Sonntag, Dezember 22, 2024
 „Brücken“ bauen zwischen Kryptowährungen​ ​
(Titelbild: iStock)

Wie kann man eine Kryptowährung in eine andere umwechseln? Bisher musste man dafür großen Krypto-Anbietern vertrauen oder sich mit ganz einfachen Tauschgeschäften zufriedengeben. Die TU Wien entwickelte nun ein dezentrales Protokoll, das neue Finanzinstrumente erlaubt.​

Bitcoin ist heute die wohl bekannteste Kryptowährung der Welt – aber es gibt noch viele andere. Will man eine Kryptowährung in eine andere umtauschen, verwendet man meist sogenannte „Bridges“ – oft stecken dahinter Firmen, die große Summen unterschiedlicher Kryptowährungen halten und einen Tausch ermöglichen. Dabei kam es aber immer wieder zu Sicherheitsproblemen und spektakulären Kriminalfällen, Kryptowährungen im Wert von Milliarden Euro wurden dabei bereits gestohlen.​

An der TU Wien wurde nun ein neuartiges Protokoll entwickelt, dass den Umtausch von einer Kryptowährungen auf effiziente und sichere Weise ermöglicht – und zwar völlig dezentral, ohne ein großes Krypto-Depot kommerzieller Anbieter nutzen zu müssen. „Glimpse“ heißt das neue Tool, das der Krypto-Welt nun ganz neue Optionen eröffnen soll. Die Arbeit wurde beim „USENIX Security Symposium“ angenommen, einer der prestigeträchtigsten Informatik-Konferenzen der Welt, die im August in Los Angeles stattfindet. Online ist das Paper über die neue Krypto-Technik bereits verfügbar.​

Smart Contracts

Bei Kryptowährungen wird jede Transaktion für alle nachvollziehbar gespeichert – auf der öffentlich einsehbaren Blockchain, die den kompletten Verlauf aller bisherigen Transaktionen enthält. So herrscht immer Einigkeit darüber, von welchem Konto auf welches andere Konto welcher Betrag überwiesen wurde und wer wie viel Kryptowährung besitzt. Diese Transaktionen können auch komplizierter sein als simple Banküberweisungen: „Bei verschiedenen Kryptowährungen kann man etwa Überweisung ins System eingeben, die nur dann gültig werden, wenn bestimmte Bedingungen erfüllt sind“, erklärt Giulia Scaffino, die Erstautorin des Papers.​

In einer mathematisch präzise definierten Sprache werden diese Bedingungen festgelegt, als vom Computer lesbarer Vertrag – einem sogenannten „smart contract“. Später wird dann automatisch verifiziert, ob die Bedingungen erfüllt sind oder nicht, und je nachdem wird dann die Überweisung getätigt oder abgebrochen.​

Während solche Transaktionen schon bisher innerhalb einer Blockchain möglich waren, sind übergreifende Transaktionen von einer Kryptowährung zur anderen komplizierter und standardmäßig nicht unterstützt. Genau das wird nun aber durch ein neuentwickeltes Protokoll möglich. Die Forschung wurde im Rahmen des Christian-Doppler-Labors „Blockchain Technologies“ an der TU Wien durchgeführt.

Effizient und flexibel

„Das genaue Protokoll, das wir dafür entwickelten, sollte mehrere wichtige Kriterien erfüllen“, sagt Forscherin Zeta Avarikioti. „Es muss effizient sein – der Nachweis, dass die Summe tatsächlich überwiesen wurde, soll mit einer relativ kleinen Datenmenge möglich sein. Wären dafür große Teile einer Blockchain nötig, mit hunderten Gigabyte an Daten, wäre das völlig unpraktikabel. Außerdem soll das Protokoll eine möglichst große Kompatibilität aufweisen – möglichst viele Kryptowährungen sollten unterstützt werden.“ 

Das neuentwickelte Protokoll ließe sich direkt in bestehende Krypto-Software integrieren – Gespräche mit dem österreichischen Finanzdienstleister Bitpanda laufen. „Glimpse“ bietet darüber hinaus, Möglichkeiten für andere dezentrale Finanzinstrumente wie Asset-Migrationen sowie Wrapping und Unwrapping von Token.​

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