Mittwoch, Juli 17, 2024
Schritt für Schritt zum Einwegpfandsystem 
(V.l.n.r.): Philipp Bodzenta (Coca Cola Österreich), Robert Nagele (Trägerverein Einwegpfand), Bundesumweltministerin Leonore Gewessler, Monika Fiala (EWP Recycling Pfand Österreich) und Simon Part (Recycling Pfand Österreich). (Credit: Martin Steiger)

Die Pfandverordnung, die wichtige Eckpunkte für den Start im Jänner 2025 regelt, ist fixiert. Für Plastikflaschen und Aludosen werden 25 Cent eingehoben. Alle Verkaufsstellen sind zur Rücknahme verpflichtet. Ausnahmen gibt es nur für kleine Händler.

Von einem „Freudentag“ sprach Klimaministerin Leonore Gewessler bei der Präsentation der Pfandverordnung, die mehr als ein Jahr vor dem Start die rechtliche Basis für das neue Einwegpfandsystem schafft: „Das ist ein wirklich großer Meilenstein.“ Wer ab 1. Jänner 2025 eine Einweggetränkeflasche oder -dose kauft, bezahlt 25 Cent als Pfand. Bei der Rückgabe der leeren, unzerdrückten Verpackungen wird auch dieser Geldbetrag retourniert. Das Pfandsystem gilt für Plastikflaschen und Aludosen von 0,1 bis drei Litern; ausgenommen sind – aus hygienischen Gründen – Milch und Milchgetränke sowie vorerst Getränkekartons (Tetrapaks).

Mit dem neuen System soll sichergestellt werden, dass möglichst viele Verpackungen fachgerecht recycelt werden und nicht in der Natur oder im Restmüll landen. Als zentrale Abwicklungsstelle wurde im Vorjahr die „EWP Recycling Pfand Österreich gGmbH“ gegründet. Fachlichen Input holte sich das Team während der Aufbauphase in Ländern, die seit langem über ein Pfandsystem verfügen, wie etwa in Skandinavien oder der Slowakei.

Wertstoffkreislauf schließen

Alle Händler, die PET-Flaschen oder Aludosen verkaufen, sind zur Teilnahme am Pfandsystem verpflichtet – Würstelstände, Bäckereien und Drogeriemärkte ebenso wie der Supermärkte. Kleine Geschäfte müssen die Gebinde allerdings nur in handelsüblicher Menge annehmen bzw. nur Produkte, die sie auch selbst verkaufen. Erfahrungen aus dem Ausland zeigen, dass 90 Prozent der Verpackungen ohnehin im Lebensmitteleinzelhandel retourniert werden.

Beim Pfandsystem handle es sich um „die größte Umstellung seit dem Zweiten Weltkrieg“, sagte Philipp Bodzenta, Public Affairs Director von Coca-Cola Österreich und Vorstand der Kurie Erstinverkehrsetzer. Die Maßnahme sichere der Getränkeindustrie den Zugang zu Recyclingmaterial und ermögliche somit eine Schließung der Wertstoffkreisläufe. Eine Informationskampagne für Konsument*innen ist erst nächstes Jahr geplant. Im Hintergrund laufen indessen die Vorbereitungen auf Hochtouren. „Für die Produzent*innen steht ab Herbst ein detailliertes Handbuch mit allen wichtigen Informationen zur Kennzeichnung und Registrierung zur Verfügung“, erklärte Monika Fiala, Geschäftsführerin der EWP Recycling Pfand Österreich.

Endlich kommt's: Ab 1. Jänner 2025 legen Konsument*innen 25 Cent drauf - den Betrag erhalten sie zurück, wenn sie ihr Einwegpfand abgeben. Handel und Produzenten bereiten sich bereits seit einiger Zeit auf die Umstellung vor. (Grafik: Recycling Pfand Österreich)

Auch der Handel stellt bereits seit mehreren Monaten die Weichen für das Pfandsystems. „Wir sind dabei, Filialen umzubauen und Rücknahmeautomaten aufzustellen“, sagte Robert Nagele, Vorstand der Billa AG, der im Trägerverein die Rücknehmer vertritt. Investitionen von mehreren 100 Millionen Euro, u.a. für die Implementierung des IT-Systems und eines praktikablen Logistikkonzeptes seien notwendig: „Wir wollen das beste Pfandsystems Europas schaffen.“

Dieses soll sich durch die Produzentengebühr, die auch bisher entrichtet werden musste, durch die Altstofferlöse sowie durch den sogenannten „Pfandschlupf“ (Pfandeinnahmen für Gebinde, die nicht zurückgebracht werden) selbst finanzieren. Der Aufwand der Rücknahmestellen wird durch eine Gebühr (Handling Fee) abgegolten. Jährlich werden in Österreich rund 2,4 Milliarden Einweggetränkeverpackungen verkauft – eine Rücklaufquote von mindestens 90 Prozent wird angestrebt. 

Meistgelesene BLOGS

Alfons A. Flatscher
21. März 2024
 Mit KI-Technologien bleibt kein Stein auf dem anderen. Ganze Berufsstände, die sich bisher unangreifbar fühlten, geraten plötzlich in eine Krise. Legionen von Programmierern arbeiten gerade an d...
Firmen | News
25. März 2024
Die Arbeitswelt befindet sich im Wandel und Künstliche Intelligenz (KI) spielt dabei eine entscheidende Rolle. Unternehmen weltweit erkennen zunehmend die Bedeutung von KI für ihre Produktivität und W...
Andreas Pfeiler
27. März 2024
Die Bundesregierung hat ein lang überfälliges Wohnbauprogramm gestartet. Ausschlaggebend dafür war ein Vorschlag der Sozialpartner, der medial aber zu Unrecht auf einen Punkt reduziert und ebenso inte...
Redaktion
09. April 2024
Die Baubranche befindet sich gerade in einem riesigen Transformationsprozess. Dabei gilt es nicht nur, das Bauen CO2-ärmer und insgesamt nachhaltiger zu gestalten, sondern auch Wege zu finden, wie man...
Firmen | News
27. Mai 2024
Die Zeiten, in denen man eine Bankfiliale besuchen musste, um sich über finanzielle Produkte zu informieren, sind längst vorbei. Heute, in einer Ära, in der praktisch jede Information nur einen Klick ...
Fujitsu
05. April 2024
Die IT-Landschaft hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Früher dominierten zentralisierte Rechenzentren, ein neuer Trend favorisiert nun aber eine verteilte IT-Infrastruktur. Diese erstreckt...
Bernd Affenzeller
02. Juni 2024
Am 9. Juni findet in Österreich die Wahl zum Europäischen Parlament statt. Überschattet wird der Wahlkampf derzeit von Vorwürfen gegen die grüne Kandidatin Lena Schilling. Trotz der heftigen Turbulenz...
Marlene Buchinger
21. April 2024
Derzeit gibt es Unmengen an Schulungsangeboten und ESG-Tools schießen wie Pilze aus dem Boden. Anstelle das Rad neu zu erfinden, lohnt es sich bestehende Strukturen zu neu zu denken. Herzlich Willkomm...

Log in or Sign up