Die CSRD-Berichtspflicht kommt. Um aber überhaupt Nachhaltigkeitsbericht erstatten zu können, brauchen Unternehmen erst einmal Daten - wo und wie sollen die gesammelt werden? Glück hat da, wer bereits mit ERP und MES Systemen arbeitet: Darin stecken rund 70 Prozent aller Informationen, die für die CO2-Bilanzierung nötig sind.
Ab kommendem Jahr müssen auch viele mittelgroße Unternehmen ihrer CSRD-Berichtspflicht nachkommen. Viele erheben allerdings noch gar keine Daten zum Thema Nachhaltigkeit. Ein Problem? Hierzu hat proAlpha eine Studie in Auftrag gegeben, die den Informationsgewinn aus bereits etablierten Geschäftsanwendungen wie ERP, CRM (Customer Relationship Management), TMS (Transport Management Systeme) und MES (Manufacturing Execution System) analysiert. Das Ergebnis: ERP-Systeme bieten mit rund 42 Prozent nutzbaren Daten die höchste Informationsverfügbarkeit. Kombiniert man sie mit Maschinen- und Betriebsdaten aus dem MES, dann decken sie bereits eine Mehrheit der erforderlichen Informationen ab - zum Beispiel nahezu alle Scope 1 - Emissionen.
Emissionslage aus Betriebsdaten berechnen
CO2-Emissionen werden in der Regel nach den GHG Protocol Standards berechnet. Neben dem direkten Schadstoffausstoß im Unternehmen (Scope 1) werden auch vorgelagerte Aktivitäten wie beispielsweise der bezogene Strom (Scope 2) und indirekte Emissionen durch vor- und nachgelagerte Aktivitäten aller Art (Scope 3) gemessen. Um hier eine Bilanz ziehen zu können, müssen die richtigen Daten verfügbar sein. Für die Studie wurde in den Systemen nach über 330 relevanten Kriterien eines CO2-Referenzrahmens gesucht:
ERP-Systeme erreichen mit 141 bereitgestellten Informationen eine Quote von 42 Prozent; MES mit 78 Informationen rund ein Viertel der nötigen Daten. Zusammen greifen sie bereits heute auf etwa 70 Prozent der für das GHG-Protokoll erforderlichen Daten zu. Außerdem können fast alle direkt verursachten Emissionen (Scope-1-Daten) abgedeckt werden. Auch für indirekte Emissionen aus Scope 2 eignen sich Daten aus den Rechnungswesen. Außerdem stellt betriebswirtschaftliche Software Informationen zu Produkten und Transporten bereit – wenngleich Emissionsfaktoren fehlen, mit denen die CO2-Belastung errechnet werden könnte.
Vor- und nachgelagerte Emissionen (Scope 3) fallen branchenübergreifend mit 74 Prozent und im Maschinenbau sogar mit 89 Prozent kräftig ins Gewicht. Geschäftsanwendungen können dabei helfen, die Verursacher in Vertrieb, Service, Einkauf, Materialwirtschaft und Produktion zu identifizieren - wie viel, das ist allerdings von Fall zu Fall unterschiedlich.
Einbindung von CO2-Management-Tools und Digitalisierungsinitiativen nötig
„ERP- und MES-Systeme punkten mit einer guten Informationsverfügbarkeit zur Erfassung der für das GHG-Protokoll nötigen Informationen. Für eine effiziente Bilanzierung und effektive Emissionsreduktion braucht es allerdings ergänzend dedizierte CO2-Management-Tools“, erklärt Michael Finkler, Geschäftsführer der proALPHA Gruppe. Unternehmen könnten den Aufwand zur CO2-Bilanzierung signifikant reduzieren, wenn sie die bereits verfügbaren Daten aus ERP-Systemen und weiteren Business-Anwendungen heranziehen. Daher sollten sie die Informationsverfügbarkeit innerhalb von Business-Anwendungen entsprechend steigern, so der Experte. Auch die Softwareanbieter seien gefragt: Sie müssten mehr Schnittstellen für die unterschiedlichen Systeme bereitstellen.
„Ob Regulatoren, Partner oder Kunden – auf Unternehmen und Organisationen rollt ein Tsunami an Emissionsberichtspflichten zu. Ohne entsprechende und umfangreiche Digitalisierungsinitiativen werden sie die Welle nicht in den Griff bekommen“, ergänzt Finkler. „Bei den Emissionsfaktoren könnte die Politik die Unternehmen unterstützen, indem sie nicht nur Berichte fordert, sondern auch die dafür nötigen Daten wie etwa Emissionsfaktoren zur einfacheren Nachhaltigkeitsberichterstattung leichter zugänglich macht. Hierfür sind etwa die derzeit gestarteten Wirtschaftsinitiativen Manufacturing-X oder Catena-X ein passendes Vehikel.“
Durchgeführt wurde die Studie namens „CO2-Management mit Business Software“ 2022 vom Center Integrated Business Applications (CIBA) in Zusammenarbeit mit dem Forschungsinstitut für Rationalisierung (FIR) an der RWTH Aachen. Zur Beurteilung wurden über 330 relevante Kriterien herangezogen. Mithilfe einer Gap-Analyse wurden sie mit den Systemen abgeglichen.
Details zum Studien-Design finden Sie im proAlpha Executive Summary „Single Point of Truth: ERP- und MES-Systeme als Enabler einer effizienten CO2-Bilanzierung“; die kompletten Studienergebnisse können unter