Wohnraum ist ein knappes Gut - aktuell mehr denn je. Neben der Finanzierung ist die größte Sorge der Österreicher*innen, ob sie überhaupt eine passende Immobilie finden. Das geht aus einer aktuellen Umfrage der Raiffeisen Immobilien hervor.
Für die Studie hat das Marktforschungsinstitut Gallup im Auftrag der Raiffeisen im März 2023 eine repräsentative Umfrage mit 1000 Österreicher*innen durchgeführt. Das Problem Leistbarkeit steht dabei sowohl intern in der Branche als auch bei 73 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher an erster Stelle. Befragt nach den größter Herausforderungen im Bereich Bauen & Wohnen folgen erst weit dahinter Nachhaltigkeit und Klimaschutz mit 11 Prozent und Energieeffizienz mit 9 Prozent. Versiegelung & Bodenverbrauch landen auf dem letzten Platz.
Persönliche Wohnprobleme
Etwas differenzierter wird es, wenn man die Österreicher*innen nach ihren persönlichen Wohnproblemen fragt: Für ein Viertel ist der Erhalt einer Finanzierung das größte Problem, gleichauf mit der Leistbarkeit von Energie. 17 Prozent bzw. 18 Prozent stellen das „Finden einer passenden Immobilie“ bzw. das „Finden eines geeigneten Käufers/Mieters“ an die Spitze. Sich die Miete oder Kreditrückzahlung leisten zu können, rangiert nur für 14 Prozent auf Platz eins.
Nach Auswertung der Studie rangiert das Finden einer passenden Immobilie insgesamt auf dem ersten Platz der Sorgentreiber, gefolgt von der Leistbarkeit von Miete oder Kreditrückzahlungen und der Leistbarkeit von Energie an dritter Stelle. Besonders Mieter*innen im privaten Wohnbau stehen bei Energiepreisen und der Finanzierung vor Problemen - im Gegensatz zu Eigentümer*innen, die dies nur selten als Hauptproblem benennen. Die Kosten für Heizung und Strom sind insbesondere für junge Menschen eine große Herausforderung.
Wie ordnen die Österreicher*innen ihre persönlichen Wohnprobleme ein? Von Platz 1 (größtes Problem) zu Platz 5 (kleinstes Problem). (Grafik: Raiffeisen Immobilien)
Unterstützung könne hier von Maklerseite kommen, meinen die Sprecher von Raiffeisen Immobilien, Peter Weinberger und Peter Mayr: „Unsere Kolleg*innen sind bestens ausgebildet und regional vernetzt. Das erleichtert das Finden eines passenden Objektes zum fairen Preis ebenso wie die Suche nach dem geeigneten Käufer oder Mieter.“ Die Umfrageergebnisse bestätigen allerdings die Erfahrungen aus dem täglichen Maklergeschäft: „Junge Menschen und solche mit niedrigerem Einkommen haben Probleme, Eigentum zu finanzieren und die hohen Energiekosten zu stemmen.“
Ein großer Teil der Bevölkerung sei von diesen Themen weit weniger betroffen – nämlich jene, die ein Eigenheim besitzen und dieses entweder bereits ausbezahlt haben oder noch von günstigen Kreditkonditionen profitieren, meinen dazu Weinberger und Mayr. Laut Umfrage wohnen rund 53 Prozent der Österreicher*innen im Eigentum.
Kalter Preisanstieg
Wieviel geben die Österreicher*innen fürs Wohnen aus? In der Gruppe mit einem Monatseinkommen bis 1.500 Euro zahlt knapp die Mehrheit bis zu 500,- Euro monatlich. Bei einem Monatseinkommen bis zu 2.500,- Euro dominieren schon Ausgaben von 501,- bis 1000,- Euro pro Monat. Im Bereich zwischen 1001,- und 1500,- Euro Wohnkosten hat im Vergleich zum Vorjahr den größten Anstieg gegeben: Rund 5 Prozent mehr Menschen zahlen solche Preise - die meisten von ihnen wohl bedingt durch Mieterhöhungen.
Die Ausgaben fürs Wohnen sind gestiegen: Im Vergleich 2022 zu 2023 lässt sich eine Verschiebung hin zu höheren Wohnkosten beobachten. (Grafik: Raiffeisen Immobilien)
Immobilien für die Altersvorsorge
Weil die Finanzierung von Immobilien durch die steigenden Zinsen und die restriktive Kreditvergabe erschwert wurden, ist die Nachfrage nach Mietwohnungen laut Raiffeisen Immobilien aber besonders stark gestiegen. „Wir rechnen mit weiter steigenden Mietpreisen, vor allem in den Ballungszentren. Aber nur ein Eigenheim sichert die Altersvorsorge – deshalb muss es auch Lösungen für die Schaffung von Eigentum geben“, fordert Peter Mayr. Hier seien sowohl die Politik als auch die Bundesländer, Städte und Gemeinden gefragt, die für mehr bessere Rahmenbedingungen als auch leistbares Bauland sorgen müssten. „Eine ausbezahlte Immobilie ist unbestritten der beste Schutz vor Inflation und Altersarmut.“
Lieber soldide als luxuriös
Wenn dann doch gebaut oder gekauft wird, ist den Befragten vor allem eine „solide Bauweise“ wichtig. Gefragte Immobilien besitzen außerdem einen niedrigen Energieverbrauch, helle, sonnige Räumlichkeiten und ausreichend Platz. Ein Auge zu hingegen drückt man bei Ladestationen für E-Autos, die nur 9 Prozent als sehr wichtig erachten. Noch unwichtiger ist nur eine „luxuriöse Ausstattung“. Interessanterweise zeigt sich das auch im Jahresvergleich: Vor allem Features, die Energie benötigen - wie Klimaanlage, Ladestation für E-Autos oder Saunen - haben an Beliebtheit ordentlich eingebüßt.
Zentrale Themen
Den Trend zu mehr Achtsamkeit bei Energiekosten und der Frage nach Leistbarkeit beobachet man auch bei Raiffeisen Immobilien: „Es wird zukünftig energieeffizienter, wirtschaftlicher und kostengünstiger gebaut werden müssen“, ist Peter Weinberger überzeugt. Die zentralen Fragen der Käufer*innen drehten sich um Energieeffizienz, die Möglichkeit einer Kreditfinanzierung sowie um die Einschätzung, wieviel Platz man sich angesichts des noch immer hohen Preisniveaus leisten kann und möchte.
Die beiden Sprecher Weinberger und Mayr ziehen daraus ein Fazit für die Branche - und das Unternehmen: „Die aktuelle Gallup Umfrage zeigt, dass 2023 ein herausforderndes Jahr für die Immobilienwirtschaft ist. Qualitätsberatung ist wichtiger denn je zuvor. Wir setzen auf die Kompetenz unserer Mitarbeiter*innen und werden sie in zentralen, aber auch neuen Bereichen wie Energieberatung und Liegenschaftsbewertung weiter ausbilden und unterstützen.“