Digitale Werkzeuge - wie der sogenannte digitale Produktpass (DPP) - können den Wandel zu einem nachhaltigen Wirtschafts- und Gesellschaftssystem stützen. Im dritten i2s Future Lab an der FH St. Pölten diskutierten Expert*innen über den Status quo, Anforderungen und Herausforderungen, die sich aus einem DPP insbesondere für KMU ergeben.
Titelbild (v.l.n.r.): Susanne Roiser (Leiterin Institut for Innovation Systems, FH St. Pölten), Felix Badura (Digi-Cycle GmbH), Tassilo Pellegrini (Leiter Institut for Innovation Systems, FH St. Pölten), Christian Baczynski (viesure innovation center). (Credit: Tatjana Aubram)
Die Europäische Kommission definiert einen „Produktpass“ als einen Datensatz, der als „digitaler Zwilling“ produktbezogene Informationen elektronisch registriert, verarbeitet und zwischen Unternehmen der Lieferkette, Behörden und Verbrauchern*innen austauscht. Ziel ist, damit die Lebensdauer von Produkten zu verlängern, den Ressourcenverbrauch zu reduzieren und Verbraucher*innen in ihren Konsumentscheidungen zu unterstützen.
Beginnend mit den Produktgruppen Elektronik und Batterien sollen ab 2026 die ersten Produktpässe eingeführt werden. Danach wird das Modell schrittweise auf andere Produktgruppen wie Lebensmittel, Mode, Bau- und Werkstoffe, Lebensmittel sowie Verpackungen ausgedehnt.
Lackmustest für Digitalisierung und Nachhaltigkeit
Im Fokus des i2s Future Lab standen das Potenzial, die Chancen und die Herausforderungen eines DPP für die Nachhaltigkeitswende. Dabei ging es sowohl um die Perspektive der Lieferkette und der Hersteller dokumentationspflichtiger Produkte als auch um den erwarteten Benefit für Konsument*innen. „Der digitale Produktpass ist ein Kernprojekt der EU in der nachhaltigen Transformation zu einer Zirkularwirtschaft und der Stärkung der Konsument*innenrechte. Es ist ein Lackmustest, der zeigen wird, ob die Digitalisierung dazu beitragen kann, unser Wirtschaftssystem gerechter und ökologischer zu gestalten“, erklärt Tassilo Pellegrini, Organisator des i2s Future Lab und Co-Leiter des Institute for Innovation Systems an der FH St. Pölten.
Bei der Diskussionsrunde erörterten Expert*innen die Potentiale des digitalen Produktpasses. „Im digitalen Produktpass steckt sehr viel Potential, nicht nur im B2C-Bereich, sondern auch B2B“, regte FH-Lektor Christian Baczynski vom viesure innovation center, an. Dazu gehörten beispielsweise Fragen wie ‚Woher kommt die Verpackung meines Produktes?‘ oder ‚Wie nachhaltig produziere ich tatsächlich?‘.
„Abfall ist Wertstoff am falschen Platz! Indem digitale Produktpässe beschreiben, was in einem Produkt enthalten ist, können nicht nur Schadstoffe besser entfernt, sondern vor allem Wertstoffe oder ganze Komponenten besser rückgewonnen werden. Erste Ansätze gibt es hier schon, aus meiner Sicht aber auch noch einiges an Wegstrecke“, sagt Felix Badura, Geschäftsführer der Digi-Cycle GmbH.
Die nächste Ausgabe des i2s Future Lab findet im Herbst statt. Mehr zu der Veranstaltung finden Sie hier: https://i2sfl.fhstp.ac.at/
Über das i2s Future Lab
Das i2s Future Lab des Institute for Innovation Systems der FH St. Pölten versteht sich als Netzwerk- und Diskussionsplattform für Expert*innen und Opinion Leaders – an der Schnittstelle zwischen Ökologisierung und Digitalisierung. Die Veranstaltung findet in Kooperation mit dem Digital Innovation Hub (DIH) Work statt. Der DIH Work wird vom Bundesministerium für Arbeit und Wirtschaft (BMAW) im Rahmen des Programms „Digital Innovation Hub in Österreich“ gefördert.
Im BMK-geförderten Forschungsprojekt „DPP4ALL“ erhebt das i2s der FH St. Pölten die technischen, rechtlichen und organisationalen Anforderungen an einen solchen digitalen Produktpass. Mehr dazu unter: https://research.fhstp.ac.at