Die Jahresbilanz der österreichischen Wellpappe-Industrie wird durch hohe Energie- und Rohstoffkosten getrübt. Die Branche fürchtet Benachteiligungen im Zuge der geplanten EU-Verpackungsverordnung.
Ohne Wellpappe läuft nichts in der Lieferkette. Über zwei Drittel aller in Österreich hergestellten Waren gehen in faserbasierter Wellpappe auf Reisen. Mehr als 90 Prozent der gebrauchten Wellpappe-Verpackungen werden wieder dem Recycling zugeführt und können bis zu 25 Mal zu neuen Verpackungen verarbeitet werden. Das macht Wellpappe zur Kreislauf- und Transportverpackung Nr. 1.
Die österreichische Wellpappe-Industrie war jedoch im vergangenen Jahr mit einem enormen Kostendruck konfrontiert. „2022 war geprägt von Marktverwerfungen infolge des Russland-Krieges gegen die Ukraine, der Energiekrise und einer zunehmenden Konsumeintrübung. Dies stellte eine große Belastung für die gesamte Wellpappebranche dar“, sagt Stephan Kaar, Sprecher des Forum Wellpappe Austria. Vor allem die extrem angestiegenen Kosten für Energie und Rohstoffe erforderten von den heimischen Betrieben eine hohe Flexibilität.
Beim mengenmäßigen Absatz verzeichneten die im Forum Wellpappe Austria organisierten Unternehmen 2022 mit 994,6 Millionen Quadratmeter gegenüber dem Vorjahr einen Rückgang von 6,1 Prozent. Die Produktion pendelte sich damit wieder auf das Vorkrisenniveau ein, nachdem während der Pandemie der Versandhandel und damit auch der Bedarf an Verpackungen Höhenflüge erlebt hatten. Beim Umsatz erzielte die heimische Wellpappe-Industrie 2022 mit 739,8 Millionen Euro ein Plus von 21,6 Prozent.
Stephan Kaar, Sprecher des Forum Wellpappe Austria, kritisiert die kommenden EU-Vorgaben zu Recyclingquoten - vor allem vor dem Hintergrund der derzeitigen Kostenkrise in der Branche.
„Dieser Anstieg reichte jedoch bei weitem nicht aus, den extremen Kostendruck bei Wellpappe-Rohpapieren, Hilfsstoffen und Energie voll auszugleichen“, zieht Stephan Kaar dennoch eine durchwachsene Bilanz. So stiegen die Kosten für Wellpappe-Rohpapiere seit Beginn 2021 bis Herbst vergangenen Jahres um über 50 Prozent an.
Strittige EU-Vorgaben
Deutliche Benachteiligungen sieht der Branchenvertreter im Entwurf für die neue EU-Verpackungsverordnung, den die EU-Kommission im Rahmen ihres „Green Deal“ vorgelegt hat. „Wir unterstützen zwar ausdrücklich die übergeordneten Ziele dieses Vorhabens. Unsere Kritik richtet sich jedoch im Kern insbesondere gegen pauschalierte Mehrwegquoten“, sagt Branchensprecher Kaar. Die vorgesehenen verpflichtenden Mehrwegquoten – 90 Prozent bei Transportverpackungen für Haushaltsgroßgeräte ab 2030 und 50 Prozent bei E-Commerce-Verpackungen ab 2040 sowie das generelle Verbot für Obst- und Gemüseverpackungen bis 1,5 Kilogramm – lehnt das Forum Wellpappe ab. Anstelle der Mehrwegquoten solle die konkrete Ökobilanz der Verpackungen ausschlaggebend sein.
Nach einem starken ersten Quartal sieht sich die Branche derzeit mit sinkender Nachfrage konfrontiert. Infolge der Lieferkettenprobleme hatten viele Unternehmen Ware gehortet, diese Lager leeren sich nun. Ab dem Sommer sollte die Nachfrage, auch aufgrund des steigenden Konsums, wieder anziehen.
(Bilder: APA/Hörmandinger)