Josef Faderl (li.) und sein Forschungsteam der voesastalpine Stahl GmbH wurde als Finalist für den Europäischen Erfinderpreis 2023 nominiert.
Presshärtender Stahl macht 10 bis 20 Prozent des Gewichts der Rohkarosserie eines Fahrzeugs aus. Josef Faderl, Siegfried Kolnberger, Thomas Kurz und Andreas Sommer haben eine ineinandergreifende Werkstoff- und Härteverfahrenstechnologie zur Herstellung stabiler, verzinkter Stahlteile entwickelt, die den Bau leichterer Autos ermöglichen. Das Martensitgefüge, das während des Presshärtens nach der
Abschreckung des auf ca. 900 °C erhitzten Stahls entsteht, macht den Stahl bis zu sechsmal fester als konventionellen Stahl.
Der Leichtbau macht die Automobile aufgrund des geringeren Kraftstoffverbrauchs nachhaltiger. Darüber hinaus verursacht die Werkstoffherstellung weniger Emissionen, da weniger Stahl erforderlich ist und Stahl im Vergleich zu alternativen Materialien wie Aluminium oder Kohlefaser kostengünstiger, emissionsärmer und besser recycelbar ist. Für ihre Arbeit wurden Faderl und sein Team nun als Finalisten der Kategorie „Industrie“ des Europäischen Erfinderpreises 2023 aus über 600 Kandidat*innen ausgewählt.
Leicht & nachhaltig
„Unsere Kunden wollten eine Beschichtung auf Zinkbasis haben, weil es aus Sicht des Korrosionsschutzes eine bessere Lösung im Vergleich zu einem passiven System wie der Feueraluminierung oder viel besser als unbeschichtetes Material ist“, berichtet der österreichische Physiker, wie er vor über 20 Jahren damit begann, an der neuen Technologie zu arbeiten.
Für die Entwicklung eines nachhaltigeren Verfahrens zur Stahlproduktion wurden Josef Faderl und sein Team als Finalisten zum Europäischen Erfinderpreis 2023 geladen. (Bild: Kurt Höbst)
Faderl und sein Team setzten ihre Idee in die Praxis um – trotz Warnungen, dass die Lösung mit Zink nicht funktionieren würde. Nur sechs Jahre nach den ersten Gesprächen ging der Stahl mit dem Namen phs-ultraform™ 2008 in Serie. Weltweit werden jährlich über 30 Millionen Fahrzeugteile daraus gefertigt.
Josef Faderl gehört seit 33 Jahren der voestalpine Stahl GmbH an, zunächst als Forscher und seit 1993 als Leiter eines Forschungs- und Entwicklungsteams. „Das Wichtigste ist, so kritisch wie möglich zu sein. Kreativität und kritisches Hinterfragen sowie die Suche nach den Mechanismen dahinter sind unsere wichtigsten Erfolgsfaktoren“, sagt Faderl. Die diesjährigen Gewinner Europäischen Erfinderpreises werden am 4. Juli 2023 in Valencia im Rahmen einer feierlichen Zeremonie bekannt gegeben. Der Preis würdigt die Arbeit von Erfinder*innen herausragender und kommerziell erfolgreicher Technologien, die sich große europäische Unternehmen patentieren ließen.
(Titelbild: EPA)