Die US-Aktienmärkte erleben derzeit einen Höhenflug. Dennoch bleibt die Aussicht für Anleger*innen weiterhin getrübt, wie das Bankhaus Spängler in seinem aktuellen Kapitalmarktausblick analysiert.
„Der amerikanische Aktienmarkt hat in den letzten Monaten einen fulminanten Aufschwung erlebt, allerdings wurde dieser nur von wenigen großen Technologie-Unternehmen getragen. Das große Thema Künstliche Intelligenz wirkt hier derzeit wie eine Art Kapitalmarkt-Doping“, sagt Nils Kottke, Vorstandsmitglied im Salzburger Bankhaus Spängler: „Die Frage ist, ob dies für einen nachhaltigen Aufwärtstrend reicht.“
Die Märkte und damit auch die Anleger*innen blicken jedenfalls weiterhin unsicheren Zeiten entgegen. „Was die Konjunktur betrifft, ist der Markt zurückhaltender als der Internationale Währungsfonds IWF. Spannend werden die aktuellen Quartalsergebnisse der Unternehmen“, erklärt Markus Dürnberger, Asset Manager im Bankhaus Spängler. „Wir rechnen damit, dass die Konjunktur-Schätzungen für die zweite Jahreshälfte nach unten korrigiert werden müssen, denn ein stärkeres Wachstum in den kommenden sechs Monaten gibt der Zinsmarkt momentan nicht wirklich her.“
Noch nicht am Zinsgipfel
Die Stimmung insgesamt ist durchaus eingetrübt. So zeigt sich beispielsweise der „Economic Surprise Index“ für Europa sehr negativ. Die Erwartungen der
Marktteilnehmer*innen wurden also enttäuscht. In dieselbe Richtung geht der Verlauf des „Ifo-Geschäftsklimaindex“, für den regelmäßig rund 9.000 Unternehmen in Deutschland zu ihren Erwartungen für die nächsten sechs Monate befragt werden. Deren Stimmung hat sich deutlich verschlechtert.
Die Gesamtinflation ist aktuell rückläufig, aber nach wie vor zu hoch, und diese Tatsache zwingt die Notenbanken weiterhin zu einer restriktiven Geldpolitik. „Wichtiger ist jedoch die Kerninflation – also die Preisentwicklung ohne Lebensmittel und Energiekosten. Auch diese ist zwar rückläufig, aber mit 5,3 Prozent noch immer auf einem viel zu hohen Niveau. Das langfristige Ziel der Notenbanken liegt ja bei zwei Prozent, davon sind wir weit entfernt“, meint Dürnberger.
Die US-Notenbank Fed pausiert derzeit in ihren Zinsschritten, ist aber nach wie vor bereit, den Leitzins weiter zu erhöhen. Insgesamt sollte das Zinshoch nach Meinung der Analysten aber langsam erreicht sein. Erste Zinssenkungen der Fed werden erst 2024 erwartet, und zwar im Ausmaß von rund 1,5 Prozent. Der Leitzins der EZB liegt aktuell bei vier Prozent. Aktuell stehen vermutlich noch ein bis zwei weitere Zinsschritte im Umfang von jeweils 0,25 Prozent bevor. Was das nächste Jahr betrifft, sind in Europa – im Gegensatz zur USA – noch keine Zinssenkungen in Sicht. „Am Zinsgipfel angekommen sind wir zwar vermutlich noch nicht, aber wir sind wohl zumindest in der Nähe davon“, resümiert Spängler-Vorstand Nils Kottke.
(Grafik: Bankhaus Spängler)