoviert, um die Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln so einfach wie möglich zu gestalten.«

Seilbahnen sind als energieeffiziente Infrastrukturlösung auch für Städte eine Überlegung wert. (Grafik: Doppelmayr)

Seilbahnen stellen sowohl für den alpinen als auch den urbanen Raum eine energieeffiziente und nachhaltige Infrastrukturlösung dar. Über neueste Weiterentwicklungen berichtete Markus Beck, Leiter des Bereichs Kuppelbare Einseilumlaufbahnen bei der Doppelmayr Seilbahnen GmbH: »Mit der neuen D-Line 20 MGD ermöglichen wir eine revolutionäre Förderleistung von 8.000 Personen pro Stunde. Die Kabine ist zu 100 Prozent barrierefrei gestaltet: Das Wenden mit einem Rollstuhl ist möglich, der Ein- und Ausstieg kann von beiden Seiten erfolgen.« Zudem ist die Seilbahn mit drei Sitzkonzepten individuell auf den Einsatzbereich anpassbar – Point of Interest, urban und alpin – und ermöglicht eine energieeffiziente Beschleunigung und Verzögerung der Kabinen. 

CO2-optimiert wohnen

Im Herzen Atzgersdorfs, im 23. Wiener Gemeindebezirk, wurde unter dem Namen »KleeLiving« ein Vorzeigeprojekt mit 265 Mietwohnungen fertiggestellt. »Mit diesem Projekt ermöglichen wir den künftigen Mieter*innen dank innovativer Bauweise auch eine deutliche Ersparnis bei ihren laufenden Energiekosten«, sagte Heinz Fletzberger, Vorstand der SÜBA AG, anlässlich der Übergabe des Projekts an die neue Eigentümerin, die ZBI Zentral Boden Immobilien Gruppe. Für das CO2-optimierte Energie- und Gebäudekonzept mit Bauteilaktivierung, Nutzung von Geothermie zum Temperieren der Wohnräume sowie einer großflächigen Photovoltaikanlage auf den Dächern wurde das Bauprojekt mit DGNB- und klimaaktiv-Gold ausgezeichnet und als EU-Taxonomie-konform eingestuft. Die Kombination innovativer Technologien ermöglicht eine CO2-Reduktion von bis zu 70 Prozent in den Bereichen Heizen, Kühlen und Warmwasserproduktion.

Das Energiekonzept des »KleeLiving« setzt auf Bauteilaktivierung, Geothermie und Photovoltaik. (Foto: Daniel Hawelka)

»Das KleeLiving ist eine zukunftsfähige und hinsichtlich seiner Bauweise und dem ökologischen Energieversorgungssystem innovative Neubau-Projektentwicklung«, erklärt Christian Reißing, Chief Development Officer der ZBI. Die Wohnanlage ist gut an das öffentliche Verkehrsnetz angebunden, bietet in unmittelbarer Nähe zahlreiche Einkaufsmöglichkeiten, großzügige Grünflächen entlang des Liesingbachs oder im neuen Stadtpark Atzgersdorf und ist fußläufig vom Bildungscampus Atzgersdorf entfernt. 

Holz statt Metall

Kapsch TrafficCom hat eine nachhaltige Alternative zu Autobahn-Mautbrücken aus Stahl oder Aluminium entwickelt. »Green Gantry« wird in Hybridbauweise errichtet. Die Träger und Stützen bestehen aus Brettschichtholz, der Metallverbrauch ist auf ein Minimum reduziert. Kapsch TrafficCom garantiert eine Lebensdauer von 20 Jahren. »Unsere Green Gantry hat nicht nur eine positive CO2-Bilanz, sie ist auch gleich stabil und durch die Verwendung eines natürlichen Materials widerstandsfähig gegen Umwelteinflüsse«, erklärt Katharina Rynesch, Innovation Managerin bei Kapsch TrafficCom. »Die Straßeninfrastruktur ist aktuell ein blinder Fleck bei den Bemühungen, den Verkehrssektor nachhaltiger zu gestalten. Mit unserer Green Gantry möchten wir aufzeigen, dass auch etablierte Konzepte neu und nachhaltig gedacht werden können.«

Die Autobahnbrücke »Green Gantry« wird in Hybridbauweise errichtet. (Foto: Kapsch TrafficCom)

Derzeit befindet sich die neue Konstruktion im Teststadium, das von der TU Graz wissenschaftlich begleitet wird. Mit an Bord sind weiters der Kärntner Holzproduzent Hasslacher Norica Timber und das Verkehrsinfrastrukturunternehmen Forster. Das Design stammt vom Zivilingenieurbüro freiraum ZT. Das vom Waldfonds des Landwirtschaftsministeriums geförderte Projekt wird im Rahmen des Programms »Think.Wood« der Österreichischen Holzinitiative durchgeführt.

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