Donnerstag, Juli 18, 2024
Unzufrieden im neuen Job
(Titelbild: iStock)

Einer Umfrage des Job-Netzwerks XING zufolge gibt es im Recruiting- und Onboarding-Prozess häufig Reibungsverluste. Jede*r Zweite kündigt in der Probezeit oder schon im ersten Jahr. 

Rund drei Viertel der Menschen in Deutschland waren schon einmal mit einem neuen Job unzufrieden – und jeder zweite Deutsche (50 %) hat als Folge schon einmal in der Probezeit bzw. im ersten Jahr einen neuen Job von sich aus wieder gekündigt. Das geht aus der aktuellen Meinungsumfrage des Jobs-Netzwerks XING in Zusammenarbeit mit dem Marktforschungsinstitut Appinio hervor. Männer gehen diesen Schritt mit rund 52 Prozent tendenziell öfter als Frauen (48 %). Dabei ist es insbesondere die Generation Y (58 %), die bereits nach wenigen Monaten im neuen Job kurzen Prozess macht – keine Generation kündigt häufiger innerhalb der ersten zwölf Monate.

Laut Siegfried Götzinger, Geschäftsführer onlyfy by XING in Österreich, zeigt sich hierzulande ein ähnliches Bild: „Die Ergebnisse der Studie aus Deutschland sind ähnlich dem Feedback von Unternehmen in Österreich. Wir stellen fest, dass Arbeitgeber für dieselben Jobs oft zweimal – oder öfter – pro Jahr passende Kandidat*innen über unsere Plattformen und Produkte suchen. Das ist primär darauf zurückzuführen, dass Arbeitnehmer*innen nach nur wenigen Monaten ihren Job wieder kündigen“.

Wenig Geld und viel Stress

Die Gründe für Beschäftigte nach nur wenigen Monaten im neuen Job wieder zu kündigen sind vielfältig: Insbesondere ein als zu niedrig empfundenes Gehalt (43 %), die Unzufriedenheit mit der Führungskraft (43 %) und eine unpassende bzw. schlechte Teamkultur (34 %) treiben Beschäftigte zur Kündigung innerhalb des ersten Jahres. Aber auch die Unzufriedenheit mit den Arbeitsaufgaben (34 %), ein hoher Stresslevel (30 %) sowie zu viele Überstunden (26 %) sind Auslöser für eine frühzeitige Beendigung des Arbeitsverhältnisses. „Aus den Ergebnissen geht hervor, dass es meist ein Zusammenspiel aus mehreren Gründen ist, die Beschäftigte dazu bringen nach nur kurzer Zeit einen neuen Job zu kündigen – die Befragten gaben durchschnittlich drei Gründe an“, sagt XING Arbeitsmarktexperte Julian Stahl.

Ist die Entscheidung für eine Kündigung nach nur wenigen Monaten im neuen Job erst einmal getroffen, bereuen Beschäftigte diese in der Regel nicht. Rund 80 Prozent der Befragten empfanden ihre Entscheidung nicht als verfrüht, vor allem Frauen sind sich ihrer Sache sicher. 91 Prozent der Befragten gaben an, im nachfolgenden Job zufriedener zu sein.

Mehr Professionalisierung

Die hohe Anzahl an frühzeitigen Kündigungen in neuen Beschäftigungsverhältnissen hat Folgen, die sowohl für Beschäftigte als auch Arbeitgeber nicht optimal sind. „Ein erneuter Recruiting- und Onboarding-Prozess ist für beide Seiten mit zusätzlichem Aufwand und Kosten verbunden. Die Reibungsverluste durch Fehleinstellungen bedeuten im volkswirtschaftlichen Sinne einen Schaden, der sich verhindern lässt“, meint Stahl.

„Es ist wichtig, dass beide Seiten bestmögliche Transparenz schaffen“, ergänzt onlyfy-Geschäftsführer Götzinger. „Je konkreter Job-Suchende wissen und vor allem auch kommunizieren, worauf es ihnen bei einem potenziellen Arbeitgeber ankommt, desto besser passen sie mit ihren Vorstellungen sowohl fachlich als auch kulturell zusammen. Für den Arbeitgeber empfiehlt es sich ebenfalls, offen und transparent die Situation am Arbeitsplatz aufzuzeigen.“ So sollte es während des Recruiting-Prozesses nicht nur um den Lebenslauf gehen, sondern auch darum, sich menschlich besser kennenzulernen. Beispielsweise kann ein Probetag mit dem potenziellen Team im Vorfeld sinnvoll sein. „Auch wenn es keine hundertprozentige Garantie gibt, dass der Job passt, kann die Zahl der Kündigungen im ersten Jahr durch eine Professionalisierung des Recruiting-Prozesses reduziert werden“, erklärt Götzinger.

Über die neue personalisierte Job-Suche über XING können Nutzer*innen künftig mittels der neuen Funktion „Job-Wünsche“ die Möglichkeit noch gezielter angeben, was ihnen bei einem potenziellen Arbeitgeber bzw. einem neuen Job wichtig ist. Verschiedene Optionen wie z.B. Gehaltsvorstellung, favorisierte Arbeitgeber und wöchentliche Arbeitszeit stehen dabei zur Auswahl. Aktiv Job-Suchende erhöhen damit um bis 70 Prozent ihre Chancen, zu ihnen passende Job-Empfehlungen direkt ausgespielt zu bekommen. Passiv Job-Suchende profitieren ebenfalls von der neuen Funktion, indem sie von den mehr als 20.000 Recruitern auf der Plattform noch besser gefunden werden und noch schneller passende Job-Angebote erhalten.

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