Mittwoch, November 20, 2024
Design als Hebel 
Bei dem Projekt „Re:Form“ arbeiteten Unternehmer - und Designer*innen zusammen, um neue Mittel und Wege sowohl für ihre Produkte als auch das Miteinander und den Unternehmensalltag zu finden. (Credit: Martin Votava)

OekoBusiness Wien brachte für das Pilotprojekt „Re:Form“ Unternehmen mit Designer*innen zusammen, um zukunftsweisenden Ideen auf die Sprünge zu helfen. Im Rahmen der Vienna Design Week wurden fünf innovative Konzepte präsentiert. 

„Man muss etablierte Wege verlassen, um Innovation zu ermöglichen“, zeigte sich Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky angesichts der kreativen Lösungen überzeugt: Design darf Vieles, was Unternehmensprozesse auf den ersten Blick vielleicht nicht zulassen. Mit Re:Form wird das große Potenzial sichtbar, das entsteht, wenn Betriebe über den Tellerrand blicken.“ Die Projekte wurden von OekoBusiness, dem Umweltservice-Programm der Stadt Wien, finanziell gefördert und durch externe Berater*innen unterstützt.

Prototypen für die Zukunft

Fünf Unternehmen ließen sich auf das Experiment ein – und so unterschiedlich wie die Betriebe, so vielfältig fielen auch die Prototypen aus, die in der ungewöhnlichen Zusammenarbeit entwickelt wurden. Die Firma PAWEL smart packing & logistics suchte eine Lösung für die Nachnutzung ihrer Transportverpackungen, die meist aus Holz oder Wellpappe für den Überseeversand in großen Dimensionen – oft bis zu 50 Tonnen – maßgefertigt werden. Obwohl diese mitunter aus Rohstoffen wie Schnittholz, Sperrholz oder OSB-Platten bestehen, werden sie nach der einmaligen Verwendung oft entsorgt.

Stadtrat Jürgen Czernohorszky mit dem PAWEL-Team. (Foto: Martin Votava)

Gemeinsam mit Kerstin Pflege und Peter Paulhart von Studio re.d entwarf das Unternehmen trendige Möbel zum Selbstzusammenbauen: Die Schnittpläne für die Tische und Hocker sind auf die Transportkisten aufgedruckt, die Einzelteile können nach dem Auspacken einfach ausgesägt und ineinander gesteckt werden. „Der Druck auf den Kistenoberflächen macht auf den wertvollen Rohstoff aufmerksam und ist ein gelungenes Beispiel für Kreislaufwirtschaft“, sagt Laura Boldizsár, Nachhaltigkeitsbeauftragte bei PAWEL.

Der Schließsystemhersteller EVVA hatte sich, unterstützt von der Architektin Eldine Heep und der denkstatt-Beraterin Andrea Trumler-Berneck, die Verbesserung der internen Kommunikation zum Ziel gesetzt. Entstanden sind Kommunikationsinseln, die den informellen Austausch – abseits des Lärms in den Produktionshallen – erleichtern. Die Schaffung einer wertschätzenden, gemütlichen Atmosphäre stand auch beim Snackproduzenten Kelly's im Mittelpunkt des Projekts. Die Designerin Barbara Gollackner brachte mit einem modularen Möbelsystem für den Speisesaal die unterschiedlichen Bedürfnisse und Wünsche der Mitarbeiter*innen auf einen gemeinsamen Nenner.

Bei EVVA entwickelten die Projektteilnehmer*innen Wege für bessere interne Kommunikation. (Foto: Martin Votava)

Das Pharmaunternehmen Boehringer Ingelheim bot Besucher*innen des jährlichen Sommerfests einen spielerischen Zugang zum Thema Wasser. Entworfen wurde das Konzept von der Designerin Alexandra Fruhstorfer und der Unternehmensberaterin Verena Riedler. „Beim ,Fest des Wassers' werden neue Wege erdacht, wie mehr Wertschätzung bei der Nutzung von Wasser erreicht werden kann“, meint Natalie Egreteau, Senior Manager Sustainability bei Boehringer Ingelheim RVC.

Das Industrieunternehmen Tele Haase, Spezialist für Automatisierungskomponenten und Vorreiter für New Work, entwickelte mit dem Basler Superdot.studio ein experimentelles visuelles Tool, das auch andere Unternehmen zur Ausrichtung entlang der 17 Sustainable Development Goals (SDGs) animieren soll. „Wir lieben Kooperation und Kollaboration, weil daraus Großartiges entstehen kann“, lädt Gabrijela Ponier, Marketingleiterin bei Tele Haase, zur Zusammenarbeit im Rahmen des firmeneigenen Factory Hub ein.

Kooperation wird fortgesetzt

Die Verbindung von Wirtschaft, Design und Unternehmensberatung bewirkte nicht nur in den teilnehmenden Unternehmen Veränderungen, sondern könnte auch wegweisend für andere Betriebe dienen. Die gewonnenen Erfahrungen des Pilotprojekts will die Stadt für die Entwicklung eines weiterführendes Angebots für die Wiener Wirtschaft nutzen, wie Thomas Hruschka, Programmmanager von OekoBusiness Wien, erklärt: „Wir beobachten eine vestärkte Nachfrage nach kreativen und innovativen Ansätzen, um Problemstellungen im Betrieb zu 
begegnen. Re:Form setzt genau hier an und eröffnet uns neue Möglichkeiten.“ 

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